Galerie Peter Herrmann |
Musiker |
Famson Akinola |
Präsentation im Rahmen der musiklischen Reihe Vom Highlife zum Afrobeat mit der Dundun |
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Eine musikalische Entwicklung. Der Musiker aus Nigeria beleuchtet seinen Werdegang der dreijährig in traditioneller Ausbildung beginnt. Es schildert seinen Weg über den Gospel der christlichen Kirche, hin zum westafrikanischen Highlife, der wiederum entscheidende Maßstäbe für den Afrobeat der 19achtziger lieferte. Sein ganz persönlicher Cornerstone, sein roter Faden, ist neben vielen anderen Instrumenten die der Musiker beherrscht, die in vielen Variationen bekannte Dundun. Zwischen Redebeiträgen intoniert Famson Akinola, in Begleitung von John Famodimu und Ola Johnson, Beispiele seines interessanten Musikerlebens das seit fünfzehn Jahren viel mit Berlin, Brandenburg und Deutschland zu tun hat. |
Die Dundun ist aus einem Stück Holz geschlagen und ist geformt wie ein Stundenglas. Die Ziegenhäute an den beiden Öffnungen sind entlang des Korpus mit Lederschnüren verspannt, an denen durch Armdruck die Tonlage variiert werden kann. Instrumentalhistoriker gehen davon aus daß die Oyo, eine Untergruppe der Yoruba in Nigeria, das Instrument zur vollen Blüte entwickelt haben. Man postuliert vage, daß es von den Haussa adaptiert wurde und somit plausiblerweise seine Ursprung in den Kulturen des Sudangürtels hätte. Die Verbreitung des Instruments war und ist derart dicht, daß sich an ihm entlang eine tonale Sprachform entwickelte, die dem Instrument den allgemein gebräuchlichen Namen Talkin' Drum gab. Die Talkin' Drum wird fast ausschließlich für künstlerische Zwecke verwendet, kann aber auch zur Nachrichtenübermittlung über Distanzen genutzt werden. Zu festlichen Anlässen aller Art wird aufgespielt, Orakelübermittlungen werden damit inszeniert, Preislieder auf verdiente Persönlichkeiten damit begleitet, religiöse Riten untermalt. Daß das Instrument bei den Yorubas eine Blüte erlebte die sich von großen Solisten bis hin zu DunDun-Orchstern ausdrückten, dürfte auf ein bereits vorhandenes und sehr facettenreiches tonales Grundsystem zurückzuführen sein. In nahezu allen subsaharischen Kulturen ist die Improvisation das entscheidende Lebenselexier der Musik. Ständig stellen sich die Musiker auf eine neue Situation ein, die unmittelbar musikalisch interpretiert wird. |
Welcher mitteleuropäische Künstler kennt nicht die Problematik in der Kooperation, bei der ein afrikanischer Mitspieler nicht nachvollziehbar fröhlich die vereinbarte Rahmung verläßt oder anders herum, daß der Afrikaner stolpert, weil der europäische Kontrabasser im entscheidenden Wechsel aufs Notenblatt statt auf fremde Hände und Augen schaut. Für Famson Akinola sind solche Details kleine Anekdoten auf einem breiten Weg. Über seine Zusammenarbeit mit vielen Musikern in Berlin von denen Mfa Kera, Souleymane Touré oder Aly Keïta genannt werden dürfen, hält er Vorträge über verschiedene Hintergründe seiner Kultur. Er bereist als Dozent ganz Deutschland und hat auch dabei zwei Schwerpunkte. Der eine liegt auf Bildungsarbeit an Schulen, der andere auf musikanthropologischer Vermittlungsarbeit. |
In unserer Reihe wird Famson die traditionelle Verbindung der Dundun zu den Gottheiten der Yoruba schildern. Shango, Eshu, die Schöpfergestalt Ododua, alle haben eigene rhythmische Zuweisungen. Nach diesem Exkurs steigen seine Begleitmusiker ein, die die Entwicklung zum Dundun-Orchster nachvollziehbar machen, zu dem normalerweise vier Trommler gehören. Drei Instrumente spielen gemeinsam die Grundrhythmen, während der Haupttrommler auf der Muttertrommel Iyalu frei über diesen Tonteppich hinweg improvisiert. Auf dieser traditionellen Basis sind schon Elemente erkennbar, die in den folgenden Stücken von Famson Akinola hörbar werden. Ju-Ju-Music, Highlife oder Afro-Beat waren die Strömungen, von denen er letztlich bis nach Berlin getragen wurde. Spielt er in seinen Bands sehr Gegenwartsbezogen und ausgeprägt Rhythmusorientiert, ist es ihm in seinen Vorträgen wichtig, die klassischen Hintergründe seiner Kultur einem hiesigen Publikum verständlich zu machen. |
