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Dies und Das aus Avepozo und Baguida

Einwurf

Ohr 2

Gottes Wille

Büro

Frauen

Pardon

Schnuckiputzi

Wadenschau

Danke

„Ich habe mein Leben gegeben, um zu versuchen, die Leiden von Afrika zu lindern. Es gibt etwas, das alle weißen Männer, die hier gelebt haben, wie ich, lernen und wissen müssen.
Sie haben weder die intellektuellen, geistigen oder psychischen Fähigkeiten, um sie mit weißen Männern in einer beliebigen Funktion unserer Zivilisation gleichzusetzen oder zu teilen. Ich habe mein Leben gegeben, um zu versuchen, ihnen die Vorteile zu bringen, die unsere Zivilisation bieten muss, aber mir ist sehr wohl bewusst geworden, dass wir diesen Status behalten: die Überlegenen und sie die Unterlegenen. Denn wann immer ein weißer Mann sucht unter ihnen als gleicher zu leben, werden sie ihn entweder zerstören oder ihn verschlingen. Und sie werden seine ganze Arbeit zerstören. Erinnert alle weißen Männer von überall auf der Welt, die nach Afrika kommen, daran, dass man immer diesen Status behalten muss: Du der Meister und sie die Unterlegenen, wie die Kinder, denen man hilft oder die man lehrt. Nie sich mit ihnen auf Augenhöhe verbrüdern. Nie Sie als sozial Gleichgestellte akzeptieren, oder sie werden Dich fressen. Sie werden Dich zerstören.“

Dr. Albert Schweitzer, Friedensnobelpreisträger 1952. Aus: My African Notebook. 1961

Ludwig Philipp Albert Schweitzer war ein deutsch-französischer Arzt, vom selben Stamm wie der Autor dieser Zeilen, Philosoph, evangelischer Theologe, Organist und Pazifist. Schweitzer gründete ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun.

Horkheimer/
Adorno/
Bananendiebe

Alain Delon

Kloster

Wie wird man
Bananendieb?

Verheiratung

Welsch-Flirt

Martine de Chez Martine

Dieses Dickerchen ist Martine, von der in der Folge zu lesen sein wird. Das Foto, wie die folgenden, entstand als Vorbereitung zu einer Werbekampagne für ihr Lokal. Das Bildrecht blieb bei Peter Herrmann. Das Motiv selbst erfuhr eine künstlerische Bearbeitung. Also zweifach ©©. Noch ist es nicht als ein Kunstwerk zu erkennen. Wird schon noch werden

 

Es ist zum verzweifeln in Togo. Man erklärt jemandem etwas und es geht in ein Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Etwa zur selben Zeit. Ohne auch nur eine einzige Synapse zu behelligen. Ohne jeglichen Zeitverlust ist es eines der wenigen Dinge die in Togo schnell gehen. Vergessen scheint im Bewusstsein etwas zu sein, das Energie spart. So kann Ernährung direkt in den Hüften und am Hintern abgelagert werden, ohne einem unnötigen Verbrennungsmechanismus fürs Hirn geopfert werden zu müssen.

Lernt man die oben abgebildete Dame kennen, ist der erste Eindruck einer leidlich gebildeten Person, die es hervorragend versteht sich zu kleiden. Das Bild oben ist dafür zwar nicht exemplarisch, aber man sieht, dass die Dame mit einem ausgesprochen hübschen Gesicht ausgestattet ist. Sieht man ihr kleines Lokal, könnte man auf die Idee kommen, sie sei auch noch eine gute Firmenleitung eines ordentlichen Kleinbetriebs. Nun sind allerdings Ersteindrücke eine Sache und näher kennenlernen eine andere. Bei meinem ersten Besuch vor vier Jahren stellte mir eine Bedienung eine Bierflasche auf den Tisch, deren Inhalt ein Eisklotz war. Meine Bemerkung, dass ich dies so nicht so gern hätte, wurde durch den Befehl weggewischt, ich solle halt warten. Ein halbes Jahr war ich dort kein Gast mehr und gehörte dadurch zur erdrückenden Mehrheit der Bevölkerung von Avepozo und Baguida.

Nach einem halben Jahr des Umherirrens auf der Suche nach einem Lokal mit besinnlicher Ruhe landete ich wieder einmal dort und bestellte einen Wodka. Ich trinke so gut wie nie gebranntes, war aber noch gebrannt von dem eiskalten Bier ohne späteren Schaum und erinnerte mich eine Woche später deshalb gut an den Preis eines erneuten Wodkas, der nun binnen weniger Tage doppelt so hoch war und damit auf dem Niveau einer noblen Hotelbar lag. Mein Veto fruchtete nicht und das erste Kennenlernen der Pächterin bestand darin, dass sie recht behalten musste obwohl die Situation mehr als anders war.

