1989 begann die Arbeit der Galerie zunächst nur mit alter Kunst aus Afrika und kunsthandwerklichen Produkten. Ein großer Fundus bildete das Rückrad und wurde in den Folgejahren immer wieder sehr wichtig, da mit dem Erlös der Einstieg in den Bereich der zeitgenössischen Kunst aus Afrika finanziert wurde. Es war damals schlicht unmöglich, eine Arbeit eines afrikanischen Künstlers zu verkaufen, der etwas anders anderes schuf als gemalte barbusige Kallebassenträgerinnen.
Der Zugang zu alter Kunst war geprägt durch eine geschichtliche und eine politische Herangehensweise. Die letzten Jahre meines Afrikaaufenthalts verbrachte ich hauptsächlich in Kamerun und hatte dort das Glück, tief in die Vergangenheit schauen zu können. Dort begann zunächst auch eine weitgehend von gängig europäischen Kriterien unabhängige Sammlertätigkeit, die in der Folge dazu führte, eine sehr eigenständige Interpretation von alter Kunst und ihrem Kontext zu entwickeln.
Im Gegensatz zu fast allen Anderen die in diesem Metier zugange waren, kannte ich Afrika von der Pike. Ich lebte in Nordafrika, in West - und Zentralafrika, in weitgehend indigenen Strukturen, in vielen Metropolen, im englischen und französischen Sprachraum, ich lebte in den reichen Vierteln der Europäer und in Quartiers ohne fließendes Wasser und Strom. Ich war im Busch, in der Steppe und im Regenwald. Ich lebte an der Küste und war monatelang in der Wüste die ich 19 mal durchquerte. Ich studierte traditionelle Heilmethoden und Kolonialarchitektur und liebte die Küche. Ich aß mich durch den halben Kontinent und hatte hilfreiche Begleiterinnen, die mich nicht nur in die Geheimnisse der Essenszubereitung einführten. Ich kannte vorwiegend Händler, Künstler, Intelektuelle und war verwoben in politische Abläufe. Ich war 1979 und 1981 bei den Umstürzen von Jerry Rawlings in Ghana, war in Nigeria während den tiefgreifenden Umwälzungen 1983 und 1984. Kannte Mali geschlossen und offen, erlebte den Niedergang Algeriens, Thomas Sankara kam und wurde ermordet, Paul Biya und Gnassingbé Eyadéma kamen nur und gingen nicht. Und war im Shrine bei Fela Kuti, der über all dies sang.
Ein idealer Hintergrund. Schon zwei Jahre bevor ich nach Deutschland zurückkehrte, konnte ich Objekte aus der Sammlung des früheren Vizepräsidenten von Kamerun übernehmen, die unschätzbare Objekte mit kunstgeschichtlich enormer Brisanz enthielten. Mehr als ich damals selbst ahnte. 200 Jahre Metallarbeiten aus Afrika.
Da Afrika von Mitleid gewissermaßen erdrückt wird und dies durchaus auch ein enwicklungshemmender Faktor darstellt, hielt ich mich weitgehend aus allem heraus was mit guten Taten und Spenden zu tun hatte. Bis auf ein einziges Mal. Als der Nelson Mandela Trust anfragte ob ich Lithografien der vielleicht wichtigsten Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts anbieten möchte um aidskranken Kindern in Südafrika zu helfen, konnte ich nicht nein sagen. Kurz darauf, ebenfalls im Jahr 2003 kooperierte ich mit dem Goethe-Institut und zeigte Fotografien von Jürgen Schadeberg, dem großen südafrikanischen Fotografen. Da er in Berlin geboren war, hatten wir Beiträge in Fernsehen, Rundfunk, Tages-und Wochenzeitungen. Eröffnet wurde von Frau Rau, der Gattin des damaligen Präsidenten der Bundesrepublik sowie Frau Prof. Jutta Limbach, der Präsidentin des Goethe-Instituts.
Oben links im Bild sehen Sie eine Fotografie von Jürgen Schadeberg "Nelson Mandela in his cell at Robben Island 1994 (revisit)". Bilder der Eröffnung sehen Sie hier |