In der westlichen Interpretation wird diese Darstellung als verheiratetes Paar ausgelegt. Aufgrund vieler Vergleiche des Verfassers liegt jedoch die Vermutung nahe, es handelt sich um den König und die Königinmutter und somit um die Darstellung einer gesellschaftliche Machtbalance zwischen männlich und weiblich. Sowohl Größe als auch eine fast einheitliche Kleidung in ausgewogener Verteilung der Machtsymbole sprechen für diese Auslegung. An der Darstellung der Gesichter läßt sich ebenfalls ein Geschlechterunterschied ablesen.
Eine ausschließlich auf das Gebiet von Ile-Ife und Benin beschränkte Darstellung ist das Verschränken von Armen und Beinen, das auf ein untrennbares Gefüge verweist. Ist uns das Unterhaken der Arme als Paardarstellung noch geläufig, wundert den fremden Betrachter das ineinander haken der Beine, das nicht auf eine körperliche Beziehung verweist sondern auf gemeinsame Abhängigkeiten. Das linke Bein des Ooni schlingt sich um das rechte Bein der Dame.
Die Patinierung des Paares läßt auf extreme Witterungseinflüsse oder auf Ausgrabung schließen. Die Paarstatue ist weitgehend unbeschädigt. Bei dem vorsichtigen Beginn einer Restaurierung legten wir eine Reparatur am rechten Oberarm des Ooni frei. Eine vorherige stilistische Alterszuordnung lag bei etwa 400-500 Jahren. Eine Datierung durch eine Thermolumineszenz-Analyse ergab jedoch 220 Jahre. Dies muß in diesem Falle als Ausnahme kein Widerspruch sein. Bei der Reparatur erhitzte sich das Objekt um mehr als zweihunderfünfzig Grad. Dadurch wurde der prüfbare Tonkernrest, dessen Messmöglichkeit auf radioaktiver Anreicherung beruht, bei der Reparatur wieder auf Null gesetzt. Feststellbar ist also lediglich der Zeitpunkt der Reparatur. Da es sich offensichtlich um eine spätere Reparatur und nicht um eine Korrektur nach der Herstellung handelt, ist folgerichtig das originale Alter höher.
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