Peter Herrmann, im Juli 2005 |
Biographie: Famson Akinola wurde als Sohn einer Musikerfamilie im Westen Nigerias geboren. Seine Kariere als Musiker begann im Alter von 3 Jahren mit der Cowbell in einem Kirchenjugendchor. Durch Unterstützung seiner Mutter begann er schon in jungen Jahren Flöte, Maraccas, Trommel und andere Percussioninstrumente zu spielen. Sein Traum, ein eigenes Instrument zu besitzen ging mit 10 Jahren in Erfüllung. Seine EItern schenkten ihm zum Geburtstag eine 'Bongo-Trommel', eine Flöte und eine ,Yoruba talking drum'. Er spielte in verschiedenen Schulbands und im Kirchenchor. Heute tritt er vorwiegend mit Ballaphon, Gitarre und verschiedenen Trommeln auf. Akinola kam Ende der 80er Jahre nach Europa und hat seit dem viele Erfahrungen in der europäischen Musikszene gesammelt. Sein gegenwärtiges Repertoire erstreckt sich von traditioneller und moderner afrikanischer Musik über Jazz, Reggae, Calypso und Funk bis hin zu Gospel. Alle diese verschiedenen Musikstile sind stark von der Yoruba-Kultur seiner Herkunft beeinflußt. Die Einmaligkeit und Dynamik seiner Musik brachten ihm Konzerte in verschiedenen Städten und Ländern in Europa und den USA ein. Seit 1990 lebt Akinola in Berlin. Im selben Jahr gründete er gemeinsam mit Mark Asamoah und Asukaten Tendeng die mittlerweile bekannte Band Africa Mma. Seither stand Akinola mit verschiedenen prominenten Musikern auf einer Bühne und ist gleichzeitig Mitglied verschiedener Berliner Bands wie zum Beispiel: Moment of Tunes (eine Afro-Europäische Jazz Fusion), Easy Goin' (eine Afro- Bozanova Fusion) WMO ( We!t-Musik-Orchester, in dem über 40 Musiker aus allen 5 Kontinenten der Welt zusammenkommen), Mfa Kera & Black Heritage und nicht zuletzt Academy Percussion International, um nur einige zu nennen. 1993 unterstützte er gemeinsam mit anderen Musikern den bekannten gambianischen Musiker Buba Jammeh bei der Produktion eines seiner Alben. Ein Jahr später war er an den Aufnahmen des Debutalbums Sundown Tales der Gruppe Moment of Tunes beteiligt. 1995 und 1997 spielte er weitere zwei CD's mit Africa Mma ein. 1996 entstand mit seiner Unterstützung das Debutalbum Berlin Souvenir der Afro-Karibischen Band Les Ton Ton, außerdem komponierte Akinola verschiedene Musikstücke für Filmproduktionen. 2001 gründete er die Musikgruppe Famaja (Afro-beat Groove) 2004 gründete er mit Freunden aus Ghana, Nigeria und Deutschland die Berliner Afrobeat Sensation Band Rhythmtaxi. Akinola Famson ist Gründungsmitglied der Berliner Tanz- und Theatergruppe Black Lotos. Außerdem ist er an unterschiedlichen interkulturellen Informations- und Unterrichtsprojekten beteiligt. Seine Referenzen heissen Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg, regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, oder Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg für die er seit über zehn Jahren zu Themen wie Traditions- und Kulturkonflikten arbeitet. Seine Vielseitigkeit und Kompetenz machen in zu einem höchst effizienten Botschafter seiner Kultur |
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Potsdamer Neueste Nachrichten vom 11.7.2005 |
Andere beteiligte Musiker sowie eine ausführliche Besprechung der musikalischen Reihe finden Sie auf der Seite Pentatonisches Potsdam |