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von Peter Herrmann, ab dem 9.9.2017
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Die vorige Geschichte "Gakpo Gblegble"
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Nächste Geschichte - "Sex Sells und geklaute Bilder machen Freude" |
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Uranus, Pluto, Diebe und Frauen |
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Wer im Leben einmal das seltsame Pech hatte, zuerst in einen Uranus-Transit und dann nahtlos in einen Pluto-Transit zu geraten, ist schnell in der Lage, in den vier Substantiven der Überschrift einen direkten Zusammenhang zu erkennen. In dieser Reihung ist es das Chaos schlechthin.
Das Meer zieht einen hinaus. Eine Kokosnuss will auf den Kopf fallen. Der Oldtimer wird abgefackelt. Mitarbeiterin arbeitet für den Lohn des Intriganten. Diebe kommen des Nachts und Tags. Betrüger und Neider umschwirren wie Fliegen. Und dann noch das allerschlimmste: Frauen. Chaosfrauen.
Um mit ihnen und dabei zu überleben, muss man Chaos mögen lernen. Gläser an der Wand, Bier auf dem Boden, Machete über dem Computer, Rangeleien vor dem Haus, Ohrfeigen, Weinen, Orgasmen. Geklautes Geld und geklaute Telefone. Lug und Trug. Halleluja und Gottes Wille. Eifersucht und wieder Orgasmen. Und täglich verflucht man sein Hilfssyndrom und Albert Schweizer. Avepozo Flat.
Nachdem also in der ersten Septembertagen des Jahres 17 die Klingel klingelte und die schöne Bernadette vor der Türe stand, ging der Blick zuerst nach links und dann nach rechts, um zu sehen, ob hinter ihr wieder ein Taxi steht. Tat es nicht. Also die Frage nach Begehren, die aber nicht beantwortet wurde, sondern forschen Schrittes am Öffner vorbei und hinauf und hinein in die gute Stube. Dort wurde kräftig geschumpfen. Ich, der Schreiber, hätte sie das letzte Mal behandelt wie einen Hund. Und überhaupt, wenn die schwangere Ziege Blandine ihr jemals wieder über den Weg läuft, werde sie sie töten. Den Kopf abschlagen. Das gerissene Stück hätte mich sowieso beschissen und betrogen. Den Tripper hätte sie von einem Rastamann mit dem sie kiffe. Die Schwangerschaft war zwar real, aber nicht von mir, sondern auch von dem. Sie hätte mich sauber angelogen, damit ich ihren Gang zum Hospital auch schön bezahle.
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So gingen die aufklärerischen Eskapaden weiter und bestätigten meine Vermutungen hinsichtlich anderer Damen. Während dieser Wortschwälle zeigte die Motorik schon am vormittag eine Mischung von Alkohol und THC und irgendwas am Speed ließ vermuten, dass sie darum und deswegen noch eine dritte Komponente intus hatte. Während sie sich, scheinbar erschöpft vom Schwall im Schlafzimmer niederließ, nutzte ich die Gunst der Minute und brachte schnell meine Kamera in deren Tasche ich das meiste meines wenigen Geldes versteckte hinunter ins Auto vor dem Haus. Kurz vorher hatte es schon heftig geklingelt, ich aber nicht geöffnet, weil ich den Kopf von Blandine gern dort hatte wo er hingehört und ich die Aufgedrehte nicht alleine im Salon wissen wollte.
Der Grund ihres aprupten Hinlegens war denn auch nicht Müdigkeit, denn sie wusste wieder einmal sehr wohl, wer da klingelte. Als ich also die Kamera und Bares verstaute, kam ein togoischer Herr auf mich zu und blökte. Da hinein sei sie gegangen und komme nicht mehr. Er aber wolle sein Geld. Seit 9 fahre er sie in ganz Lomé herum. Da dies nun schon der achte Herr war, der in den letzten drei Monaten dasselbe Anliegen und Problem hatte, war ich schon vorbereitet aber auch überrascht. Ich glaubte, die Methoden der schönen Bernadette ja zu kennen, schaute vorher und hätte sie mit Taxi im Hintergrund auch nicht hereingelassen. Diesmal bat sie den Chauffeur, dort, um die Ecke zu warten, eben damit ich ihn nicht sehe.