Wieder ließ ich eine kleine Zeit verstreichen, da keine meiner noch so minimalen Erwartungen erfüllt wurde. Weil diese Erwartungen aber auch anderswo nicht erfüllt wurden und dadurch die Abendgestaltung einer Kreisbewegung glich, die Abend für Abend eine andere Nichterfüllung abhakte, landete ich mit einer gewissen Zwansgläufigkeit wieder in dem Lokal, das, bevor sie von mir einen Namensvorschlag umsonst übernahm auf den völlig bescheuerten Namen Maquis au Cool lautete. Bescheuert schon deshalb, weil der Eisblock lediglich ein täuschendes Extrem war. Ein zweites weit dominanteres, sollte warmes Bier werden. Ich fand später heraus, dass eine Waschanlage nebenan bei ihr den Strom zapfte, wodurch sich die monatliche Rechnung von einem errechnet möglichen Betrag von 20 Euronen auf sage und schreibe 200 erhöhte. Die Schlussfolgerung der Firmenleitung bestand jedoch darin, trotz meiner geäußerten Vermutung, ständig den Kühlschrank abzuschalten um Strom zu sparen.

Mein Mitleid wuchs und die Anzahl meiner Besuche ebenso. Ich dachte mir, wenn dieser völlig erfolglose Platz ein wenig professionelle Unterstützung erhielt, könnte er zu einem angenehmen Treffpunkt werden. Sie, die vormals schöne Martine, hatte ja nichts mehr zu verlieren. Ihr französischer Freund, der lange Jahre erfolglos Hoffnung in sie setzte, legte sich Kühe zu. Das war unterhaltsamer in der Konversation und gleichzeitig mit einer Gewinnerwartung verbunden. Der LKW-Händler muss ein kleines Vermögen für die Füllung eines sechs Meter langen Kleiderschrank ausgegeben haben. Als jedoch mit der Länge des Schranks im gleichen Maße der Umsatz von gebrauchten Lastkraftwagen sank, musste er wohl eine Reißleine ziehen. Als nach Kappung aller laufenden Unterstützungen noch das Schulgeld für den Herrn Sohn der Nichtangetrauten übrig blieb, merkte sie nicht, dass 180 zuviel an Stromeuronen und 180 zuviel an Schuldgeld pro Monat in keinem Verhältnis zum nicht verdienten Geld standen. Es bleibt dem Leser, auszurechnen, wenn man am Tag 10 Bier und 10 Portionen Spaghetti im Straßenverkauf umsetzt und dabei am Tag etwa 5 Euro Gewinn erzielt, wieviel nach Abzug von Miete, Bedienung und Koch am Monatsende übrig blieb wenn Miete, Bedienung und Koch am Tag etwa 5 Euro kosten, Was allerdings so viel unterbezahlt ist, dass das Personal in fliegendem Wechsel den Stab übergab. Nur in der Nase bohren ist ja auf die Dauer auch keine Erfüllung.

Nun taucht jedoch ein unerwartetes Problem auf. Egal was man der Dame anriet, tat sie nicht oder das Gegenteil davon.

  Die schöne Martine zum Zweiten

Es ist schön, wenn man einigermaßen hochauflösend fotografieren kann, auch wenn eine Werbung nie zustande kam. Werbung kennt in Togo fast nur eine Variante. Mit Lautsprecher bestialischen Lärm verursachen. Glücklicherweise wurde der schönen Martine regelmäßig die Anlage geklaut, so dass dieses Prinzip nicht durchgehalten werden konnte.

 

Als ehemaliger Innenarchitekt wusste der Autor, dass eine ergonomische Studie der erste Schritt darstellt, bevor ein Plan und Entwurf folgt. Das Lokal wurde also von einem LKW-Händler spendiert, der aus humanen Gründen der Dame eine Grundlage schaffen wollte, bevor er sie loswerden durfte. Ausserdem durchschaute man schnell, dass Angst vor Gewalt eine Rolle spielte, weshalb er die Trennung in strategisch langsamen Schritten organisierte. Zu Hilfe kam ihm, dass das Meer das gemeinsame Heim begann wegzuspülen, während er sich langsam in das 120 Km enfernte Kpalime spülen ließ und immer sporadischer vorbeischaute. Mangels beiderseitiger Kenntnisse um das gastronomische Gewerbe funktionierte gar nichts.

Das eigentlich gemietete gastronomische Häuschen bestand aus zwei Zimmern, von dem das eine kein Dach hatte und nur als Mülllagerstatt diente, während das andere ein Dach hatte, aber ebenso als Mülllagerstatt diente. Darin standen fünf Kühlschränke, von denen vier kaputt waren und der fünfte ein bißchen kaputt. Darin lagen vereiste Fische, von denen man am Grad der Verklumpung nachvollziehen konnte, dass sie im Laufe der vergangenen zwei Jahre mehrfach aufgetaut und wieder gefroren wurden. Hinter dem Haus, dort wo gespült wurde, befand sich eine weitere Mülllagerstatt, die wie die anderen Lagerstätten in eklatant krassem Widerspruch zur Kleidung der Chefin standen. Auch ein Geruch soll erwähnt werden, denn der kann auf Fotos nicht wiedergegeben werden. Hinter dem Haus stank es irre nach verfaulten Resten und Kadaver, was für einen gastronomischen Erfolg nicht sehr von Vorteil ist und erklärte, warum nahezu 100 % der Bevölkerung der Umgegend diese Stätte der Gastlichkeit nicht als solche erkannten.

"Egon hat einen Plan. Er hat einen Plan." Dieser weltberühmte Spruch der Olson-Bande sollte als Anleitung dienen und leider, wie bei denen, letztlich nicht von Erfolg gekrönt werden.

