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Die Wahl der Wahlen in Togo

Beobachtung und Stimmungsbilder zur Wahl des Präsidenten in Togo

Eine Presseübersicht Afrika kommt als mail aus Deutschland. Nix Togo. Grüße mit Herzchen aus allen Richtungen zum St.-Valentins-Tag per WhatsApp, die mir vorgaukeln, viel geliebt zu werden und die Freundin schenkt eine Unterhose mit Plastikblume. Heute, Sonntag früh im Biergarten, ein Geschrei und ein Gelächter notabler Herren, die mit Sportkleidung versuchen, ihre Wampe wegzuglauben. Doch nichts von Politik.

Wahl in Togo. Noch sechs Tage. Sicher wird nächste Woche in der TAZ ein Artikel erscheinen, der sich über die Methoden der subtilen Wahlfälschung des vermeintlichen Diktators auslässt. Ein junger Journalist wird gefunden werden, der sich in beleidigenden Tönen über das Regime auslässt und dann kurz nach der Wahl einen Asylantrag in seinem Sehnsuchtsort Deutschland stellen kann. Der glücklose Oppositionist Jean-Pierre Fabre in dessen Mob ich vor fünf Jahren geraten bin, wird wieder seine Statements abgeben und alles ist ruhig.

Tag 5 v d Wahl

Tag 4 v d Wahl

Tag 3 v d Wahl

Tag 2 v d Wahl

Tag 1 v d Wahl

Tag der Wahl

Nach der Wahl

Tag 2 n d Wahl

Kommentar

Wahlplakat von Jean-Pierre Fabre

Der Fotograf kam zu spät. Ein erstes Wahlplakat wurde des Sonntag morgen, sechs Tage vor Wahl, angebracht, doch am Nachmittag zum Fototermin war es bereits ein Opfer des Klimawandels. Eine leichte Böe sorgt für Frieden.

Schon zweimal fuhren Busse durch Avepozo, in denen fröhlich lärmende und musizierende junge Damen und Herrn schunkelten, doch konnte nicht so ganz klar erkannt werden, ob es sich um konservativ erhaltende Strukturalisten oder partout Veränderungswillige handelte.

 

Das einzige Wahlplakat von Jean-Pierre Fabre von der Inhaltsseite

Zur Ansicht von vorne mit den klaren Bekenntnissen und Versprechen von Herrn Jean-Pierre Fabre, die sich den Vorbeieilenden leider nicht mitteilen.

 

Soviel also zur Opposition. Würde man sich die Mühe machen Radio zu hören oder sich das grottenschlechte lokale Fernsehprogramm reinziehen, könnte man sicher detaillierter mitreden. Es gibt viele Kandidaten und Parteien, doch kann man sich in Togo diesmal den kostenlosen Luxus erlauben, von nichts was mitzubekommen. Fernsehen empfängt man aus der ganzen Welt und dort kommt Togo nicht vor. Radio, das von der Deutschen Welle so vielbeschworene Medium, das nach wie vor so ungeheuer wichtig für Afrika sei, ist es nicht. Es bestärkt nur die teuren Mitarbeiter der Deutschen Welle von sich selbst und ihrem missionarischen Tun und Zeigefinger. Warum soll man sich Diskussionen reinziehen, bei denen es sich als Unterstellung darum dreht, wer an die Futtertröge kommt? Da die DW mittlerweile ein feminines Schuld- und Sühneprogramm fährt und die Wichtigkeit des afrikanischen Radios eigentlich im Neusprech nur deren eigene Wichtigkeit vorgaukeln soll, muss man sich das Zeug ja nicht auch noch antun. Das ist was für Praktikantinnen von Hilfsorganisationen.

 

Wahlkampf für den Präsidenten

Herr Faure Gnassingbé ist seit 2005 der Chef und dies ein aktuelles T-Shirt von ihm auf der Wäscheleine des Autors

 

Aus irgendeinem, nicht beweisbaren Grund, scheint Herr Faure Gnassingbé seine Sache besser zu machen als Frau Merkel, die zeitgleich 2005 mit ihm angetreten ist. Während in Deutschland nun schon fast täglich gemessert wird und in Togo seit der letzten Wahl, wo fünf Leute mehr oder weniger versehentlich umgeballert wurden, weitgehend Ruhe herrscht, spricht das repressive Konto im Vergleich positiv für Togo. Auch Kleinkriminalität scheint weniger. Togo verzichtet auf Statistiken, weil die nur Steuergelder kosten, aber als solche ja nichts verändern. Deutschland hat zwar Statistiken, mit denen tun die Deutschen aber richtig viel lügen, weshalb Togo ehrlicher ist. Man kolportiert im hohen Norden Lügenpresse, darf das aber nicht normal sagen, sondern nur flüstern und die falschen Statistiken werden von der Presse vehement verteidigt, weil Frau Merkel es ihnen so befiehlt. In Togo kann man sich wegen fast nicht besteuerten Arbeitskosten einen Watchman leisten, während in Deutschland von Steuergelder finanzierte Professorinnen sich sofort darum kümmern würden, dass es auch Watschwomen geben müsse, die gleich viel verdienen, aber wegen der Work-Live-Balance nur halbnachts arbeiten könnten. Selbst wenn ein Markt mit Spezialfenster und Hochsicherheitstraktschlössern in Deutschland nicht boomen würde, Hand aufs Herz, wer würde wegen Integrationsprogrammen einen ethnisch nicht näher spezifizierten Rumänen oder Afghanen auf sein Haus aufpassen lassen? Man darf das nicht mal mehr so sagen. Rassistisch, diskriminierend, Nazi.

Ein nicht unwesentlicher Fakt, dessen Größe auch nur gefühlt werden kann, ist die Abwanderung von Kleinkriminellen aus Togo nach Mitteleuropa wo ihnen von jungen Frauen Teddybärchen als Willkommen zugeworfen werden und 800 Euro als Grundsockelung garantiert sind.

Doch wieder zur Wahl.

 

Mein Präsident

Herr Faure Gnassingbé ist ihr Präsident. Da gibt es nichts zu diskutieren.

 

Die kleine Katastrophe auf zwei Beinen hat sich schon mal versehentlich, es besteht in Togo keine Meldepflicht, zwei Wählausweise zugelegt, die die Wahl aber kaum zugunsten des derzeitgen Chefs verändern dürften, weil auch von der Opposition wegen mangelnder Kontrolle diesselbe Methode angewandt wird.

Dass ich ihr großzügiges Geschenk eines XXL-T-Shirts in der Öffentlichkeit nicht tragen möchte, versteht sie nicht. Auch der Versuch, ihr zu erläutern, dass in Deutschland viele Freunde keine mehr wären, wenn sie mitbekommen würden, dass ich einen bösen Diktator und Potentaten unterstützen würde, passt nicht in ihre Erfahrungsstruktur. Dass er nur deshalb ein böser Diktator und Potentat wäre, weil er aus Afrika kommt und Frau Merkel keine böse Diktatorin und Potentatin wäre, weil sie nämlich aus dem Epizentrum der Demokratie kommt, schenke ich mir, ihr zu erklären. Beide sind gewählt und es darf unterstellt werden, dass die Methoden der Frau Merkel, die das ja ordentlich in der DDR-Diktatur gelernt hat, wesentlich subtiler und professioneller angelegt sind.

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Ihr aktueller Berichterstatter aus Avepozo wird die nächsten Tagen genauer hinschauen. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Unruhe. Fortsetzung folgt.

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500.000 Arbeitsplötze für Jugendliche

500.000 neue Arbeitsplätze für Jugendliche ist doch ein tolles Versprechen. Dass die Friedenstaube ein Relikt aus Stalins Zeiten ist, hat mir der Politik 0,0 % zu tun. In Togo ist sie biblisch.

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Tag 5 vor der Wahl 17.02.2020
 

Das Auto mal wieder in die Werkstatt gebracht, denn der sechszylinder Diesel qualmt nicht nur zuviel weil die Kraftstoffqualität zu schlecht ist, sondern auch, weil irgendwas in der Nähe des Turboladers unter Verstopfung leidet. Den Rückweg erledige ich zu Fuß um auf diese Weise immer wieder aufs neue Avepozos Pisten und Nebenpisten zu entdecken. Nichts neues von der Wahl. Unscheinbare Ansichten. Sitzgelegenheiten an der Bundestraße Nr. 2 zu erwerben. Übrig gebliebenes aus einem Container aus Europa.