Die schöne Bernadette hatte die tolle Eigenschaft, in Begehren nach Liebe aufzutauchen und nach den ersten heftigen Anmachen huch vergessen zu haben, dass ein Taxi vor der Türe steht, sie aber gar kein Geld hätte. Das erste Mal wollte ich nichts damit zu haben, da ich mich, trotz aller Schönheit, gar nicht an sie erinnern konnte. Ein offenes Bein von einem Unfall und weinen auf den Knien hätte auch Albert Schweizer gerührt und unter heftigem Gebrüll und Geschrei des Fahrers einigte ich mich mit ihm auf einen relativ exorbitanten Betrag. Die Beträge waren immer um etwa das Doppelte des normalen Tarifs, was so ab dem dritten Mal den Verdacht aufkommen ließ, dass Teil des Abkommens zwischen Fahrer und Dame war, diesen Betrag gerecht aufzuteilen. Was ich natürlich ein wenig ungerecht mir gegenüber empfand.
Zunehmend kam sie bei ihren regelmäßig nicht angekündigten Besuchen auch ohne Fahrer und schwörte Besserung. Doch irgendwas fehlte immer, wenn sie weg war. Auch nach dem vorsichtigen Versuch, ihr nach guten Vorsätzen einen kleinen Betrag unter Betonung auf Verantwortung in die Hand zu drücken um ein paar Einkäufe und Besorgungen zu erledigen. Drei Tage später kam sie wieder von den kleinen Einkäufen um die Ecke zurück und erzählte eine tolle Geschichte, die das Geld wert war das nun fehlte. Mathilda, Mathilda, she don' take my money go run Venezuela, wusste Harry Belafonte. Bernadette, Bernadette, mein Geld ist weg. Elle fue de Avepozo jusque au Adidogomé.
Doch diesmal war es definitiv zu viel. Wie soll man zwei Stunden beschreiben, bei denen jede Minute etwas geschieht? Der wilde Blick in die Runde wo man die Olivenölflasche zerschmettern kann? Die beruhigenden Worte, weil sie nun ein Küchenmesser in der Hand hat? Mit dem Rotwein, den man noch nicht verstecken konnte um den Tisch rennt und fang mich spielt? Eine pädagogisch undeutsche Watschen als togoisch gebräuchliche Konditionierung und somit einer kulturellen Aneignung, weil sie die in Schnaps eingelegten Heilkräuter in großen Schlucken reinhaut? Wie soll man darstellen wie sie droht, den Computer zu zerschmettern?
Es ist, wenn man keinen Fernseher hat, sehr unterhaltsam eigene Geschichten und Resonanzräume zu basteln. Doch was tun, wenn sie das iPhone in der Faust hält und schreit, sie werde es auf dem Fliesenboden zermatschen wenn man nicht sofort verspreche, dass niemals mehr eine andere Frau diese Wohnung betritt? Zwei Stunden der Hoffnungslosigkeit. Zorn, Wut, Nachsicht, Erbarmen, Bitten, Betteln. Der verglaste zornige Blick von ihr signalisiert, dass sie nach Hatespeech tut was sie androht. In Stücke zerlegt, was für die Arbeit wichtig ist. Doch da ! Ein Stich in der Magengegend, die Augen verdrehen sich vor Schmerz, langsam sinkt der Kopf auf den Tisch. Stöhnen, schweres Atmen, der Versuch zu sprechen, Schweiß tropft von der Stirn. Hände verkrampfen sich.
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Sie beginnt zu ahnen, dass nun eine schlimme Sache passiert. Weint, heult, schreit. Liegt auf dem Boden. Umarmt die Beine. Das habe ich nicht gewollt, das habe ich nicht gewollt. Ich hole einen Arzt, ich lauf zur Klinik. Panik. Umklammerung. Küsse. Bitte nicht sterben, bitte stirb nicht. Das habe ich nicht gewollt.
