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Stuttgarter Nachrichten. 24. April 2001

Das Museum vermutet ein "Fälschernetzwerk"
Von Daniel Binanzer


Stuttgarter Nachrichten Hermann Forkl

Wirren um Expertisen: Afrikareferent des Stuttgarter Lindenmuseums muss sich für Behauptungen vor Gericht verantworten

Das Museum vermutet ein "Fälschernetzwerk"

Für Außenstehende trägt die Situation Züge einer Posse, für die Beteiligten geht es um ihren Ruf als Experten für afrikanische Kunst und um Geld. Zwei Unterlassungsklagen gegen den Leiter der Afrikaabteilung des Lindenmuseums, Hermann Forkl, sind derzeit am Landgericht Stuttgart anhängig. Kläger sind Ralf Kotalla, Experte für naturwissenschaftliche Altersbestimmungen von Kunstobjekten, und die Züricher Galerie Walu, die auf afrikanische Kunst spezialisiert ist.

VON DANIEL BINANZER

Die Kläger wehren sich gegen Fälschungsvorwürfe, die Forkl gegen sie und andere Experten, Galeristen, Stiftungen und Prüflabors afrikanischer Kunst erhoben hat. Forkl bezieht sich in seinen Vorwürfen auf Exponate der Ausstellung "Ife, Akan und Benin", die im vergangenen Jahr vom 28. Mai bis zum 27. August im Pforzheimer Schmuckmuseum stattfand. Die Ausstellungsstücke umfassen Bronzen und Terrakotten aus den vorkolonialen afrikanischen Königreichen Ife und Benin im heutigen Nigeria.

Der Afrikareferent äußerte seine Beschuldigungen im Sommer letzten Jahres in einem Telefoninterview mit dem Münchener Pic-Redaktionsbüro und in einem Schriftwechsel mit der Regierung von Oberbayern. Darin richtet er sich gegen die anstehende Ernennung des renommierten Ethnologen Stefan Eisenhofer zum Afrikareferenten des Münchner Völkerkundemuseums. Eisenhofer erfuhr erst später von Forkls Initiative. Eisenhofer, so Forkl, sei Teil eines Netzwerkes "aus Galerien, Stiftungen und Sammlern sowie Laboratorien", die gefälschte Kunstobjekte in Umlauf brächten. Es werde von diesem Netzwerk "nur nach dem abzuschöpfenden Geld geschaut, egal mit welchen Mitteln". Eisenhofer verleihe "diesem Netzwerk offensichtlich eine wissenschaftliche Reputation". Forkl bezieht sich dabei auf die Mitarbeit Eisenhofers am Pforzheimer Ausstellungskatalog.

Eisenhofer vertritt wissenschaftlich eine andere Auffassung als Forkl, da er die traditionellen stilistischen Bewertungskriterien afrikanischer Kunst anzweifelt und die Bedeutung naturwissenschaftlicher Datierungsmethoden betont. Er ist trotz Forkls Schriftwechsel mit seinem Amtsherrn seit Februar diesen Jahres Afrikaleiter des Münchener Museums und staatlich vereidigter Sachverständiger. Forkls "Rufmordkampagne" gegen ihn sei ihm völlig unverständlich, meint Eisenhofer. Er erwäge anders als Kotalla und die Galerie Walu keine Klage gegen Forkl, da er trotz dessen Anschuldigungen in Fachkreisen "eine große Sympathiewelle" erfahren und keine beruflichen Nachteile erlitten habe.

Das Haigerlocher Labor Kotalla und die Galerie Walu reichten Anfang Januar Klage gegen Forkl ein. Kotalla ermittelte neben der Frankfurter Firma Aventis Research and Technologies das Alter der Pforzheimer Exponate, um sicherzustellen, dass diese echt sind. Kotalla wandte dazu die so genannte Thermolumineszenz-Methode (TL) an, die durch die Messung der radioaktiven Strahlung, die auf eine Keramik seit dem Zeitpunkt ihres Brennens eingewirkt hat, deren Alter mit einer Genauigkeit von plus oder minus 20 Prozent festlegt. Kotalla führt diese Analysen seit über 20 Jahren durch und hat zahlreiche Kunden weltweit, unter anderem Museen, Galerien, Auktionshäuser und die Kriminalpolizei. Er meint, seine Methode könne Fälschungen mit fast hundertprozentiger Sicherheit aufdecken. Forkl behauptet hingegen, auf Grund stilistischer Vergleiche beweisen zu können, dass Kotallas Altersbestimmungen nicht zuträfen und ein Teil der Pforzheimer Exponate nicht authentisch seien.