Eine panafrikanische Strategie ist die Erzeugung von Mitleid, weshalb schon im Blues und Soul sehr sehr viel gejammert wird. Außerdem verfügt die Dame über einen gewissen Attraktionsgrad auf nordische Männer, was ich in meinen Plan einbaute, denn die Dame hatte zwar einen geerbtem Kleiderschrank, aber kein freies Kapital. Der erste den ich einspannen konnte, war ein vollkommen abgestürzter Franzose der noch bis kürzlich in staatlichen Diensten als Dekorateur war und über handwerkliche Infrastruktur verfügte. Da er nun an eine Karriere als Musiker dachte, was klar hörbar nie stattfinden konnte, erklärte ich ihm die Strategie einer Kleinbühne, einer Bar, eines schönen Eingangs sowie Ruhm und Ehre. Nachdem diese Umbaumaßnahmen getätigt waren, während ich vom neuen Tresen lenkte, tauchte der zweite Franzose auf. Hier muss noch erwähnt werden, dass Madame eine Strategie fuhr, deren Opfer ich später auch werden sollte. Wenn sie genug von einem hellen Mohr und er ausgedient hatte, durfte er gehen. So ging erbost der erste Franzose. Der schon erwähnte zweite hatte eigentlich vor eine eigene Gastronomie zu eröffnen, die er vorher schon in Gabun betrieb. Da ihm aber die notwendige Investiton fehlte und er mächtig scharf auf Madame wurde, konnte ich ihn leicht von meinem Plan überzeugen.

Die beiden Innenräume wurden komplett entrümpelt und ein Dach eingezogen. Der italienische Franzose richtete unter der neuen Überdachung ein Küche ein und der andere Raum wurde nun zu einen funktionsfähigen Lager. Doch schon nach den ersten Pizzas echauffierte sich die Dame, weil er das Rezept nicht rausrücken wollte und das scharf sein auf sie wich zusehends. Noch mit dem ersten Franzosen begann ein Publikumsandrang, Er zupfte wild die Guitarre und war ebenso wild in der Akuise. Wir setzten Solange und Blandine an den Tresen, die Franzosen kamen wieder, die ersten Togoer und etlich andere Fremdlinge fanden den Tresen ansprechend und langsam kam so etwas wie Stimmung und Umsatz auf. Als mit dem zweiten die Küche kam, brachte ich die Chefin das erste Mal in schwarze Zahlen. Doch irgendwann gabs in der Küche nur noch Schreierei, bei denen der meistgebrauchte Satz der war "Dass sie nichts, aber auch ger nichts begreifen würde." Ich konnte ihn sehr gut verstehen, den Franzosen.

Bald war er der nächste Mohr, den man nicht mehr brauchte. Die Dame Martine riss sich aus Dankbarkeit noch ein wenig Hab und Gut von dem Franzosen unter den Nagel und unter wilden Drohungen verließ er wesentlich ärmer das Lokal. Nicht nur finanziell ärmer, sondern auch an Hoffnung und Liebe. Da wurde ich dann schon etwas stutzig. Der menschliche Verschleiss der Dame hatte etwas äußerst unsoziales. Sie bezahlte das Personal nur auf einem Niveau, das Notsituation ausnützte und tat selbst eigentlich Nichts bis gar Nichts außer da, schön gekleidet zu sein und allen misstraute, weil alle ihr Geld stehlen wollten.

Nun war die Grundstruktur für strukturelles Wachstum gelegt, aber die Geschichte war noch nicht da, wo sie sein sollte. Weitere Dinge mussten getan werden, doch sie tat weiterhin: Nichts. Sie verstand weiterhin: Nichts. Kleine Fehler auf die sie hingewiesen wurde, erwiederte sie durch: Nichts.

Am betonierten Eingang war mangels Licht eine Stolperfalle. An dieser kamen regelmäßig Menschen zu Fall. Nicht dass die ein wenig stolperten und strauchelten. Nein. Es haute sie längelang auf den Beton und synchron auf die Fresse. Richtig böse. Ich zählte fünf. Die Fünfte war die von mir eingeladene siebzigjährige Direktorin von Manager ohne Grenzen, die sich wie durch ein Wunder nicht ernstlich verletzte. Wenn so eine füllige ältere Dame voll horizontal aufliegt, sieht das gar nicht gut aus. Da zu diesem Zeitpunkt kein Mohr zur Verwendung da war, begriff die Dame Martine, gaaaaanz langsam, dass sie selbst aktiv werden musste und sie schaffte es, für drei Euro eine Bestellung zu machen um das Loch mit Kies aufzufüllen. Zu diesem Zeitpunkt war mein Plan, sie zu Eigenständigkeit zu führen. Einige Dinge hatte ich unauffällig selbst finanziert, doch sie musste langsam begreifen, dass man nicht ständig einen Europäer übers Ohr hauen kann. Sie war nun auch schon über dreißig. Für Togoer eindeutig über dem Verfallsdatum, begann sie sich nach einem treuen, hell pigmentierten Lebensgefährten zu sehnen.

Ich versuchte zu erklären und versuchte zu erklären, erklärte wieder und erklärte wieder.

  Zu einem Ohr rein, zum anderen raus

Zu einem Ohr rein und zu anderen wieder raus. Eine in Togo sehr weit verbreitete Anomalie. Es ist Künstlern vorbehalten das Rohr so deutlich zu sehen und im richtigen Moment abzubilden.