Während sie nun ausgerechnet zu jenem Nachbarn nach oben rennt, der mir ein Feuer ins Auto legte oder legen ließ, wird, nun ganz schnell und ohne stöhnen, der Wein und das Messer versteckt. Das Olivenöl weggeräumt, der Computer in der Tasche verstaut und da kommt sie auch schon wieder. Den Kopf unter dem Wasserhahn stöhne ich hervor, dass es schon besser werde, dass es in einer Viertelstunde vorbei wäre. Doch schon hat der Welsche Wichtigtuer die Gunst der Stunde für sich entdeckt und ruft Bekannte nach Hilfe an. Kolik. Sterben. Herzinfarkt.
Doch auch dieser schöne Einfall war der falsche. Ulcus Ventriculi, oder wie das heißt, war zwar gut, weil sie nun zur Wohnung hinausrannte, schlecht war aber, dass sie sturzbetrunken neben den Wohnungsschlüsseln auch noch den Autoschlüssel mitnahm. Den Bauch haltend und weiter simulierend so getan, als würde man sich hinausschleppen, eigentlich schnell gerannt. Doch zu spät.
Steht der Taxifahrer draussen und hat meinen Führerschein aus der Mittelkonsole in der Hand und beschreit sich mit der Schönen. Die ersten Nachbarn, die bisher nur hörten, durften nun auch sehen. Den Bauch haltend und mit Schmerzen zeigendem Gesicht, versuche ich ihn herzuwinken und will regeln. Das Geschrei wird immer lauter. Er kommt nicht. Langsam verdrängt der Zorn die simulierten Schmerzen. Das Schauspiel, gefangen in meiner Kunstblase ein wenig weiterspielend, denn die immer mehr werdenden Nachbarn sind informiert über Kolik und Sterben und die Kleine haut den Mopedtaximann, weil der nun meine Rettung verhindert. Unter Schmerzen hingeschleppt und ein Versuch der Schlichtung, bei der der Mopedfahrer nun auch den Schreiber als Depp bezeichnet und der nun seinerseits jegliche Contenance verliert. Wer bist du, du dahergelaufenes Arschloch. Ich reiss dir die Ohren ab. Auf schwäbisch natürlich. Das wirkt am besten.
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Ausgabe der "Afrika-Wirtschaft" 7.2008 |
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Nachbarn greifen ein. Man zieht und schiebt und diskutiert und es werden immer mehr. Ein Menschenknäuel bewegt sich die Piste hinunter. Mittendrin die kleine Furie, die sich immer wieder losreißt und dem Taximann eine haut.
Die einzige Chance ist nun, dass der gerade noch Sterbende völlig unbeachtet nach oben rennt und einen Betrag aus der Hemdtasche holt, der auch den Verdienstausfall des wackeren Fahrers decken wird. Doch. Scheisse. Himmelarsch. Das Geld ist weg. Die Kleine hat noch vor dem Schlüssel vorsichtshalber mal alles mitgenommen. So nach dem Motto: Man weiß ja nie. Im neuen Gendersprech könnte man sagen: Aneignung fremden Leids.
Wieder runter, hat sich der Auflauf ein wenig verdünnt und an der Pistenkreuzung angekommen, fehlt jede Spur der Schönen. Merde. Sie hat mein ganzes Geld. Was nicht ganz stimmte, denn der Großteil lag im Kofferraum. Dieser impulsive Satz vom Fehlen wäre nun auch besser nicht gesagt worden. Eine große dicke Dame sagt, dass ihr Sohn mit ihr aus irgendeinem Grund nach dahinten gegangen sei, sie ruft den Sohn am Telefon, die beiden kommen.
Der Taximann, sich nun auf meiner Seite wähnend, beschreit sie Diebin. 45 Kilo flippen aus. Plötzlich wälzen sich die Beiden im Sand und viele dicke Mamas ziehen hier und schubsen dort. Der Mann haut, die junge Dame beisst. Stoffe fliegen, eine Perücke liegt im Sand und plötzlich bleibt sie liegen. Der große Geldschein, im Gerangel kurz für einen Moment im Staub zu sehen, ist weg, vermutlich hat der Taximann ihn im Gewühl seinerseits geklaut. Eine Handtaschendurchsuchung von einigen der dicken wichtigen Damen finden nur zwei kleine Scheine, der große ist weg. Der Taxifahrer nimmt die zwei kleinen von den dicken großen Damen und plötzlich verschwindet er sehr schnell. Zerludert und versandet sitzt nun die Kleine in den Rabatten und begreift ganz langsam, was sie die letzten Stunden angerichtet hat und was sie sich anhören durfte. Diebin, Nutte, Kifferin, Säuferin, Lügnerin, Verrückte.
