Diese Darstellung greift das in Kamerun immer wiederkehrende Motiv der Urmutter auf. Sehr selten ist hierbei, dass die Darstellung nicht abstrahiert sondern surreal ist. Weder die Mutter noch die Kinder sind schön im ästhetischen Sinn. Im ersten Betrachtungsmoment fühlt man sich eher abgestossen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den eigentümlichen Reiz der Darstellung.
Die Mutter hält die beiden Personen, obwohl mit allen geschlechtlichen Attributen wohl ausgerüstet, wie zwei Kinder in den ausgebreiteten Armen. Mann und Weib, bzw. Mädchen und Junge scheinen mit einem Streitgespräch intensiv beschäftigt zu sein. Interessant sind die verschiedenen Ohren und Augen bei Mann und Frau, was auf einen Ausdruck unterschiedlicher Wahrnehmung hinweisen könnte
Die Urmutter scheint halb sitzend, halb im Sprung. Die allegorische Ausarbeitung mit einer Tendenz zur Überproportion ist ein typisches Stilmerkmal für die Gegend der Bamoun. Ebenso die Doppelschlange in der Basis, die reich ornamentierte Frisur und der Halsschmuck. Auffällig die üppigen Brüste und eine betont markante Vagina mit enormen Kitzler.
Als Guß nicht von bester Qualität, besticht dieses Objekt durch Auffassung und durch seine Seltenheit. Es wurde vor 1900 gefertigt und muss als Großbronze vorkolonialer Zeit zugeordnet werden, da um diese Zeit die Deutschen noch nicht in die vermutete Gegend der Herstellung vorgedrungen waren. Die Figur musste an mehreren Stellen wegen Korrosion im Laufe der letzten Jahrzehnte nachträglich repariert werden. Hauptsächlich im unteren Bereich wurde der Gußkernrest wegen statischen Gründen im Objekt belassen, was der Grund für eine Durchrostung war. Ein Fuß ist beschädigt.