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Dann kam Schnuckiputzi. Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch. Madame, so sagte ich, den musst du dir schnappen, das ist deine Chance. Es fehlt noch eine Toilette, fließendes Wasser und ein weiterer Kühlschrank. Doch was macht sie in ihrer Torschlusspanik? Weil unversehens zum Scheisshaus auch noch ein Mitshubishi Pajero dazukam? Sie verliebt sich in die Verheißung und dann wurde der Autor zum Mohr.

Wie dann durch Schnuckiputzi die Bananendiebe kamen, folgt in Kürze.

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Zwischenbemerkung 21.4.2019

Es ist Ostern heute und alle togoische Frauen gehen mit seltsamen Kleidern und herausgebügelten Kindern in die Kirchen. Es ist Großkampftag für alle Pastoren und sie machen richtig fette Kohle. Ich lasse meine Haare zusammengebunden, denn wenn sie offen sind, hält man mich für die Reinkarnation von Herrn Jesus dem Damaligen.

Die Bedienung im Biergarten, eine der sehr wenigen Frauen die nicht in der Kirche ist, lief an mir mit einem zauberhaft scheusslichen T-Shirt vorbei, auf dem quer über die zauberhafte Brust "Deutschland" stand. Mit einer Geste quer zu Brusthöhe sagte ich ihr im vorbeigehen, dass das prima sei. Sie schaute mich böse an. Als sie das nächste Mal an mir vorbeilief, würdigte sie mich keinen Blickes. Ich rief noch nach, "ich meinte Deutschland", doch ich war ein Sexist. So schnell kanns gehen. Ich bereute schon. Doch da kam sie ein nächstes Mal und lächelte mich also ganz toll an. So schnell kanns gehen.

  Deutschland, Deutschland über alles
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Deutschland, Deutschlaaand üüber ahalles

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Zum Ohr hinein, zum Ohr hinaus und die Wort-Gottes-Membran 22.4.2019
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So steht also das Wort von Albert Schweitzer als Platzhalter auf dieser Seite. In provokanten Worten, bei denen, würde der Name nicht dabeistehen, sämtliche deutschen Schneeflöckchen und Weicheier sofort nach Antifa rufen und Frau Kahane bitten würden alles zu notieren. Wenn ichs gewesen wär. Überhaupt fällt mir bei deutscher Lektüre gerade auf, dass alles getan wird, sämtliche Größen der Geschichte als Antisemiten, Rassisten, Faschisten und ähnlich inflationär nivellierenden Eigenheiten zu bezichtigen, um nun nicht nur die Schuld des Hitlersozialismus, sondern auch die der Menschheitsgeschichte zu übernehmen. Man hört sie in ihren Rückzugsräumen schluchzen. Und Greta sagt: Ihr sollet leiden !

Besser als Rückzugsraum wäre es, sie würden mal eine Weile nach Togo kommen und für die schöne Martine zwei Monate lang die Bedienung spielen um den Unterschied von Arbeitsweisen kennenzulernen. Vierzig Euro im Monat und wenn was kaputt geht wird großzügig noch abgezogen. Wenn was fehlt auch. Wenn jemand Zeche prellt auch. Wenn man selbst fehlt auch.

Als Ergonomator nach zwei Jahren während eines erneuten ausgenutzt werdens immer noch mit der Analyse der Arbeitsvorgänge beschäftigt, wunderte es mich, dass pünktlich zur Mittagszeit, also da wo potenziell ein paar Franzosen kommen könnten um zu essen, die Getränke warm waren, obwohl doch offensichtlich neben den vier kaputten und dem einen halbkaputten seit dem zweiten Franzosen ein kleiner Kühlschrank in der Küche stand, der 24 Stunden lief und abends noch gefüllt wurde. Bisher wusste ich nur, warum abends die Getränke meist recht warm waren. Eines Tages entschloss ich mich, meine Analyse zu intensivieren. Das muss man sich nun folgendermaßen vorstellen: Um zehn wird geöffnet, aber da ist noch niemand da ausser dem Analysten, der als Freundschaftsdienst einen Klobau beaufsichtigen soll. Um viertel nach zehn kommt die Bedienung um halb elf der Koch. Madame mit dem Schlüssel um 11:30. Bis dahin unterhielt man sich ein wenig mit Bedienung und Koch über alles was sonst noch nicht lief. Dann ging ein Flaschengeklimper und -gestoße an, von dem ich mir die Tage vorher nicht erklären konnte: Wie und warum dies?

Unauffällig lehnte ich mich an einen Türrahmen. Frau Wirtin begann, den kühlen Inhalt des kleinen Kühlschranks in zwei bereitgestellte Kunststoffbehälter zu füllen, die von einem bösen alten weissen Mann zur Kühlung konzipiert und von Chinesen kostengünstiger im Vertrieb übernommen wurden. Sie füllte sie soweit, dass die Flaschen über den Rand pyramidisch aufgebaut wurden. Ein Deckel, der das Gefäß wegen optimaler Kühlung zieren sollte, ging deshalb da nicht mehr oben drauf. Dann füllte sie den kleinen Kühlschrank mit Flaschen in Zimmertemperatur, also 30 Grad, randvoll bis oben hin. Für diese Tätigkeit benötigte Frau Chefin allmittaglich eine schöne Stunde, während die Angestellten damit beschäftigt waren zu fegen.