 

Sitzgelegenheiten

Gebrauchte Sitzgelegenheiten

 

Nichts Neues von der Wahl. Bis auf das. Mein Weg machte einen Umweg. Intuitiv.

 

Restauration des Wahlplakats

Zur Ansicht von vorne mit den klaren Bekenntnissen und Versprechen von Herrn Jean-Pierre Fabre, diesmal ersichtlich.

 

Herr Faure Gnassingbé verspricht 500.000 Arbeitsplätze für Jugendliche und sein größter Opponent, Herr Jean-Pierre Fabre, versteigt sich in Krawattenanzug an Kraftgeprotz und bezeichnet sich schon mal vor der Wahl als Präsident.

"Die Kraft des Mutes und der Entschlossenheit". Na. Wenn das mal kein Programm ist. Man fühlt sich als Ausgewanderter schon wieder fast wie in der Heimat.

Das Plakat ist nun schon reichlich zerknautscht und Herr Fabre zerknittert. Nach tribalistischer Vorausicht wird Herr Fabre in Lomé und der südlichen Region Maritime eine Stimmenmehrheit bekommen, die aber für ganz Togo nicht reichen wird. Er ist mit der Familie Olympio verbandelt, die auch schon mal Präsident spielen durfte. Ist zwar schon lange her und mit dem Mythos der freien Wahl behaftet, die aber, nicht ganz wirklich frei, von den Franzosen gelenkt war. Die Machtverhältnisse in Togo haben etwas familiär stabiles. Frei und Wahl sind zwei Begriffe, deren Zueinander zwar momentan in Thüringen völlig neu ausgehandelt, doch von Togoern eher als melodische Metapher benutzt wird.

Stimmabgabe hat etwas sehr pragmatisches in Togo. Es geht in ganz ungefähr so: Die Familie des jetzigen Präsidenten kommt aus dem Norden und ist schon alleine deshalb ein Garant für ausbalanciertes Machtgefüge, das durch Fabre-Olympio als Verteter der größten Ethnie erheblich gestört würde. Außerdem hat die Familie des jetzigen Präsidenten die Taschen schon voll, während Herr Fabre alles durcheinanderbringen wird, damit die Taschen der Seinen und der Ewe neu gefüllt werden. Schon seit der Zeit des Herrn Diktator Papa, Herrn Gnassingbé Eyadéma, kommt das Militär aus dessen Gegend. Ein nicht ganz unerheblicher Faktor, denn der Sohn kommt aus derselben Gegend. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Soldaten mit Tendenz dick und dumm von völlig unfähigen Frauen im Umgang mit Wickeltischen gepolt werden, hat man in den meisten afrikanischen Ländern so richtig richtig Angst vor den wilden Kerlen in Uniform.

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Restauration des Wahlplakats

Nur 5 Stunden später. Eine erneute kleine Windböe läßt den Wahlkampf nicht so richtig in die Gänge kommen.

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Tag 4 vor der Wahl 18.02.2020

In der Nachbarschaft ist eine Familie, deren Leben sich weitgehend auf der Veranda vor dem kleinen Häuschen abspielt. Tagsüber schneidert das Ehepaar und macht seit Jahren einen beständigen, fleißigen Eindruck. Eine gute Qualität sichert Vollbeschäftigung, aber Luxus erarbeitet man sich als Schneider nicht. Deshalb hat die Dame des Hauses wie Abertausend andere in Avepozo auch, einen Krämerladen parallel zur Nähmaschine aufgebaut. Trockene Bisquits in Plastikgefäßen, Omo, das Genial heißt, man aber Omo dazu sagt, Tomatenmark, Spaghetti, kurz, alles was man so im Leben braucht. Es geht nicht viel in so einem Laden. Da aber alles weitgehend unverderblich ist, trägt man es Tag für Tag heraus auf die Veranda und nachts wieder hinein in einen winzigen Verkaufsraum. Wenn abends nach Dämmerung die Nähmaschine ins Haus kommt, wird ein kleiner Fernseher aufgestellt. Da sitzt dann Papa auf der Matte und mampft, Mama pflatscht der Länge lang und Kinder lümmeln in allen denkbaren Positionen.

Im vorbeilaufen sah ich schon öfters, dass dort nur lokales Programm geschaut wird. Schlechte Empfangsqualität und uninteressante Beiträge lassen den Fetisch Fernsehen zwar jeden Abend im Mittelpunkt stehen, aber die Konzentration darauf hält sich in Grenzen. Besser als pure Langeweile und für ein paar Kids aus der Nachbarschaft flimmerndes Medium vor dem man sich treffen kann. Dort sah ich gestern abend die Politik. Ich sah den Präsidenten, wie er vor einer sich wild gebärdenden Ansammlung von traditionell gekleideten älteren Frauen lächelnd schritt und seine Hand darbot, die sehr gedrückt wurde. Die Frauen, ganz aus dem Häuschen, machten hohe, helle gilfende Töne, denen durch Hand auf Mund und wieder weg so etwas wie Tremolo entfuhr. So wie früher in Deutschland Kinder im Karneval, wenn man als Indianer um den Marterpfahl mit angebundenem Cowboy hüpfte.

Das ist ein Szenario, wie man es öfters verteilt im Jahr mal sieht, also nichts besonderes an sich, aber weil es vor der Wahl kam, dachte ich eben: Au, das muss mit der Wahl zu tun haben. Ich schlurgte weiter durch den Sand zum Ecklokal meines Vertrauens, wo in einem erholenden Moment die Frau Wirtin an meinem Tische Platz nahm. Ich stellte ihr Fragen bezüglich Politik. Das mochte sie nicht so sehr und zweimal stand sie auf. Da müsse sie kurz ihren Mann fragen. Es war also nicht sehr ergiebig. Doch ich erfuhr, dass alle Läden am Wahlsamstag geschlossen hätten, weil man Angst vor marodierenden Oppsitionellen hätte. Drüben, bei der katholischen Kirche, da wird gewählt. Da solle ich aber nicht hingehen, denn das sei sehr gefährlich für mich, wo ich doch Yovo, also Weißer wäre. Sie schaute mich sehr entsetzt an, als ich sagte, dass ich dahin sogar meinen Appareile Photo mitnehmen werde.

Doch nun gehe ich des morgens hinaus in den Tag. Ich beginne damit, nachzusehen, ob man den verknitterten Herrn Fabre wieder aufhängt und wie man nun, mit nachhaltiger Erfahrung, einer erneuten potentiellen Böe Herr werden möchte.

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Oh. Es geht los. Es kommt Fahrt auf. Auf den Mechaniker wartend, hörte man ereifernde Stimmen aus dem Radio. Also doch vielleicht wichtig? Das war alles in Indigen und der nur der Lingua Franca verbundene Zuhörer kann unscharf erahnen, dass es um existenzielle Bedeutungen gehen muss. Dann auf der Fahrt nach Hause die nächste Überraschung. Der ANC brachte Wimpel an allen Lichtmasten des Boulevards an. Die Idee ist zwar auch nicht sehr umwerfend, weil die sich, kaum angebracht, schon um den Stab herum aufwickeln, aber man kann sich nun der Wahl nicht mehr entziehen.

Die ersten Wahlflaggen des ANC

Ein noch nicht um den Stab gewickelter Wimpel des ANC . Bisher hält sich die Aufdringlichkeit in Grenzen

Die "Alliance nationale pour le changement" ist in etwa die togoische Variante von Sozialdemokratie und ihr Präsident ist Herr Fabre.

Der geneigte keltgermanische Leser oder auch eingekeltete, muss erfahren, dass der tribalistische und familiäre Hintergrund im Wahlprinzip bantuider Völker gar nicht schlecht ist. Jedenfalls nicht so schlecht, wie es dauernd stereotyp behauptet wird. Ich setze es Holzschnittartig in Vergleich zu dem Unfug, der gerade in Deutschland stattfindet. Dort wird Politik von Berufspolitikern gemacht, die zunehmend keinen Beruf erlernt haben oder nach einem Studium bestenfalls "Partei" praktizierten. Der Großteil sind Juristen, deren Berufsbild vom Streit unter Menschen bestimmt wird. Überhebliche Schwätzer, die sich epidemisch vermehren. Zunehmend zu der Gruppe von Beamten kommen nun so seltsam genannte Geisteswissenschaftler_*innen ins Spiel, die ihr Glück mangels Berufsaussichten ebenfalls in den Parlamenten suchen. Juristen, Verwalter, Soziologen, Politologen. Zuarbeitende Berufe, aber keine Entscheiderberufe. Keine Ständevertreter mehr. Riesige Berufsgruppen haben keine Stimme, große Bevölkerungsteile werden nicht mehr vertreten. Ständige Steuererhöhungen, an denen sich eine Armada von Schmarotzern in von Anwälten legalisierter Korruption bereichern. Nicht-Wert Schaffende und ihre wachsenden Seilschaften pressen die arbeitende, produktive Bevölkerung aus und schaffen ein Gebirge von Bürokratie, Gängelungen und Strafen.