Sie weint so vor sich hin. Doch da: Sie springt auf, haut sich mit den flachen Händen über den Brüsten. Ich, Bernadette, werde dem seine Frau umbringen, die schwangere Schlampe. War eben noch Mitleid bei den Betrachtern, wich es dem erneuten Stimmungswandel. Beim vorigen Gang in die Wohnung wurde die Tasche mit ihren Habseligkeiten gefüllt und neben der Eingangstür deponiert. Zurück zur Türe will sie wieder hinein, doch ihr die Tasche in die Hand gedrückt merkt sie, das der Hokuspokus nun vorbei ist. Auch das Auto steht schon im Innenhof damit die Lampen und Fenster heile blieben. Entgeistert schaut sie in das Grinsen und stammelt: „Du hast das alles nur gespielt. Alle Schmerzen nur gespielt. Sowas wie dich liebe ich auch noch …“ und merkt, dass ich sie auf meine Art zur Wohnung hinausbekommen habe. Wilde Drohungen und weg war sie. So schnell, dass ich nun nicht mehr sicher war, ob der Taximann den großen Schein hatte oder sie ihn in der Unterhose. |
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Das alles begab sich zu einer Zeit während auf den Straßen Lomé’s die Protestierenden mit Wasser und Tränengas vertrieben und kurz vorher im Norden während Unruhen zwei Menschen erschossen wurden. Ein Generalstreik wurde vergebens ausgerufen und um alle zu ärgern, ließ der Präsident das Internet im Notstand ausschalten. Freunde sitzen ohne Geld da, weil in Deutschland mit Onlinbanking ihr Geld nicht auf das Geldkartenkonto überweisen werden kann. Andere können nun auch kein Ticket buchen. 90 % der Kommunikation geht über WhatsApp und nun schon sechs Tage mit viel What aber keinem App nur noch wie in alten Zeiten. Ayouba und auch sonst Niemand können mehr Geld abheben und bei Vielen geht nun auch schon das Telefonguthaben aus. Diese kurze Beschreibung ist für jene Trottel gedacht, die allen Ernstes Bargeld abschaffen wollen.
Während die obere Geschichte der jungen Dame Bernadette für jene in Deutschland geschrieben wurde, die sich während dem ganzen Trubel in der Transgendertoilette oder in einem Angst-Raum versteckt hätten. Der Autor für seinen Teil hätte gerne auf die Privilegien des bösen älteren weißen Mannes verzichtet und Blackfacing betrieben, damit er bei den Nachbarn mit so viel hate-speech nicht so sehr auffällt.
Den Grünen sei zugerufen: Bernadette wird kommen. Ihr dürft sie unter eure Fittiche nehmen. Nur befürchte ich, dass Bernadette in Deutschland andere Wege gehen wird, denn die langweilig gewordenen Grünen entsprechen nicht ihrem Temperament. Auch Deutschlands Polizei wird mit den Watschengewohnten weiterhin Schwierigkeiten haben. Mal kräftig am Oberarm aus dem Dilemma gezogen, sind es nämlich schon Rassisten.
Doch in Avpozo geblieben. Die Berichte über meinen Tod sind gewaltig übertrieben, sagte einst auch Marc Twain.
Und noch Jemand sagte etwas sehr geistreiches. In dieser Situation des heillosen Durcheinanders von Emotionen wie ein Mückenschwarm sagte der falsche Franzose aus dem algerischen Banlieu von Nantes, der nun mit vorgespielter Hilfsbereitschaft mein Sterben in die weiss-beige Welt unserer Lomèischen Vorstädte und Randdörfer brachte, zu der kleinen Hilfe suchenden Bernadette, es sei nicht er gewesen der das Auto angezündet hätte!