War es nun 12:30, also jene Stunde später, trat der tolle Effekt ein, dass alles warm war. Der kleine Kühlschrank schaffte in einer Stunde bei zunächst lang offener Türe etwa zwei Grad in Richtung positiv, während in den Kühlkübeln die Flaschen innerhalb von einer Stunde einen gehörigen Sprung von 8 auf 24 in Richtung warm und wärmer machten. Parallel zu diesen Handlungen stellt und schob Frau Wirtin leere Kisten zielsicher genau dahin, wo Menschen in Arbeit normalerweise gehen. Diese Tätigkeit befriedigte Frau Wirtin sehr, denn darin sah sie so etwas wie das typische ihres Berufsbildes. Da der Koch mit Reinigung beschäftigt war, wurde auch nichts für Mittagessen vorbereitet, was aber nichts machte, war eh fast nie jemand da. Sie konnte sich nun nach getaner Tagesarbeit setzen und warten, bis es Zeit zur Mittagsruhe und dann nahtlos zur Nachmittagsruhe wurde. Dass Sitzen als solches, wie bei sehr vielen Frauen in Togo, zur täglichen Hauptbeschäftigung wurde, sieht man an den dünnen Beinchen des unbemuskelten Unterschenkels ebenso wie an jener ausladenden Stelle, auf der der Körper bei dieser Verrichtung ruht. Als weiteres Symptom bei togoischen Frauen kommt, dass sich unterhalb der Knie die Beine durch Gewicht spreixen und der Gang etwas untrainiert watschelndes bekommt. Was zu hübschen Gesichtern sehr eigenwillig opponiert.

Eines Tages, es war ein christlicher Anlass, vielleicht so was wie Ostern heute, versuchte ich Frau Wirtin, eine fundamentalistische Christin, den Unterschied des mythologisierten und des historischen Herrn Jesus zu erläutern.

Dass die Frau Maria sich also vom Acker machen musste, weil die Geschichte mit dem heiligen Geist erst später erfunden wurde. Denn sie war wohl eine nicht verheirate Frau am Hofe des Herrn Herodes. Ein Herr Joseph nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich gemeinsam mit ihr ab. Denn sollte die Leibesfrucht ein Junge werden, so hätte es am Hofe gekocht. Nicht überliefert sei, dass die verheirateten Frauen des Herodes dem gehörig Dampf machten, denn so machtlos wie Frauen neuerdings dargestellt werden, waren die sicherlich nicht. Von einer nicht Angetrauten, deren Nennung ihres beruflichen Status ich vor Frau Wirtin geflissentlich vermied, ein männlich geborenes Kind, wäre nach Vermutung von Historikern wohl der Erbfolger gewesen. War scheinbar noch kein anderer vorher da. Weil der Herr Herodes wohl nicht sonderlich beliebt war, erklärt sich auch die Geschichte mit den drei Königen, die kamen um dem Kleinen Geschenke zu machen, damit er Bildung erhalten und später den Ungemochten ersetzen soll. Was wiederum nicht geklappt hat, weshalb Herr Jesus immer betonte, sein Reich sei nicht auf dieser Erde. Göttlich, weil Recht damals göttlich war. Heute würde eher der Ausdruck „fiktiv“ verwendet werden oder „rein rechtlich hätte ich Anspruch auf siebzig Quadratkilometer Weideland“ …..

Aufhören ! Aufhören ! Sofort aufhören !

Oder so ähnlich ...

Aufhören ! Aufhören !

Frau Wirtin musste also in dem durchgängigen Rohr von einem Ohr zum anderen noch so eine Art Membran haben. Ein Halleluja-Membran. Ein Läster-Filter. Ein Teufelsaustreiber-Ventil. Das war erstaunlich, hatte man doch bisher den Eindruck, dass da alles ziemlich ungefiltert flux durchgeht.

Woher diese Liebe zu einem etwa im Jahre 55 wahlweise in Indien oder Ägypten verstorbenen Mannes kam, konnte ich mir immer nur mit den europäischen Darstellungen erklären, bei dem ein norddeutsch aussehender Germane mit langem dunkelblonden Haar und Jünglingsbart durch ein Kornfeld latschte und hinter ihm ein paar ähnlich aussehende Hippies verklärt auf sein Leuchten guckten. Oder wie er sein Fingerchen segnend abspreizte, während 12 Kollegen in unnatürlicher Weise sitzend sich Wein rein taten und man die Stylistin nicht sah, die ihm gerade eben noch die Haare kämmte. Mir sollte es recht sein. Als südlicher Keltgermane mit romanischem Einschlag wallte mein Haar pechschwarz noch länger und brachte mir viele Magdalenas ein. Wäre der Herr Jesus wie seinem Landsmann Jassir Arafat ähnlich abgebildet worden, hätte er einen weitaus geringeren mythologischen Ruhm gewonnen. Da waren schon ganz gute PR-Leute am Werk.