Relativ kleine afrikanische Parlamente haben Representanten von Clans, Familien oder Ethnien. Traditionell gibt es Strukturen, dass innerhalb dieser Gruppen nur intelligente, sozial veranlagte Menschen aufsteigen können und von dem Clan das Mandat erhalten, sie zu vertreten. Dies schließt nicht aus, dass es Oligarchen gibt, deren Spezialgebiet Korruption heißt und die sich ihre Position erkaufen. Ironischerweise sind es genau die, die am meisten Kontakte zu Europäern haben. Ich möchte nun aber den Blick auf eine parlamentarische Gruppe richten, die als Parlamentarier noch jemand vertreten. Ein Clan beinhaltet in der Regel alle denkbaren sozialen Schichten. Vertritt wer Clan, vertritt er die alle. Gleichzeitig vertritt er eine Region.

Sind in Deutschland also fast nur noch Parlamentarier, die sich selbst vertreten, sind in vielen Ländern Afrikas, auch in Togo, weitaus bessere Volksvertreter vorhanden, deren Parteizugehörigkeiten von weniger Dogmen und Ismen manipuliert werden als in Deutschland. Sie sind ihrem Clan oder Stamm oder Ethnie verpflichtet.

Es führt an dieser Stelle zu weit, dies alles differenziert auszuführen, es soll dem geneigten Leser in der Ferne nur als Anregung dienen. Von den so genannten Afrikaexperten aus den hinteren Bänken des preussischen Parlaments, die lediglich keinen Platz in einem anderen Ausschuss gefunden haben, sind die meisten bezogen auf Afrika brunzdumm. Wenn sie von Korruption reden oder von politischen Führungsidealen, haben sie keinerlei Hintergrundwissen von einer Geschenkkultur und Geldumverteilungsmechanismen, die sich in Afrika, oh Wunder über Wunder, auch noch unterscheiden. Weil die Menschen mit Farbe in Afrika nämlich mitnichten gleich und oft noch nicht mal ähnlich sind.

In vielen Kulturen Afrikas ist der oberste Chef kein unumschränkter Herrscher, auch wenn es oft den Anschein hat. Er ist eingebunden in ein Korsett aus Verpflichtungen und Verbindlichkeiten. Es soll mitnichten eine Wahlempfehlung sein und keine rückwärtsgerichtete Glorifizierung, aber es gibt viele Togoer, die der Meinung sind, dass ein starker Mann, umgeben von starken Männern wichtig ist, die verschiedenen Ethnien auszubalancieren. Ich glaube nicht, dass in einer Kopie der mitteleuropäischen Systeme die Zukunft der meisten afrikanischen Länder zu finden ist. Good Governance. Dieser seltsame moralische Zeigefinger darf gern immer wieder mal neu überdacht werden. Besonders übrigens in den frankophonen Hinterlassenschaften, die sehr rigoros traditionelle Strukturen vernichteten, weil sie zu sehr an Monarchie erinnerten. Ein Denkansatz, der bei den Briten völlig anders war.

Doch wieder zur Wahl. Ich verliere mich.

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Die kleine Dame von weiter oben vollführte soeben eine komplette Kehrtwende. Das T-Shirt hätte sie geschenkt bekommen, sonst würde sie das nie tragen. Es wäre lustig, damit in Avepozo herumzulaufen. Niemand hier könne den Faure leiden. Alle hätten genug von ihm.

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Tag 3 vor der Wahl 19.02.2020
 

Gestern abend wollte ich ein Gespräch in der kleinen Eckkneipe mit irgendjemand finden. Man hatte einen Fernseher herausgestellt und der Abend begann vielversprechend. In einem modernen Studio, mit professionellem Schnitt und Kamera, begann ein Herr ein Gespräch mit einem anderen. Es ging um die Wahl....

Hier muss man zwischenschieben, dass französische Sprache anhören im Fernsehen eine Qual ist. Französisch kann eine sehr schöne Sprache sein, wird aber von Wichtigtuern durch Stottern so verhunzt, dass man kaum zuhören kann. ÄÄhh äh, bö, ä, lalala, Cestcestcest (sesese) a bo, ä. jejeje, und so weiter. Das ganze noch vollgepackt mit nutzlosen Füllwörtern und pseudodiplomatischen Verquerungen. Macht also keinen großen Spaß, nur wegen Ihnen, lieber Leser ...

Doch ich wurde sofort erlöst. Wahrscheinlich auf Druck der vielen Kinder suchte der Herr Wirt Mamadou unter den vielen hundert Programmen eines aus, das ich als notorischer Nichtfernsehgucker noch nie gesehen hatte. Eine gigantische Halle voller Besucher schaute sich Kickboxen im Fliegengewicht der Frauen und Männer an. Was mir auffiel, dass das alles Kämpfe waren, bei denen etwas dunklere gegen etwas hellere antraten. Mir blieb der Kiefer stehen vor so viel unterhaltsamer Brutalität. Ich, der ich noch nicht mal Hass und Hetze im Internet mitbekomme, weil ich keine asozialen Medien anschaue, musste eine neue Realität erlernen und

vergaß die Wahl.

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Wer mich da hineingepackt hat weiß ich nicht, aber seit Beginn meines Interesses muss ich wohl Jemandem aufgefallen sein und diese Person nahm mich in einen SMS-Verteiler.

SMS zur Wahl in Togo

Screenshot. Ein SMS von Jemandem der nicht weis, dass ich nicht wahlberechtigt bin.

 

Doch nun gehe ich hinaus in die Welt. Meine Enduro wird zum Forschungsvehikel und nebenbei hole ich mir ein französisches Baguette. Bis später.

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Draußen in der großen Welt von Avepozo und Baguida wollte ich in Erfahrung bringen, ob Togo Cell irgend etwas mit der Präsidentenfamilie zu tun hat. Das glaubte ich mal vor Jahren gehört zu haben. Brachte aber wenig. Eine Internetrecherche zeigte zumindest, dass der derzeitige Minister für Telekommunikation auch aus der Telekommunikation kommt, nicht wie in Deutschland üblich ein Anwalt oder Soziologin ist und eben derselben Partei UNIR angehört. Auf der Wikipediaseite von Affoh Atcha-Dédji wird Herr Faure Gnassingbé als Präsident angegeben. Ganz klar ist es nicht. Als Präsident von was. Togo Cell oder Regierung oder Beides? Das würde die SMS als Rätsel auflösen. Denn immerhin wäre das schon ein erheblicher Wahlvorteil. Gemessen an Deutschland, wo die Medien wie Hundilein über jedes merkelsche Stöcklein springen, allerdings ein unerheblicher Fakt. Redaktionelle Propaganda, also eingebaut in Artikel, wirkt weitaus besser und subtiler als klar erkennbare Werbung.

Die große Bundesstraße fast vor meiner Haustür wird ganz unmerklich leerer. Viel seien jetzt schon in ihre Dörfer gefahren heißt es. Man glaubt nicht, dass etwas los wäre, aber man wisse ja nie. Aus Datengründen bin ich in keinem Botschaftsverteiler und ähnlichem. Die Beamte und Angestellten dort sind mir grundsätzlich zu ängstlich und sprechen Warnungen aus, wo ich noch fröhlich überall spazieren gehe. Die Damen in den deutschen staatsnahen Organisation geraten eh bei den kleinsten Vorkommnissen in Panik und erkundigen sich schon früh, ob sie noch schnell einen Platz in einem Flieger bekommen können. Schlechte Seismographen.

Unter den Indigenen befürchtet man, dass die Muslime ganz oben im Norden Togos wieder Mob anheizen. Dort seien tchadische Fundamentalisten eingesickert, die ständig provozieren würden. Hier werden Aussagen sehr diffus. Aber irgendwo geistert ein Musulmanenprediger durch die Meinungen, der schon das letzte Mal verhaftet wurde und wohl ein paar von den Toten auf dem Kerbholz hat. Wegen diesen Aufpeitschern würden gerade alle Ausländer fliehen. Mit Ausländer meint man hier im Süden hauptsächlich Beniner, Nigerianer, Ghanaer und Ivoirer.