Das war ein schöner Satz den ich aus dem Hausflur aufschnappte, denn ausser Anzünden hatte ich ganz zu Beginn einen Kabelbrand als einzige Möglichkeit, ihn entlastend, in Betracht gezogen. Natürlich, wie sich der geneigte Leser erinnert, war es keiner. Es wurde abgefackelt. Nun geht also der falsche Welsche auch davon aus, dass da nachgeholfen wurde, er es aber nicht gewesen sei. Da ich als Trapper und Spurensicherer in jener Nacht keinen einzigen Fußabdruck im Sand an der Mauer entlang fand, müssen also jene Anderen durch eine Türe gekommen sein, zu der nur zwei Menschen die Schlüssel haben und davon einer ich bin? Saßen nicht an jenem Abend, als ich mit dem Bruder des Herrn Clemens bei weinseliger Diskussion bis zum tropischen Mitternachtsmond in der Bar jeglichen Vertrauens weilte, die zwei Schweizer Knechte in ihrem Gakpo-Gblegble-Lieferwagen und glotzten uns dabei zu. Dies war ein seltsames Verhalten für zwei, die sich um diese Uhrzeit normalerweise schwankend an einem Tresen in Balance halten müssten. Zurück zu Hause, stand das Fahrzeug des falschen Welschen zum ersten Mal seit ich dort wohnte draussen vor dem Tore und ließ mich schon staunen, weil es des Ängstlichen sonstiger Angewohnheit so ganz gar nicht entsprach. Doch natürlich hatte der Ängstliche Angst. Nämlich, dass aus Versehen sein eigenes Auto etwas abbekommt.
Dieser kleine Satz des nicht ich, aber Andere passt auch zu Mongo-Doppelkinns aufgeblähten Backen. Als er und IQ-Whiskeyflasche dem Verkäufer des noblen Dieseldaimlers und Freund von Wurstmacher Rainer auszureden versuchten, mir dieses Automobil tauschend zu übereignen fiel der sich schnell verbreitende Satz von ihm: „Dann müssen wir diese Karre eben auch noch anzünden“. Dass der Grund der Übernahme auch eine Geste der Versöhnung beinhaltet, geht halt nicht in jedes Hirn. Beim Foufou essen in dem Lokal in dem ich hin und wieder indigen und günstig speise erzählte ich grinsend diese Zusammenhänge dem Chef der Brigade der Gendarmerie. Worauf der nur meinte, er werde schon noch einen Grund finden, alle drei gemeinsam ins dunkle Loch zu sperren. Irgendwie scheinen Gitterstäbe für Ex-Knackis und Banlieu-Naftis etwas anziehendes zu haben. |
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Es wäre mittlerweile ein Leichtes, ein wenig diplomatisch zu petzen und Schluss wär mit Visa für Togo. Doch wollen wir die Einflussnahme mal nicht übertreiben. Denn zweifellos brauchen wir die beiden Steineträger noch als Pausenclowns in Avepozo. Niemand fährt so schön mit Disco-Bumm-Bumm und Bierflasche in der Hand die einzige Teerstraße im Ort mit offenem Gakpo-Gblegble auf und ab.
Schließlich ist es auch von lokalem Interesse, ob sie sich von den jungen Damen die sich die Herren zuzulegen pflegen, weil es in der Schweiz halt nicht so klappt, wie üblich nach einer Woche nach Ankunft wieder trennen. Normalerweise bringen sie diese jungen Damen in einem der leer stehenden Zimmer bei Oma unter, damit die ein wenig aufpassen soll, was sie aber nicht kann. Kommen sie dann, wenn der Mörtel in der Heimat gefriert nach Avepozo stellen sie nach 9 Monaten der überwiesenen Verköstigung fest, dass die jungen Dinger fast jeden Abend gut gekleidet mit unbestimmten Ziel im Ort zu sehen waren. Weil sie als Eidgenossen eine andere Vorstellung von Treue und Schwüren haben, braucht die Trennungs-Erkenntnis jene erwähnte Woche und bestätigen auf seltsame Weise das Klisché der berüchtigten Schweizer Langsamkeit. Was den Damen auch nicht ganz so arg viel ausmacht, denn Oma kann so ziemlich alles weibliche Junggemüse ohnehin nicht ausstehen und ausserdem scheint Frau Monika nun ebenfalls fest dort zu wohnen. Mit giftiger Oma, fünf scheissenden, stinkenden und bettelnden Hunden und dann auch noch die Schwiegermutter ? Neun Monate warten und dann als Belohnung Mongo-Doppelkinn und IQ-Whiskeyflasche? Die besoffen darüber sinnieren, wie man andrer Leute Auto abfackelt? Ich vermute, die meisten jungen Frauen haben, trotz eventueller Finanznöte, eine etwas andere Vorstellung vom Leben.
