Das Motiv dieser Platte brachte es bereits durch den Expressionisten Max Pechstein zu einiger Berühmtheit. Auf seinem Holzschnitt "Erlegung eines Festbratens" von 1912 sind neben dem Hauptmotiv des Jägers mit Vögeln auf dem Baum zusätzlich zwei Frauen zu sehen. Pechstein hat das Motiv, dessen Vorbild eine Bronzeplatte des Ethnologischen Museums in Berlin war, damals naiver wiedergegeben als es im Original ist. Wenn ihn damals das Naive an diesem Motiv interessiert hat, ist es umso erstaunlicher, dass er gerade diese Platte gewählt hat. Denn die Besonderheit des vorliegenden und des sehr ähnlichen Reliefs aus dem Berliner Museum besteht gerade in der außerordentlichen Lebendigkeit und der Realitätsnähe der Hauptfigur. Menschliche Figuren im Profil darzustellen, wie diesen Jäger, entspricht nicht der traditionellen Bildsprache Benins und wird daher oft mit europäischen Einflüssen erklärt. Schon Felix von Luschan lobte die besondere bewegte Körperhaltung des Jägers an der Berliner Ausführung.
Sie wird wegen des spezifischen Stils als eine der wenigen Platten einem konkreten Künstler zugeordnet: dem "Meister der Leopardenjagd", der im 16./ 17. Jahrhundert gelebt haben soll. Es darf die Überlegung angestellt werden, ob diese und die Berliner Platte vom gleichen Künstler stammen könnten. Zeitlich wäre das möglich, denn beide Werke stammen etwa aus der gleichen Zeit. Aber stilistisch sind die Unterschiede zwischen allen in diesem Stil gearbeiteten Platten - also auch im Vergleich zu den Darstellungen mit Leopardenjagd - so groß, dass von verschiedenen Künstlern aus einer Werkstatt oder sogar von verschiedenen Werkstätten ausgegangen werden muss.
Die Theorie über den "Meister der Leopardenjagd" sollte neu diskutiert werden. So ähnlich sich die beiden Platten auf dem ersten Blick sind und eine Bezugnahme der einen Platte auf die andere unverkennbar ist, sie können nicht dem gleichen Künstler zugeordnet werden. Besonders deutlich wird der Unterschied an der Physiognomie der Figur: Der Jäger der Berliner Platte weist stärker europäische Züge auf, aber auch die Behandlung der Blätter spricht für einen anderen Künstler oder sogar für eine andere Werkstatt.
Vgl.:
Katalogbeitrag von Kay Heymer, in: Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 492/ 494.
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