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Tag 2 vor der Wahl 20.02.2020

Gestern hat das Militär gewählt. Wahrscheinlich auch die anderen Sicherheitskräfte. Das ist einerseits logisch, andrerseits natürlich auch nicht gerade beruhigend. Wie wird das eigentlich in Deutschland gehandhabt? Werden dort auch Polizei und Militär angehalten Briefwahl zu machen? Ich kann nur vermuten, dass solche Dinge in Deutschland unter dem Mantel des Schweigens schon lange so gemacht werden, damit sich niemand beunruhigt fühlt.

Ich schreibe nicht darüber was in den Medien geschieht, sondern auf der Straße, im Biergarten oder im Krämerladen. Es herrscht eine seltsame Stimmung. Etwas, das ein Zugereister auf den ersten Blick wohl nicht erkennen kann. Man lacht, sucht Unterhaltung, geht seinen Geschäften nach. Doch in dem Moment in dem man Fragen stellt, wird Sorge sichtbar. Weil die Gasflasche genau an diesem Wochenende leer sein könnte, kaufte die Freundin vorsichtshalber einen Sack mit Holzkohle. Die Küchenregale sind gefüllt mit Spaghetti und Reis. Wasser in Vorratshaltung.

Von meinem Opa habe ich eine Fleischhaue geerbt, mit der man früher abgehangene Rinder in zwei Teile spaltete. Da habe ich schon mal die Klinge entrostet und den Zweihandgriff kontrolliert. Man sagte mir, dass auch Diebe und Einbrecher sich in Uniformen verkleiden. Wenn die kommen und mit ihren schweren Stiefeln die Eingangstüre eintreten, hätte man nur eine Chance: neben der Türe stehen und sofort den Fuß abhacken. Überall Anzeichen, dass jeder sich Gedanken macht. Doch unser Viertel sei wenig gefährdet. Denn um die Ecke sei das Hotel Madiba. Weil der Besitzer ein Freund des Präsidenten und Generalsekretär im Wirtschaftsministerium sei, wäre bei uns das Militär so präsent, dass die Diebe Angst hätten. Ein beruhigender Gedanke, niemandem den Fuß abhacken zu müssen.

Was da stimmt und was im Kollektiv als pures Geschwätz hochkocht, ist schwer auseinanderzuhalten. Afrikaner haben pauschal eine unglaubliche Phantasie beim erfinden von Geschichten von Bösem und Bedrohlichem, von Geistern und Verschwörungen. Aber es wird jedenfalls immer dazugesagt, dass es diesmal ruhig bleiben werde.

11 Uhr graue kleine Linie
 

Bei einer kleinen Rundfahrt mit dem Motorrad ist keine Veränderung zu sehen. Ein paar Wimpel der Oppositionspartei, wie gehabt. Kein Wahlplakat der Regierungspartei. Ich vermisse die Aufdringlichkeit der deutschen Monsterplakate mit den ganzen Spießerfeigen und den dazu passenden Dummsprüchen kein bißchen. Auch dass ein Auto irgendwo in Avepozo verbeult wurde, weil der Besitzer Werbung für den Präsidenten gemacht hätte, nimmt sich vor den Antifa-Krawallen in Deutschland sehr bescheiden aus.

16 Uhr graue kleine Linie
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Schon den ganzen Tag gibt es stündliche Unterbrechungen im Internet. Bei den Wahlen vor fünf Jahren wurde 2 Tage abgeschaltet. Während der letzten Regionalwahlen, bei denen es auch zu Unruhen und Barrikaden in Avepozo kam, beließ man das Netz stabil. Nun schon zwei drei vier zwölf Stunden kein Netz mehr. Das scheint künstlich gemacht. Abends Morgen?

Es wird ruhig in Avepozo. Hähne und Atlantik.

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Tag 1 vor der Wahl 21.02.2020
 

Ich werde mich nachher auf die Suche machen, ob es noch Cyber-Cafées mit Internet gibt. Offensichtlich ist Togo Cell gesperrt. Das ist mal richtig unangenehm für jemand der den Tag mit FAZ, TAZ, Welt, Achgut, Danish und Tichys beginnt, um nach einer Stunde Weltsurven das Gefühl zu haben, am Ball zu sein. Als vor fünf Jahren das Netz flächendeckend gesperrt war, las ich resümierend einen Artikel eines Universitätsprofessors aus Lomé. Der begrüßte eine zeitweilige Sperre, weil seine Studenten endlich einmal aufmerksam zuhörten.

Gestern nachmittag ging gerade mal für zwei Minuten eine Verbindung. Die reichte, um alle mails zu empfangen, aber nicht, die im Ausgang zu versenden und auch nicht, diese Seite hochzuladen.

Gestern abend saß ich mit dem togoisch-polnischdeutschen Ehepaar aus dem Badischen zusammen, die seit drei Wochen in ihrem Jahresurlaub über den Abriss ihres Hauses letztes Jahr recherchierten. Au backe. Da braut sich was zusammen. Er erzählte mir, dass er bisher in seinem Leben noch nicht auf die Idee gekommen sei, seine Familie in etwas einzuschalten. Da müssen aber eine solch große Menge schweizer Franken als Interessenlenkung geflossen sein, dass er sich nun eines hohen Militäronkels besann, der solch eine Schmieraffäre gar nicht witzig findet. Ein schöner kleiner Artikel als Fortsetzung von Dorfintrige wird in Kürze folgen.

Es ging also wieder nicht um die Wahl. Die Straßen waren auch abends auffällig leer und schon etwa um zehn war es selbst an der Hauptstraße schon ruhig.

Wahlplakat Faure Gnassingbé

Doch noch ein paar Plakate gefunden.

12 Uhr graue kleine Linie
 

Wieder einmal einen Vormittag erfolgreich mit sehr wenig Tun beendet. Beim zweiten Cyber klappte eine Verbindung und während es gerade so vor sich hinludt, funktionierte auch das eigene Netz wieder. Togo Cell sprach im Namen des Präsidenten eine Warnung aus. Seid brav, sonst drehen wir euch das Suchtmittel ab ! Mob, wurmiger.

13 Uhr graue kleine Linie

Die wöchentliche Presseübersicht der Afrika-Stiftung trudelt herein und siehe, die Wahl kommt darin vor. Katrin Gänsler, die mir schön öfters in der TAZ auffiel, hat es wieder in die Deutsche Welle geschafft. Dort plaudert sie vor sich hin und wie ich es vorrausagte, nur von Opposition. Ein Artikelchen mit so dämlichem wie "die Armut wird bewusst erhalten, damit sich das Volk leichter gängeln lassen kann." Im Durchschnitt nur "2 Dollar" pro Tag und lauter so Quark. Wieso Dollar, obwohl der Franc CFA an den Euro gekoppelt ist? Bei 80 % Subsistenz und kaum Steuern im Tausch entsprechen "2 Dollar" was? Das ist ein sich ständig wiederholender, undurchdachter Quatsch, mit dem TAZ-Artikel und die von ihr gekaperte Deutsche Welle ständig unterfüttert werden und dort, wie ich nur vermuten kann, auch Frau Gänsler gestreamt und zurechtredigiert wird. Fabre kommt vor, so als hätte Relotiusine mit ihm palavert, aber mit Faure hat sie nicht so getan. Da bekommt sie nämlich Angst.

Diese ganzen postmodernen Pseudo- und Salon-Links_innen sollten mal wieder ihren Marx lesen. Aber nicht dort wo von Diktatur die Rede ist, denn zwei sozialistische Diktaturen müssten als Erfahrung für Deutschland reichen, sondern dort, wo Marx Wert und Entstehung von Mehrwert erklärt. Ökonomische Zusammenhänge. Hölzern zu lesen, aber das sind die Stellen, wo er brilliert. Dann würden die Befreier aller Schwulen und Lesben weltweit, Vaginalkundige und Gender-Gap-Schwätzerinnen ein wenig verstehen lernen, wie die Errechnung eines Bruttosozialproduktes entsteht. Wenn, wie in Deutschland, auch weltweit führend, bei 99% aller Geldtauschaktionen automatisch der Staat mitverdient, so lässt sich dies als statistische Größe erfassen. Wenn in Togo ein Geldschein 100 Mal den Besitzer wechselt ohne dass der Staat auch nur einmal mitverdient, wie entsteht dann die Berechnung eines BIP, Frau Gänsler? Setzen, eine sechs!