Er glaubt weiter, gefälschte Objekte könnten nach ihrer Herstellung einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt werden, um ihr Alter zu manipulieren, was durch einen herkömmlichen TL-Test nicht nachgewiesen werden könne. Das Labor Kotalla werde hierzu benutzt. Kotalla wehrt sich entschieden gegen diesen Vorwurf: "Für ein erfahrenes Labor sind solche Manipulationen problemlos erkennbar." Die Galerie Walu, die einige Leihgaben für die Pforzheimer Ausstellung zur Verfügung stellte, ist aus Forkls Sicht der wichtigste Teil des "Netzwerks". Sie habe einen "sehr schlechten Ruf" und sei "äußerst verdächtig". Renè David, der Seniorchef der Galerie, weist die Angriffe Forkls als "absolut unwahr" zurück. Er sieht den weltweiten Ruf seiner Galerie gefährdet.

Neben Eisenhofer, Kotalla und der Galerie Walu erhebt Forkl auch Vorwürfe gegen die Schweizer Stiftung Vergessene Kulturgüter, die Veranstalterin der Pforzheimer Schau war. Sie bestreitet Forkls Thesen in einem umfangreichen Schreiben. Der stilistische Ansatz des Lindenmuseums sei wissenschaftlich "nicht haltbar". Diese Herangehensweise zeichne sich "durch pauschale Ablehnung neuer Ideen, Gesichtspunkte und Methoden sowie deren Ergebnisse" aus. Neuere Literatur, "speziell zum Thema der naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden", werde nicht einbezogen. Forkl habe darüber hinaus die strittigen Ausstellungsobjekte nicht in der Hand gehabt, beurteile also Objekte, die er gar nicht genau untersucht habe.

Aus Forkls Sicht leiden die Museen unter dem "Netzwerk", da ihnen von Händlern, die mit Prüflabors zusammenarbeiten, Inkompetenz vorgeworfen würde, wenn sie "solche dubiosen Objekte nicht als alt anerkennen". Er beklagt das "Mobbing der immer unverschämter auftretenden Kotalla-Kunden". In diesem Zusammenhang klagte Forkl gegen den früheren Stuttgarter Galeristen Peter Herrmann. Er fühlte sich von dem heute in Berlin tätigen Herrmann, den er als Teil des "Netzwerks" betrachtet, in seiner Ehre gekränkt und wissenschaftlich herabgewürdigt.

Ende März endete das Verfahren mit einem Vergleich. Ein solcher scheiterte zwischen Forkl und den beiden Klägern Kotalla und Galerie Walu. Das Hauptverfahren wird Ende Mai eröffnet. Bis dahin muss Forkl seine Thesen durch Gutachten beweisen. Bereits bewiesen haben alle Beteiligten des Streits das neue Interesse an der Kunst Afrikas. Johannesburg ist heute eine Schlüsselstadt des internationalen Kunstmarkts. Brisanz gewinnt die Auseinandersetzung zudem durch die Documenta XI 2002 in Kassel. Mit Okwui Enwezor ist erstmals ein Afrikaner für die Ausrichtung der Weltkunstausstellung verantwortlich.

Die Bronze-Ausstellung in Stuttgart

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Text von Peter Herrmann zu Analysen von Bronzen aus Westafrika.

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Ergänzung 2017 nach einem Relaunch der Seite.

Dr. Hermann Forkl ist irgendwann völlig unbeachtet so um 2010 in den Ruhestand gegangen. Außer dem Ruf ein streitsüchtiger Choleriker zu sein, hat er wenig hinterlassen. Trotz einer klar verlorenen Unterlassungsklage machte er sich in und außerhalb des Linden-Museums unbeliebt, weil er seine unqualifizierten Behauptungen weiterhin versuchte zu kolportieren. Einen Beweis für seine Fälschungsbehauptungen hat er nie geliefert und wäre auch nicht in der Lage dazu gewesen. Ein verbitterter Beamter mit absurden Obsessionen.



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