Tja. So ist das mit den Togoern und den Togoerinnen. Die Aufklärung ging weitgehend spurlos an ihnen vorüber. Zu Zeiten des Beginns jener Epoche, waren sie in der Hauptsache mit Mais und Kokosnüssen beschäftigt. Viele Kinder machen, war ja auch eine Beschäftigung. Man musste sich dabei keine Gedanken um gesellschaftliche Entwicklung machen, weil durch krankheitsbedingtes Hinwegscheiden und eine kontinuierliche Abholung zum Zwecke der Verschiffung durch Bantubrüder die Zahl der Bewohner relativ stabil blieb. Erst der böse weiße Mann, der Hilfsbdürftigkeit als Grund vorschob, stoppte sowohl Verschiffung als auch das verfrühte Hinwegscheiden und nun gehts rasant weiter in der Populierung. Da das alles ein Werk Gottes ist, braucht man sich auch weiters keine Gedanken machen und wenn doch mal ausnahmsweise und dann laut bei Alkohol, ist sowieso und grundsätzlich immer der Präsident schuld. Stellt man religiös etwas in Frage, bekommt man die verwunderte Bemerkung zu hören: "Ja, aber ihr habt uns das doch gebracht !?" Womit jeder Zweifel im Keim erstickt. Dass wir Westeuropäer das waren und nicht die Arabs, sieht man ja deutlich an jenem Herr Jesus.

Die erwähnten Abkömmlinge von Beduinen, die letztlich alle Formen des zentralistischen Monotheismus zum Zweck der Weltkontrolle erfunden haben, sind allerdings noch konsequenter in der Negierung jeglicher Erkenntnis jener ebenfalls bereits erwähnten Aufklärung, deren wesentlicher Inhalt im freien Denken seinen Ausdruck findet. Freies Denken ist Boko Haram. Diesselben kleinen historischen Spielchen, die Martine zum Stopfen ihrer Ohrröhren brachte, würden meinen musulmanischen Kumpel dazu bringen, innerhalb von Nanosekunden mein Freund nicht mehr zu sein, jegliches Bier und Vorzüge des Verbrennungsmotors vergessen lassen und wenns nicht ein Messer ist, dann doch mindestens vom Stuhl schmeissen.

Womit der Süden Togos und der Norden Togos mit seinen dispersiven religiösen Durchlässigkeiten im wesentlichen erklärt wäre. Die Überbleibsel alter, doch sehr primitiver Kunst, werden in unfassbarer Menge reproduziert, weil in den Ländern der Aufklärung ein hoher Bedarf an Wohnzimmerdekoration besteht, die immer wieder an jene Hilfsbedürftigkeit erinnern soll. Eine Horrorvorstellung für alle togoischen Christen und Musulmanen, dass es nun aufgeklärte weisse Frauen gibt, die die primitiven Wohnzimmerzwerge wieder loshaben wollen und nur weil die draufgeschmierte Hühnerkacke im Salon und Museumslager riecht, wollen sie das Zeugs gar wieder an seinen Ursprung bringen. Da helfen nur noch Strandrastas zur Ablenkung.

Kultur besteht in Togo als Folge darin, Herrn Jesus und Herrn Mohammed zu preisen. Egal ob man sitzt und ein Bier trinkt und Lautsprechern ausgesetzt ist oder den gebührenbefreiten Rundfunk einschaltet, Halleluja und Salam Aleikum ist allgegenwärtig. Es sei denn, man hört BBC oder Radio France. 24 Stunden. Pardon, 22 Stunden. Weshalb die Uhrzeit von 2.30 bis 4:30 die angenehmste ist. Da ist überall Stille. Doch dann brüllt der erste Muezzin und die ersten Halellujas kommen in den von Europa geförderten Radiomaten.


nix
Gottes Wille 28.4.2019
 

Wann man in das Himmelreich kommt ist im Denken des Afrikaners weitgehend davon abhängig, welche Entscheidung ein Herr Gott trifft. Der muss viel zu tun haben, bei der rasanten Zunahme von Gläubigen_innen. Ins Paradies kommt man, wenn man fest daran hofft und dem Pfarrer viel Geld für eine Reservierung gibt. Nicht wie in Europa, wo nur die hinkommen, die ein moralisch sauberes Leben führen. Es kann beschissen werden und geklaut, die Frau betrogen und die Kinder geschlagen, es kann geschmiert und gelogen werden, das macht nichts. Die Überzeugung bringt einen dorthin.

Schon in jungen Jahren finden viele den Weg direkt zu Gott durch vorzeitiges kollidieren. Eine Recherche über Verkehrstote pro Kopf läßt den afrikanischen Kontinent unangefochten und überdeutlich himmelhoch führen. Hat Deutschland vier Verkehrsopfer pro Hundertausend, so sind es in den meisten Ländern Westafrikas über dreißig. Gott ist groß und er liebt die Afrikaner jung bei sich. Es kann schon mal vorkommen, dass bei den 15 Kilometer in die Stadt vier Unfälle zu sehen sind. Man gewöhnt sich im Lauf der Jahre an, die Dummheiten die da mit Auto, Lastkraftwagen oder Motorrad gemacht werden, im vorbeifahren kurz zu analysieren. Aha, der Auffahrunfall waren sechs Verletzte und zwei Tote. Der Laternenpfahl dürften zwei gewesen sein. Au au. Face to face, das war hart. Keine Verletzten. Acht Tote. Wobei eine Statistik sicher ganz erheblich nach oben erweitert werden müsste, könnte man die nicht erfassten mitzählen. Fußgänger die mal eben en passant über den Haufen gefahren werden, dürften auch nicht auftauchen.