Wenn sie Statistik begriffen haben und dann ein Buch von Sarrazin tatsächlich mal lesen und nicht nur darüber fabukieren, werden sie ein wenig anders denken. Wenn sie dann noch begreifen, dass ein Herr Soros Wert entnimmt um durch geschickte Manipulation Mehrwert ohne Produktion und Produktionsmittel zu schaffen und dann noch begreifen, dass er die Linke dabei in weiten Teilen schlicht instrumentalisert. Dann würden sie vielleicht verstehen, dass Soros für Marx eine Riesendrecksau gewesen wäre, der auf dem Rücken der Arbeiterklasse seinen Diebstahl betreibt. Ja, ja. So weit kanns führen, wenn man mal über 2 Dollar in Togo nachdenkt und nicht nur dumm rumschreibt.

Vier Artikel werden diesmal in der Presseschau verlinkt. Und einer von Le Monde ist interessant. In dem geht es um die islamische Bedrohung an den Grenzen zu Burkina Faso und Benin, die von Djihadisten stark bedrängt werden aber in Togo bisher noch nicht richtig Fuß fassen konnten. Konnten sie wegen Jean-Pierre Fabre oder wegen Faure Gnassingbé nicht eindringen? Da Frau Gänslers Auftraggeber ja die wunderschöne Welt des Multikulti anbeten in dem die Musulmanen eine tolle Bereicherung für die genetische Kette des Biodeutschen sind und maghrebinische Taschendiebe von Frau Göring-Eckardt persönlich konvertiert werden, beleuchtet sie natürlich nicht aktuelle Probleme Togos sondern bedient einen femininen Kindergartensozialismus und beleuchtet eine 20jährige Studentin. Damit auch ein Frau im Artikel vorkommt. Die zwar nichts zu sagen hat, aber das nichts sagen können ihr dann als staatliche Repression untegerjubelt wird.

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Weil es so schön war, dass das Internet auf meinem Telefon und somit auf meinem Computer wieder ging, setzte ich schreiben im Biergarten fort. Der war um die mittägliche Zeit ungewöhnlich gut gefüllt mit vielen fröhlichen Personen, die ganz heimlich von mir beobachtet wurden. Da war nichts von einer Befürchtung vor was auch immer zu spüren, sondern Durst. Schöner, guter, ehrlicher Durst. Auf das lieblichste, was die Kelten und Germanen als Kulturgut neben Maggiwürfel und Daimler der Welt schenkten. Bier. Koloniales, postkoloniales, neokoloniales, unideologisches, völkerverbindendes Bier.

Ich möchte nach einer kleinen Ruhe nun wieder hinausgehen um Menschen unter dem Gesichtspunkt des potentiellen Wählers anzugucken. Werde ihren Durst teilen und vielleicht auch eine neue Erkenntnis. Gab es da so was wie Entwarnung? Hatte man für heute schon Demonstrationen erwartet, die nicht stattfanden? Warum die gute Laune, die ich die vorigen Tage langsam zu schwinden sehen glaubte?

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Tag der Wahl 22.02.2020
 

Während man in Deutschland vollkommen im Kampf gegen den Faschismus überschnappt weil ein Irrer durchdrehte, wurden in Burkina Faso 24 Menschen in einer Kirche gemeuchelt. Das eine wie das andere hat mit Togoern nichts zu tun, denen die Wahl heute wichtig ist. In Deutschland ist die wiederum nur der TAZ wichtig, die den bereits zitierten DW-Artikel der Frau Gänzler für heute kostengünstig zukaufte und inhaltlich kurzverstümmelte. Ansonsten ist das neuerkorene Partnerland Togo für die Presse nicht von Belang. Denn wenn man die Welt verbessern will, darf nichts unter dem ganzen Kontinent auf einmal gehen. Liest man die großspurigen Sprüche der African Summits über das was da kommt und was da tolles wächst in Afrika steht das ignorieren Togos in eigentümlichem Widerspruch. Später dann, falls die Togoer sich ihren Diktator in korrekten Wahlen selbst wählten, wird man dies Herrn Nachtigal in die Schuhe schieben, dem Wegbereiter alles Bösen. Korrekte Wahlen sind aber halt leider auch langweilig. Thüringen gibt da schon mehr her.

Ich berichte nur aus Avepozo. Einem alten Flecken etwas ausserhalb von Lomé der die letzten Jahre in einem langsam wachsenden Wohlstand mit neuen Häusern und Autos erblüht, aber viele Menschen noch morgens an den Strand scheissen. Eigentlich ist Avepozo bereits mit Baguida zusammengewachsen. Beiden gemeinsam ist, dass sie als historische Stätte mit der deutschen Vergangenheit verknüpft sind.

Faure Gnassingbé und Wahlplakate auf dem Monument in Baguida, Togo

Die Erinnerungsskulptur an die Freundschaft mit den Deutschen, garniert mit ein paar Wahlplakaten von Herrn Faure Gnassingbé

 

Togo und Deutschland werden von zwei Frauen repräsentiert, die dem Bewunderer in Zuneigung keck ihre Möpschen entgegenstrecken. Das ist natürlich revisionistischer Sexismus um Neokolonialismus zu .... Nein. Halt. Ich lese zu viel deutsche Zeitungen. Also nochmal: ... keck ihre Möpschen entgegenstrecken. Es ist nicht so arg schön, wenn man Plakate draufklebt, aber immerhin hat das Denkmal ja der Papa von Faure Gnassingbé zusammen mit Herrn Strauß auch finanziert, weshalb er da so eine Art kleines Vorrecht besitzt, das ihm scheinbar auch niemand streitig macht.

8 Uhr graue kleine Linie

Es ist früh am morgen. Vögel zwitschern, Hähne krähen, Frau Nachbarin klimpert mit den Töpfen. Die schwächliche Kamerabatterie nochmal laden, Schuhe geputzt. Ein gestriges Gespräch von einer Person mit vier Stimmrechten und viel Hihihi und Hahaha bringt sich in Erinnerung, Der Papa von nebenan ist unter der Dusche mit dem kleinsten Kind der jungen Familie das vor Freude quitscht, weshalb ich weis, es ist kurz vor 8 Uhr.

Ach ja. Ich wollte noch höflich daran erinnern, dass in Spanien, Belgien, den Niederlanden, in Dänemark, Schweden und im großen Brittanien die Königshäuser nicht gewählt sind. Das sind Monarchien mit einem demokratischen Mäntelchen. Des weiteren möchte ich daran erinnern, das ein Herr Kohl und eine Frau Merkel zu meinem Ärger auch ziemlich lange Herr- und Frauschaft ausübten und ausüben. Zweitere trainiert und ausgebildet in einer Diktatur, deren "kein Fußbreit dem Faschismus" neuerdings in alter Tradition auf alle angewandt wird, die nicht sind, wie sie es wünscht. Also bitte, schauen Sie sich ihren moralisch wackelnden Zeigefinger noch einmal an, bevor Sie ihn wieder wegpacken und nehmen Sie einen Besen um vor der eigenen Haustüre zu fegen.

Rue National am Wahltag

Die National-Straße No. 2 ist ungewöhnlich ruhig, aber nicht unbelebt. Man hat Angst vor Kontrollen. Die meisten Mopedfahrer haben keinen Führerschein. Muss man ja wegen Wahl nicht damit auffallen. Autobesitzer fürchten Verdellungen und dass sie für Überstunden der Uniformierten ohne Quittung aufkommen müssen. Weitgehend alle Befürchtungen erwiesen sich als grundlos.

9 Uhr graue kleine Linie
 

Eine kleine Spazierfahrt mit der Enduro. Tanken. Die großen Geschäfte haben wegen den Drohungen der Opposition geschlossen. Die kleinen haben offen. Gemüse, Brot Spaghetti und Tomatenmark. Die Nationalspeise ist gewährleistet. Vor dem Wahllokal auf dem Gelände der katholischen Kirche ist reger Personenverkehr. Kein Militär. Nirgendwo. Nicht mal ein Polizeibeamter ist in der Nähe des Wahllokals zu sehen. Fotomotive sind schwer zu finden. Wie will man Normalität ablichten? Ein paar Menschen, viele Mopeds. Die Hauptstraße ist ruhig, aber dennoch dünn befahren.