Während die USA, Frankreich und Deutschland gerade militärisch damit beschäftigt sind, die Sahelzone für ihre Interessen zu sichern und dabei enge Allianzen mit den Küstenstaaten anstreben deren Häfen immer fester in chinesischer Hand sind, Saudi-Arabien die Opposition unterstützt, haben wir auch noch Schweizer Interessen. Die sehen allerdings eher seltsam aus. Während die letzten übrig gebliebenen Krächzer aus den Zeiten der letzten Touristenhochburg mit dem geistreichen Namen Hotel Tropicana vor dem Fernseher sitzen und mit ihrer Rente der weitaus jüngeren togoischen Frau eine Gaststätte finanzieren von derem erfolgreichen Betreiben sie so wenig Ahnung hat wie der berühmte Bock vom gärtnern, kommt sonst nichts auffälliges mehr aus den mitteleuropäischen Bergregionen.
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Hotel Tropicana im Jahr 2017 |
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Ausser eben jener als Schwinger untauglichen Steineschlepper, die aber von Niemandem koordiniert werden. Rente und Witwenrente in Franken und der bescheidene Fluss der Handwerksknechte, der über Bierankauf flüssig in die Infrastruktur Togos geleitet wird. Die Schweiz hat keine diplomatische Vertretung und alle ihre Bürger müssen nach Accra in Ghana. Für das sie aber, sollten sie nicht angemeldeter Bürger Togos sein, ein Visa nur in der Schweiz bekommen. Deutschland leistet sich zumindest eine winzige Vorhut um neben Kanonen und Schießgewehren dealen auch noch Kultur zu fördern, aber auch das tut die Schweiz nicht. Kein Jodler jodelt mehr in Lomé. Statt dessen ärgern sie Schwaben, wie sie in vermeintlicher Abwertung alle Deutschen nennen, und stören subversiv das imperiale kulturelle Vordringen in dem Sie mit Feuerzeugen ein wenig an Polstergarnituren zündeln und verzögern dadurch das Entstehen eines geplanten Kulturzentrums.
Mit Kunsthändler René David ist der letzte Schweizer mit Rang und Namen verstorben und seitdem folgten ihm viele Unbekanntere nach. Den Schorsch, den Schweizer Freund vom Wurstmacher Rainer hat man übel zugerichtet und mit der Mafiaschlinge versehen einen würgenden Abgang verschafft. Der André hat sich selbst so gnadenlos mit Kohlehydraten zugestopft, dass er an sehr enormer Leibesfülle verschied. Wieder einer war altershalber dran und hinterließ Frau und ein nicht gehendes Lokal. Andere geben auf und geben ihr Arbeitslosengeld lieber wieder in der Schweiz aus, statt damit Togo zu subventionieren.
Würde ich die Schweiz nicht so mögen wie ich es tue, würde ich sagen, dass es sehr dumm ist von der Schweiz, sich mit solchen zwei Gestalten zu repräsentieren. Nichts Junges kommt mehr nach. Einsam das weiße Kreuz auf roter Fläche im leeren Restaurant. Dahinter Steuerschulden und ein zwei Gakpo-Gblegble, die neben Hundescheisse auf dem Parkplatz von Chez Alice einsam vor sich hin rosten.
Man sieht im vorbeifahren auch keine jungen Damen mehr. Nur noch Frau Monika hin und wieder im Supermarkt, wo sie versucht in knarzendem Französisch an der Kasse ein Späßchen zu knarzen über das die freundlichen Togoer ein wenig lachen. Weniger wegen der vermeintlichen Pointe, eher mehr über die Lautverschiebung. Harchharchharch lacht dann auch sie, weil sie sich spaßig findet.
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Die vorige Geschichte "Gakpo Gblegble"
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