Doch noch viel mehr sind die Verletzten. Meinem früheren Majordomus flog ein Moped als ballistisches Objekt in die Beine, dessen Fahrer nach erheblich Konsum von Palmschnaps einen Randstein falsch einschätzte und sich während der Fahrt unfreiwillig von seinem Untersatz trennte. Es bringt also auch einem abstinenten Musulmanen nur bedingt etwas, dass er mit Limonade das kennenlernen zu Allah etwas verzögern möchte.

  Unfall
 

Unscheinbar liegen zwei Motorräder im Schein der Straßenlampe. Kurz vorher umrundete ein sehr rasant fahrendes Auto einen Kreisverkehr, dessen Radius in keinem Verhältnis zur Fliehkraft stand. Am anderen Ende des Kreisels trug es den Fahrer von der Straße ab und er erwischte mit finalem Exodus zwei auf Kunden wartende Motorradtaxis.

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Ein Eldorado für die Bananendiebe. Für die helle Fraktion der Bananebdiebe. Die dunklen haben sich im Lauf der Jahre nach Westeuropa begeben, wo sie weniger Bananen stehlen müssen, weil sie dort Rundumversorgung erhalten. Die Hellen also, die wie fast alle Hellen vorzugsweise in einem Fahrzeug sitzen, das von vier Rädern unökonomisch angetrieben wird weil es eine ordentlich Tonnage vorzuweisen hat. Diese Fahrzeuge haben den eindeutigen Vorteil, dass seine Insassen sicher von viel Stahl umgeben sind und den eklatanten Nachteil, dass sie für Fußgänger wie ein sehr massiver Rammbock wirken, sollten sie ihm versehentlich von vorne in die Quere kommen.

Diese Hellen, in Ermangelung jeglicher diesbezüglicher Kontrolle der uniformierten Autoritäten, fahren hier mit ihren Sport- und Zubehörkleinlastwagen breit wie die Haubitzen.

Ich muss kurz unterbrechen, den am Nebentisch haben drei Nigerianer Platz genommen. Sind Afrikaner an sich schon tendenziell laut, schlagen Nigerianer alle Rekorde. Sehr viele von denen können sich nicht normal unterhalten. Sie schreien, brüllen, wiehern und ahmen sämtliche Urwaldlaute nach. Sind es drei, unterhalten sich drei gleichzeitig. Sind es fünf, unterhalten sich fünf gleichzeitig. Noch lauter als drei, weil jeder gehört werden möchte. Da kann man nur noch bezahlen und die Gastronomie wechseln.

So, weiter gehts. Also, diese Hellen, in Ermangelung jeglicher diesbezüglicher Kontrolle, fahren hier mit ihren Sport- und Zubehörkleinlastwagen, neudeutsch SUV genannt, breit wie die Haubitzen. Dass die bisher noch niemand nennenswert über den Haufen gefahren haben, kann eigentlich nur wundern. Wenn einem da auf der eigenen Fahrspur urplötzlich ein Motorradfahrer entgegenkommt muss man oftmals in einer Nanosekunde reagieren. Die Chinesen schmeissen hier Millionen von Motorräder auf den Markt, aber keinen Führerschein dazu. Sagt man in Deutschland zu einem schlechten Fahrer oder einer schlechten Fahrerin, die hätten die Pappe in der Lotterie gewonnen, so geht das in Togo nicht, man bekommt hier den Führerschein günstiger wie ein Los. Oder fährt gleich ohne.

Eines nachts an einer kleinen Kreuzung hielten die Polizisten alle vorbeikommenden Zweiräder an. Es ist ja wenig geboten in Avepozo und man ist über jede Abwechslung froh. "Noch ein Bier bitte". Also schaute ich drei weitere Biere lang interessiert zu. Es wurden etwa 50 rüde angehalten und davon 45 konfisziert. Kein schlechter Schnitt. Die Fahrer sammelten sich an einem Verschlag, den man auf deutsch wohl einen Entwicklungs-Kiosk nennen könnte. Nicht alle Fahrer. Denn ein paar hatten wohl anderweitig Dreck am Stecken, ließen das Zweirad stehen und würden wohl morgen einen Bruder auf der Wache vorbeischicken. Oder das geklaute Ding stehen lassen und froh sein, nochmal weggekommen zu sein. Die anderen warteten geduldig in Einsicht ihrer Schuld. Kein Führerschein sowieso: schuldig. Teurer wirds noch ohne Licht, ohne TÜV, ganz ohne Papiere, überladen dürfte kein Kriterium sein und andere technische Defekte ebenso nicht, weil dafür die Uniformierten etwas mangelhaft ausgebildet sind. Tütchen zum da rein blasen sind in der Entwicklungshilfe nicht vorgesehen, ergo nicht vorhanden. Das ist Glück für viele Fahrer, weil noch ein Delikt oben drauf die Verhandlungen stören würde, die nach zwei Stunden begannen. Zwei Stunden ist etwa die Zeiteinheit die für den Chef der Brigade - oder noch besser, für die angeforderte Telefon-zu-Telefon-Überweisungs-Forderung seiner Gattin - nötig ist um einen bestimmten Betrag zu erhalten und noch ein klein wenig mehr. Zur Sicherheit. Um die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu unterstreichen, wurden die ersten Mopeds auf einen klapprigen Pick-Up mit der sehr wichtigen Aufschrift "Gendarmerie" geschubst und drei Fahrer dürften die Nacht wohl in der Zelle verbringen. So wie die blickten. Parallel wurde sehr viel gestikuliert und Argumente ausgetauscht, die über die Höhe des zu entrichtenden Bußgeldes entschieden. Die Höhe entscheidet nicht ein Bußgeldkatalog, sondern die Überzeugskraft und Familien- und Stammeszugehörigkeit.