Der Eingang zum Wahlbüro in Avepozo

Der Eingang zum Wahlbüro auf dem Gelände der katholischen Kirche in Avepozo

10 Uhr graue kleine Linie
 

Innen drin im Wahllokal wären viele Polizisten. Aha. Ich hatte mich schon gewundert. Gesehen hab ich trotzdem keine.

Andrang im Wahlbüro

Schlange vor dem Wahlbüro. Wählen macht Freude. Stolz wird der colorierte Zeigefinger hergezeigt mit dem man sogar duch Polizeikontrollen durchkommen würde, weil man beweisen kann, dass man ein Wähler ist.

13 Uhr graue kleine Linie

Nach einem Spaziergang setzte ich mich in eine kleine Kneipe und begann in brütender Mittagshitze ein Gespräch mit einem Mechaniker, der als Wahlhelfer aktiv war. Mitten im Gespräch platzt eine ungehobelte Type auf die kleine Veranda und setzt sich so zwischen uns zwei, dass wir uns bei seinem hineinbrüllen ins Telefon nicht mehr unterhalten konnten. Irgendwas erzählte er auf indigen, dass in Kodjoviakopé ein paar Leute verhaftet worden wären. Er sei abgehauen.

Wie? Gab es doch Unruhen? Als ich mich näher erkundigen wollte, kam eine mir bekannte junge Dame aus dem Hintergrund und flüsterte mir zu, mit dem solle ich über nichts reden. Der gehöre zu einer Gruppe von Dieben und Räubern und wenn von denen einer von der Polizei verhaftet wurde, dann ganz sicher nicht wegen Politik. Das sei ein Freund von Enrico. Dem Benehmen nach kann das passen. So bezahlte ich und ging weiter.

Wer ist was und wo

Wer ist was und wo?

Vor der Wahl muss man sich registrieren lassen und erhält einen Wahlausweis. Das Foto darauf muss sich bei dem angegebenen Wahlort mit einer Nummer auf den aushängenden Postern wiederfinden

17 Uhr graue kleine Linie
home

Die Person mit vier Stimmrechten konnte sie nicht zugunsten von Fabre einlösen. Die andere mit zwei für Faure auch nicht. Ein anderer erzählte mir, dass die drüben in einem Stadtteil von Lomé jedem Wähler 10.000 Franc CFA, also etwa 15 Euro bezahlen. Denn Die wären zu allem fähig. Er vergaß mir dabei aber zu sagen, wen er mit Die meint. Er setzte als guter Bekannter und Handwerker voraus, dass ich sowieso und genau mit ihm einer Meinung sei.

Also ging ich entspannt in den Biergarten meines Vertrauens, die Hitze lässt nach, der Durst nicht. Alles ist relaxed. Die Gastronomie sehr gut besucht. Offensichtlich gab es auch über die Medien keine Horrornachrichten, sonst hätte sich jemand aus Deutschland besorgt bei mir erkundigt und so ist meine Dokumentation nicht von großem Interesse. Keine Toten, keine Barrikaden, kein wirklicher Beschiss. Fast schade.

nix
Nach der Wahl 23.02.2020
 

Nichts auffälliges in Avepozo und Baguida. Mietstühle werden herumgefahren. Der Verkehr ist, wie er Sonntags immer ist. Niemand scheint zu demonstrieren, weil an der Wahl manipuliert wurde. Wahrscheinlich muss man drauf warten, dass in der deutschen Presse was erscheint, damit man was zum lästern bekommt.

Doch nun zu der wichtigsten Frage: Wer hat gewonnen? Die meisten die ich befragte, gingen davon aus, dass der alte Präsident auch der neue wird.

Doch:

Mein Nachbar, dessen Opa die Verträge mit Nachtigal machte, sagt: Agbéyomé Kodjo, der bisherige Premierminister hätte gewonnen. Eine endgültige Bestätigung gibt es aber erst in drei Tagen. Macht der Spaß? Und dann bleibt ja noch die Frage, ob es zu einer Stichwahl kommt. Also bleibt diese Seite doch noch spannend. Ein anderer Bekannter, der für die Grenzsicherheit zwischen Togo und Benin zuständig ist, meint, dass es morgen, Montag, knallt. Es gäbe Unzufriedenheiten. Ausserdem habe ich ein seltsames Phänomen. Viele Presseseiten gehen im Netz nicht auf.

Aunsahmsweise gibt es mal einen Link.

22 Uhr graue kleine Linie
home

Meine Damen und Herren, es beginnt spannend zu werden. Zuerst erhielt ich diese Tabelle, von der ich keine Quelle kenne. Lokal? Ganz Togo?

*résultats provisoires des forces de sécurité pour l'élection présidentielle*
1: Agbeyomé Kodjo 48%
2: Jean-Pierre Fabre 37%
3: Faure Gnassingbé 12%
4: Wolou Komi 1%
5: George Koessan 2%
6: Aimée Gogué 0%
7: Tchassona Traoré 0%

Das war die Wahl der Sicherheitskräfte vom Mittwoch. Die ersten Hochrechnungen der Wahl vom Samstag ergeben schon im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit für Agbeyomé Kodjo, sagten mir Nachbarn, die ihn wählten. Ich bin platt. Das hat mir niemand so prophezeit. Mit allem was ich heute abend mitbekommen habe, klingt das sympathisch. Bin ich zu einem historischen Moment in Togo?

nix
Tag 2 nach der Wahl 24.02.2020
 

Heute abend werden die Wahlergebnisse bekanntgegeben. Während Deutschland einen auf Selbstzerstörung macht, scheint man in Togo völlig relaxed den Weg der Vernunft gegangen zu sein. Es ist natürlich noch zu früh und Wahrsagerei ist hier nicht sehr verbreitet, aber es gibt abendliche Stimmen, die von einer absoluten Mehrheit Agbéyomés schon im ersten Wahlgang reden.

Ein wenig euphorisiert erlaube ich mir an dieser Stelle, wegen Freude meine eigene Position in groben Zügen darzustellen. Mir war und ist Herr Fabre und seine ständig zu Repression und Gewalt aufrufende Gefolgschaft nicht sonderlich sympathisch. Diese Abneigung teilte ich nicht gegen die Person des Präsidenten Faure, hielt aber die äußeren Umstände und die Familiengeschichte für überkommen und es war notwendig, dem togoischen Volk zuzuhören, von dem viele schlicht sagen: Es reicht. Über 50 Jahre Familie Gnassingbé sind genug.

Wenn diese Wahl so ausgeht wie sie auszugehen scheint, wächst mein Respekt gegenüber den Togoern, ihrer Geduld und ihrem Veränderungswillen, den sie friedlich durchsetzten. Für mich fühlt es sich nach Sensation an.

Der Atlantik rauscht, Vögel zwitschern, Hähne krähen und viele Presseseiten gehen immer noch nicht auf, obwohl das Netz sonst ganz normal funktioniert. Dies reduziert meine Euphorie ein wenig.

Agbeyomé Kodjo

Agbeyomé Messan Kodjo, 2012. Photo: K. Lawson

 

Hier geht es zur Wikipedia-Seite von Agbeyomé Kodjo

Witzigerweise direkt hinter dem Kopf von Herr Agbeyomé ein Werbeschild von Togo Cell, die vermutlich dafür verantwortlich sind, dass nun Presseseiten gesperrt sind.

Kann mich jemand aufklären wie das geht, dass nur einzelne Domains nicht aufgehen?
Jeunne Afrique
Tichy's Einblick
Le Point
Während andere problemlos funktionieren. FAZ, Welt, BBC ....

8 Uhr graue kleine Linie
 

Nein. Faure Gnassinbé hätte gewonnen, sagt mir eine WhatsApp-Nachricht.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Wie Bitte? Was ??? 92 %

Au Scheisse. Die Straßen seien leer. Alle Läden zu.

9 Uhr graue kleine Linie
 

War eine Falschinfo. Ich war nun selbst draussen. Eine kleine Rundtour mit dem Motorrad zeigt: Alle, auch die großen Geschäfte normal geöffnet. Verkehr wie jeden Montag.

