Potsdamer Neueste Nachrichten. 17. Juli 2006

Presseseite der Galerie Peter Herrmann


FESTIVALSTIMMUNG Trommellaune, Afro-Beat und Krieger

„Das Festival ist der Star“ Gute Stimmung bis in den Morgen beim 7. Afrika-Festival im Waschhaus

Von Christoph Henkel

„Weiter! Und nochmal! Genau!“ -– Mark Asamoah weiß, wie man Kinder anheizt. Seine spezielle Art der musikalischen Früherziehung gehört sicherlich zu einem der stimmungsvollen Highlights des 7. Afrika-Festivals im Waschhaus. Schnell hat der in Ghana geborene Wahlberliner nicht nur die „schlagfertigen“ Kinder mit seiner feurigen Trommellaune angestecktt, sondern auch die umstehenden Erwachsenen zum Mitklatschen animiert. Wenn man sieht, wie er den Kleinen immer kompliziertere Rhythmen in die Fingerchen diktiert, versteht man gar nicht, warum die Deutschen gemeinhin als unrhythmisch gelten.

So locker und befreit wie dieser eine der zahlreichen Programmpunkte, präsentiert sich auch das gesamte Festival. Befreit auch deshalb, weil sich das genutzte Areal in Vergleich zu den Vorjahren wieder vergrößert hat, ohne dass das Festival zersplittert wirkt. Zahlreiche Besucher flanieren schon am frühen Nachmittag über den afrikanischen Markt, der an über 40 Ständen ein breites Arsenal an afrikanischen Kunstgegenständen, Schmuck, Musikinstrumenten und CDs anbietet. Eine lobenswerte Idee der Veranstalter, nur auf das Abendprogramm Eintritt zu erheben, den Markt und die zahlreichen Workshops und Aktionen aber kostenfrei zu präsentieren.

Auch kulinarisch kann man sich quer durch den Kontinent essen. Nachdem der Magen gestopft ist mit gefüllten Sardinen, Bananenbier und Erdnusshähnchen, ist dringend eine Auszeit nötig. Bei einer Wasserpfeife in gemütlichen Sitzkissen fläzend hofft man, die Verdauung anregen und sich bald wieder ins bunte Getümmel stürzen zu können. Dabei kann man Waschhaus-Chef Michael Wegner beobachten, wie er auf der kleinen Bühne Mikrophone aufstellt, Künstler verkabelt und Instrumente rückt. Auch für den Initiator des Festivals, Volker Mett, scheint es den Zustand „Stillstand“ nicht zu geben. Dauerrauchend flitzt er über das Gelände, hält hier einen Plausch mit befreundeten afrikanischen Musikern und klopft dort dem Koch am Barbecue auf die Schulter.

Schon kommt eine mit Trommeln behangene Gruppe und fragt ihn, wo sie spontan eine Drum-Session machen können. „Mitglieder der Saf-Sap-Gruppe“, erklärt Mett, „die sind einfach unglaublich.“ Stimmt! Also ab auf die Bühne. Obwohl nur zu viert feuern die Percussionisten vom Publikum angefeuert eine krachende Trommelorgie ab. Volker Mett ist begeistert über die Resonanz des Festivals. „An den Gesichtern kann man ablesen, dass sich die Besucher wohlfühlen.“ Besonders angenehm auch die gelungene Mischung aus Markt- und Infoständen. „Wir haben natürlich Projekte und Hilfsorganisationen, die ausstellen, aber wir wollen nicht auf der Mitleidsschiene fahren. Auch die Menschen aus Afrika wollen nicht so dargestellt werden. Wir möchten lieber eine hier noch fast unbekannte afrikanische Moderne vorstellen, fern von Klischees.“ Einen persönlichen Favoriten im Programm habe er nicht. „Das Festival ist der Star“, meint er noch lachend, bevor er sich wieder in die Menge stürzt.

In der Schinkelhalle geben zwei große Stimmen der afro-deutschen Community ein den Samstag abschließendes Konzert. Erst versprüht die in Kenia geborene Onejiru ihren von Soul und Reggae durchwachsenen Rock. Danach schafft es Nneka die leider nur locker gefüllte Schinkelhalle bis unter die Decke mit ihrer fantastischen Stimme, Afro-Beat und satten Hip Hop-Einflüssen zu füllen. Manchmal etwas zu satt, denn der Mann am Mischpult meint es streckenweise zu gut mit der Lautstärke.

Wer dann immer noch Kraft in den Gliedern spürt, kann nebenan im Waschhaus zu den Tunes von Oli Massive bis in den Morgen tanzen.