10 Uhr graue kleine Linie
 

Ein Irrer, der nie ein Frau abbekam und dem die Unterstützungen gestrichen wurden, machte Ausländer dafür verantwortlich und ballerte ein paar weg. Er hatte nach seiner Wahrnehmung Hass auf ein paar Millionen potente Männer, die in Sisha-Bars abhängen, Sozialämter abgrasten und dicke Autos fuhren, die bei Frauen gut ankommen. So dumm so ungut. Was dann aber losging ist an geistiger Beschränktheit nicht zu überbieten. Von Togo und Afrika kommt nichts in der Presse, aber unisono schreien alle linksgrünen Christsozialdemokraten in den Schlagzeilen: Die AfD ist schuld. Die hat darauf aufmerksam gemacht, dass man da ein Problem in Deutschland hätte und erst dadurch wäre der Irre auf die Idee gekommen, sein kaputtes Leben auszublasen. Ein schuldhaftes Verhalten wird nun dem Übervater unterstellt. Das bedeutet, heute, Montag:

Die Polizei führt einen Grünen-Politiker als Beschuldigten.

Aus Togo, von einem der über Togo recherchieren wollte.

11 Uhr graue kleine Linie
 

Nichts Neues. Arte-Journal berichtet von "Unregelmäßigkeiten" Regelmäßig gibt es in Togo nur Spaghetti mit Tomatensoße. Der ganze Rest ist "unregelmäßig". Was sind denn das für Wischiwaschis? Zu genauerem sind bezahlte Journalisten nicht in der Lage? In dem Beitrag benennen sie Herr Agbeyomé als "Kodjo". Sie nennen den ehemaligen Premierminister beim Vornamen "Montag". Montag würde sich wegen Unregelmäßigkeiten beklagen. Dann doch lieber weiterhin nichts.

14 Uhr graue kleine Linie

Seltsam. Aus Accra bekam ich gerade die telefonische Information, dass in der dortigen Presse Agbeyomé Kodjo als Sieger steht. Gebe ich nun auf deutsch in die Suchmaschinen ein, dann wird von Spiegel, DW, TAZ, Standart bekannt gegeben, dass Herr Faure Gnassingbé gewonnen hätte. Bekannte sagen Agbeyomé Kodjo. Ja was denn nun? ich werde wohl viel lesen müssen. Ich les nicht mehr so gern die linke Presse, weil da immer so viel Stuss drinsteht. Mal sehen.

....

Truppen seien vor dem Haus Agbeyomé Kodjo aufmarschiert. Das ist es, was mir das lesen der Presse so unangenehm macht. Truppen im Plural. Ich war nicht dort und glaube gerne, dass da Militär war. Und ich glaube sogar, dass es zum Schutz war und nicht zur Bedrohung, wie in den Artikeln einheitlich dargestellt. Oder sagen wir mal, eine Mischung zwischen ruhigstellen und ihn beschützen. Wenn man Antifa-Mob in Leibzig als Anschauung nimmt und dann ähnlich ungebildeten Mob, der noch viel leichter durch Falschinfos zu beeinflussen ist, in Togo dazustellt, hat man eine Ahnung, dass da Gefährdungen vorhanden sind. Die sofortige, automatisierte Unterstellung, uniform in allen deutschsprachigen Medien gleich, dass dies diktatorische Repression sei, halte ich für übertrieben.

Was sich für Viele mit 72 % manipuliert liest, hatte ich im Vorfeld der Wahl angenommen. Ich lag lediglich bei der Opposition völlig falsch, weil ich Jean-Pierre Fabre für den eigentlichen Gegner Gnassingbés hielt und dabei Agbeyomé unterschätzte. Dem ich, mittlerweile besser informiert, viel Glück gewünscht hätte. Sich allerdings schon Samstag, am Wahltag, als Sieger mit absoluter Mehrheit auszurufen, hätte er auch besser bleiben lassen. Seine 18% wären das, was er bei den Ewe holen konnte. Man darf bei dieser Wahl nicht vergessen, dass das restliche Togo fürchtet, dass sich durch eine Überpräsenz der Ewe im Zentrum Lomé der Handel, die Administration und die Politk nur noch in deren Hände befindet. Ohne die Ergebnisse in Regionen aufgeteilt zu kennen, tippe ich darauf, dass in den ländlichen Gebieten in der Mitte und im Norden Togos Faure Gnassingbé bis zu 90 % abgeräumt hat. Er ist für viele Togoer und vielleicht für noch mehr Togoerinnen Garant für ethnische Balance. Das ist sehr vielen Togoern sehr viel wichtiger als eine Diskussion über Amtszeitbeschränkung.

Im Brustton der Überzeugung meldete sich ein mir gut bekannter Deutscher der hier bei Lomé lebt mit dem Satz: "Wir wissen ja alle, was wir hier von Demokratie zu halten haben". Ich bin nicht ganz mit ihm einig, weil es sein kann, dass die Wahl so ist wie sie ist, auch wenn es den Deutschen hier und in Deutschland nicht in den Kram passt.

15:30 Uhr graue kleine Linie
 

Die gesamte !! deutschsprachige Presse hat von einer einzigen Journalistin abgeschrieben oder den Artikel gekauft. Eine einzige Journalistin, die Togo kaum kennt. Oh ihr Götter, lasst Hirn herunter.

Bevor ich mich darüber aufrege, gehe ich in den Biergarten um Stimmungen anzuschauen.

17 Uhr graue kleine Linie
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Das Bier ist kühl, alle Presselinks gehen wieder. Alles ist, als wär nichts gewesen.

nix
Gedanken zum Wahlergebnis 25.02.2020
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Immer wieder wird mir klar, warum in Deutschland das Wort "Lügenpresse" so populär ist. Aus Kosten- und Bequemlichkeitsgründen übernimmt man Stereotypen, die gleichgebügelt verbreitet werden. Unangepasst an die Zeit und die Umstände. Es wird nicht einmal in Erwägung gezogen, dass, wie nun in Togo, ein Ergebnis unter freien Umständen in dieser Höhe und Deutlichkeit ausfallen kann.

Es geht mir nicht darum, eine Ist-Konstellation zu verteidigen. Ich als ausländischer Beobachter erlaube mir, keine Partei zu bevorzugen. Doch Truppen im Plural suggeriert, dass unter Gewalt mit Macht manipuliert wurde. Es steht nicht in den Artikeln einer einzigen Journalistin, dass dem Vorwurf der Wahlfälschung nachgegangen wird, sondern sie wird vorausgesetzt. Sie wird dem Verlierer in den Mund gelegt in einem Moment in dem er verloren hat. Ohne Beweis, ohne nähere Erläuterung, was er als Betrug definiert, der sich dann als krimineller Vorwurf gegen den Amtsinhaber richtet, der seinerseits nicht dazu befragt wurde.

Ich habe "Wahlfälschungen" weiter oben im Text beschrieben. Doch sie finden in so kleiner Dimension und von allen Parteien statt, dass sie ein Ergebnis nur marginal verschieben. Schon 2015 wurde, von Jean-Pierre Fabre sofort nach der Wahl kolportiert, der Vorwurf der Fälschung in der deutschen Presse laut. Ich hatte damals keine wissenschaftliche Recherche betrieben, konnte aber in den Monaten danach keinen einzigen relevanten Beweis für Fälschungen hören. Im Gegenteil sprachen Wahlbeobachter davon, dass nach ihren Erkenntnissen die Wahl frei, geheim und korrekt ablief.

Es beginnt eine unheilvolle Reaktionsverkettung. In Deutschland lebende Togoer übernehmen opportun das Stereotyp der Presse und die Behauptung geht als Echo zurück. Hier, in Avepozo, ist Land der Ewe, die, wenn ich richtig analysiere, klar in Mehrheit Agbeyomé Kodjo wählten und sich in ihrer kleinen, regionalen Mehrheit, die in jedem Gespräch neu bestätigt wird, betrogen fühlen. Fühlen ! Es verbreitet sich die Vermutung als Behauptung durch Echo, gefördert durch "neutrale" ausländische Presse. Meine mehrfach im Umfeld gestellte Frage, wie man denn gefälscht hätte, blieb unbeantwortet oder es hieß, man hätte Urnen verschwinden lassen. Wo hat man Urnen verschwinden lassen? Wieder konnte man nicht antworten. Nichts weiter steht im Raum, als dass man in einigen Wahlbüros Wahlbeobachtern den Zutritt verweigert hätte.

Um mich nun vollends unbeliebt zu machen, behaupte ich, dass das in den wenigen Fällen auch richtig so war. Denn zwischen den Zeilen konnte ich ahnen, dass da jeweils aufgebrachte, unautorisierte Gruppen ein Recht einforderten, das ihnen so gar nicht zustand. Es wurde in dem Artikel von Frau Gänsler kein offizieller Wahlbeobachter, von denen es ja mehrere hundert gab, mit einer konkreten Vermutung oder mit Beweis zitiert, sondern nur in indirekter Rede die Aussage eines Verlierers. Sehr schlechte Arbeit.

Selbst in Deutschland gibt es Wahlfälschungen. Und wenn der Beweis einer Fälschung nicht erbracht werden kann, dann ist es die Überrepräsentation in den gelenkten Medien oder dass ein größeres Werbekapital manipulativ eingesetzt worden sei. Was sicher richtig ist. Aber eben ein Nachteil des demokratischen Prinzips ist. Weltweit. Nicht nur in Togo. Als repressiver "Beweis" konnte nur wieder einmal Jean-Pierre Fabre, ein völlig abgeschlagener Verlierer im unteren einstelligen Bereich, herangezogen werden mit einem Beispiel, dass ihm im Norden Togos gesagt worden wäre, er sei dort fehl am Platze. Er hat weder eine auf die Mütze bekommen, noch hat eine Demonstration gegen ihn stattgefunden. Er hat sich lediglich nicht willkommen gefühlt. Ein Ewe-Kandidat, der ständig mit aufgebrachtem Mob und der Drohung agiert, wer nicht am Streik teilnimmt, dem wird das Geschäft abgebrannt, beklagt sich, er sei nicht erwünscht und wird dann von der einzigen Journalistin unreflektiert als Beweis für Repression zitiert? Und wieder. Sehr schlechte Arbeit.

Zum Ende meines Kommentars möchte ich noch auf die Armut des Landes eingehen, die immer so eingeflochten wird, als sei sie auf das Unvermögen des Präsidenten zurückzuführen. Togo hat kaum Bodenschätze. Phosphat, als aktuell ungeprüfte Unterstellung, hat mangels Nachfrage einen schlechten Weltmarktpreis, Gold und Diamanten sind keine relevante Größe und eine Ölplattform fördert nichts. Keine seltenen Erden. Wegen Besitzrechten können keine großen Landflächen für Monokulturen rentabel genutzt werden und Togo hat es in seiner gesamten Vergangenheit versäumt, sich ein relevant produzierendes Gewerbe in Verbindung mit Export aufzubauen. Textilhandel mit asiatisch-europäischem Import und west- und zentralafrikanischer Weiterverkaufsstruktur bringt Lomé kleine Gewinne. Als Zentrum für Handel mit alter Kunst und Kunsthandwerk wurde Lomé genau von jener linken deutschen und französischen Presse ausgeschaltet, die aktiven Menschhandel unter dem schlecht kaschierten Mantel der "Humanität" unterstützt und die Regierung in Verbindung mit dem bösen alten weißen Mann für alles negative Verantwortlich macht.

Hier möchte ich noch einen Umstand einbauen, den ich vielen meiner togoischen Gesprächspartnern als Kritik vorhalte. Mangelnder persönlicher Einsatz bei gemeinschaftlichen Projekten. Das, was man in Deutschland als Bürgerinitiative oder betrieblichen Initiative kennt. Wenn die Journalistin als Hinweis auf die Armut Togos relotiusiert, dass bei einer Operation eines Chirurgen nur zwei von 23 Lampen funktionieren und dieser stumpfsinnige Hinweis in fast allen deutschsprachigen Medien wiederholt wird, hat das sehr wenig mit Präsident und Regierung zu tun, aber sehr viel mit einer schludrigen Mentalität. Was kaputt ist, ist halt kaputt und was weg ist, ist halt weg. Ein Chirurg hat in Togo ein gutes Einkommen und Lampen kosten nicht viel. Weit verbreiteten Egoismus in Verbindung mit Wahlfälschung und repressivem Militär zu bringen, ist in höchstem Maße unseriös. Mit solchen stilistischen Erzählmittelchen übertüncht die Autorin nur ihre eigene Unkenntnis.

Neben Hilfsgeldern, die der Infrastruktur relativ wenig dienen und vorrangig eine deutsche Hilfsindustrie sättigen, ist eine relevante Größe der Geldfluss von im Ausland lebenden Togoern. USA, China, Kanada, Frankreich, Norwegen und Deutschland. Ein Geldstrom, der im Bruttosozialprodukt nur als angenommene Größe verschwommen auftaucht. Weiter oben führte ich bereits aus, warum der Hinweis auf 1 Euro 79 als durchschnittliche Verfügbarkeit des Tages eine irreführende Angabe darstellt.

Das heißt: Togo ist arm an Gebrauchsgütern, aber nicht so arm, wie es immer dargestellt wird und kann in guter Qualität seine Bevölkerung ernähren. Wer wie ich Togo seit 1979 kennt und die explosionsartige Ausbreitung miterlebte, sieht vielerlei Entwicklung, bei der jede Phase eine neue Form von Problemen generiert. Mehr Krankenhäuser, mehr Apotheken, mehr Villen, mehr Telefone, mehr Autos. Aber auch mehr Kinder.

Tja. Die Logik dabei für viele Togoer: Es gibt Wachstum im bescheidenen Wohlstand, dafür steht die Regierung. Keine Experimente mit einer noch größeren Ewe-Dominanz, die ein Gleichgewicht stören würde. Ergibt eine Wahl, die der deutschen reaktionären Linken mit ihren unzeitgemäßen Dogmen aus der Ära des kalten Krieges eben nicht gefällt.

++++ graue kleine Linie

Mittlerweile sind deutschsprachige Pressemitteilungen nicht mehr mit nur einer Quelle, klingen aber fast alle ähnlich. So, als gäbe es nun zwei Quellen :-)

Nachtrag
28.2.2020
graue kleine Linie

Im Artikel resümiere ich, dass ein Grund für die Wahl von Faure Gnassingbé mit 72 % die Dominanz der Ewe in Handel und Administration wäre. In Folgegesprächen wurde mir mehrfach wiedersprochen. In der Administration seien die Kabiye, die zweitgrößte Ethnie und die des Präsidenten eindeutig dominanter verteten. Demnäch stellen die Kabiye das Beamtentum und das Militär, womit eine meiner Kernaussagen der ethnischen Balance hinfällig wäre.

Nachtrag
29.2.2020
graue kleine Linie
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Nochmal zur Erinnerung: Diese Seite ist vorwiegend ein Stimmungsbericht über Avepozo und Baguida mit dem Charakter einer Erzählung.

Gestern, am Freitag, so erzählte man mir, hätte es in Lomé Demonstrationen gegeben. Damit nichts eskaliert, wurde Agbeyomé Kodjo unter Hausarrest gestellt.

Man mag nicht mehr so gerne über die Wahl reden und mich selbst interessiert es auch nicht mehr sonderlich. In Togo kursieren die ersten Maßregeln über den pandemischen Virus, meine letzten kleinen Geschäfte mit Deutschland kommen zum Stillstand. Erdogan, der große sultanesische Drecksack, fühlt sich als Muslim nicht verpflichtet gegenüber Ungläubigen Verträge einzuhalten und leitet einen Bürgerkrieg in Deutschland ein. Noch eine Million Schmarotzer verkraftet das Sozialsystem nicht mehr. Vor allen Dingen werden nun noch verstärkter islamisch-fundamentalistische Terroristen nach Europa geschickt, die aus den letzten, von den Türken geschützten Rückzugsgebieten der IS vor der syrischen Justiz flüchten müssen. Wie warnte schon Peter Scholl-Latour, einer der letzten großen Journalisten? Der Islam wird seine Minderheiten gnadenlos in Richtung Westen vertreiben um sie als Vorhut für den religiös-politischen Expansionismus und Imperialismus zu nutzen. Westliche Frauen haben diese Praktiken leicht gemacht und sich diesen Plänen dumm hergegeben. Zuerst machen sie die eigenen Männer zu genderisierten Weicheiern um dann Machos zu holen. Sprach der partielle Populist.

Könnte man nicht bitte Frau Merkel auch unter Hausarrest stellen? Das wäre auch für die deutsche Afrikapolitik ein Segen.

  graue kleine Linie

Kommen wir zu lustigeren Themen.

Togo ist ein armes Land ohnenLeitern

Hier der Beweis. Togo ist ein armes Land, in dem sich Arbeiter keine Leiter leisten können. Im Hof erstellen zwei Heroen eine Hangar für den welschen Nachbarn, der sich nur das günstigste leistet.

nix
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