Für ein paar arme Schlucker mit traurigem Gesicht würde es morgen auf der Wache sehr langwierig und teuer, weil ad hoc weder Argumente ausreichten noch der Inhalt ihrer Taschen. Und wehe, es handelt sich gar um Ausländer ohne Geld. Langsam begann sich der Kreis zu lichten. Einige zogen mit ihrem Gefährt ab, andere zu Fuß, da sie den Erwartungen der Gattin des Chefs der Brigade nicht entsprachen. Der Pick-Up kam ein zweites Mal und es begann langweilig zu werden. Auch als wissenschaftliche Studie war das Projekt abgeschlossen, weil alle Vorgänge sortiert, psychologische und soziologische Details berücksichtigt und in diesem Fall eine theologische Interpretation eine geringe Rolle spielte. Gott war gerade woanders beschäftigt. Wobei ungefragt zu hundert Prozent empirisch sicher ist, dass sowohl Chef als auch Gattin einen bereits reservierten Platz im Himmel hatten. Denn zehn Prozent der Einnahmen werden als eine Art inoffizielle Kirchensteuer an den zuständigen Propheten weitergeleitet. Dies sichert dem Ehepaar am Sonntag früh einen Platz in der vordersten Reihe der sichtbar guten Spender und zeigt allen Mitgläubigen wie intensiv und inbrünstig der Glaube der Gattin und wie gottesfürchtig des Gendarmen berufliches Tun ist.

Nach mittlerweile vier Bier stieg ich in meinen Dieseldaimler. Als einsam interessierter Zuschauer im Ecklokal, von dem sich alle Indigenen schon zu Beginn der Inszenierung absetzten, natürlich schon so etwas wie ein guter Bekannter, vergaß ich nicht, die uniformierte Belegschaft zum Abschied zu grüßen. Das ist von Vorteil, wenn nächstens mal eine PKW-Kontrolle wegen Sicherheitsgurten, Versicherungen, TÜV und gutem Willen stattfinden wird um das Viertel, so dann die offizielle Version, vor Einbrecher und anderen bösen Menschen zu schützen.

nix
Büro unter den Bäumen 29.4.2019
  Büro unter den Bäumen
 

Bureau tropicale - So sieht das Büro eines an Hitze leidenden Steuerflüchtlings aus Deutschland aus

 

Einen Mac mit dänischer Tastatur, angeschlossen über den bei diesem antiquarischen Typus erstmals vorhandenen Hotspot des alten iPhone 4S das gerade mal noch für 3G funktioniert, obwohl es in Togo schon 4G gibt. Links die Plastiktasche mit einem Solardisplay, das immerhin reicht, das Telefon zu laden. Daneben, unsichtbar in der Hülle, meine Canon 600, die alle Einbrüche und Diebstähle auf wundersame Weise überlebte. Immer bereit, einen vorbeikommenden Ziegenbock abzulichten. Gesteuert das alles von einer magischen Maus. Im Hintergrund der Dieseldaimler mit dem klangvollen Namen DB 320 CDI mit dem ich meinen CO2-Fußabdruck eklatant senkte, in dem ich kein Batteriefahrzeug kaufte, sondern restaurierte und pro Woche höchstens mal 200 Kilometer fahre, damit ich mich nicht an Greta schuldig mache. Ein geiles Teil, mit dem ich an jeder Ampel jeden Motorradfahrer durch antippen des Gaspedals stehen lasse, weil der mich sonst im Kreisverkehr vorne schneiden würde. Sollte ich alt werden und die Grünen und Rechtsanwälte haben die Weltherrschaft als Moralapostel eingenommen, werde ich den gediegenen, kraftvollen, satten Klang von sechs Zylindern schwäbischer Seriosität vermissen.

Alles aufgezählte in Etwa so gebraucht wie ich selbst. Deshalb steht zum Trost rechts im Bild ein Bierchen, das über jede apokalyptische Vision hinweghilft. Wir sind in Togo ziemlich voll dran am Fortschritt. Es gibt hier eine stabile Opposition gegen Weltherrschaften, deren einziger Programmpunkt "Konsequente Gleichgültigkeit" heißt.

graue kleine Linie
  Postscriptum 1

Könnte sich schon mal jemand drum kümmern, den Sound einer alten Horex oder eines Berliet-LKW Baujahr um 65 aufzunehmen? In ein paar Jahren muss man sich das wahrscheinlich über Kopfhörer heimlich reinziehen. Oder, wenn es positiv läuft, kann Mann es als Sound-App in die lautlosen Autos eingeben, damit man nicht ständig von hinten lautlos Fußgänger überfährt die nicht mehr ausweichen. In Afrika fahren ja noch ein paar alte MAN frei in der Pampas einher. Kennt noch jemand die belgische FN Modell Sahara, Baujahr 1927 ? In den ersten Jahren der Galerie in Cannstatt stand da ein Klavier und diese wunderbare 350-Kubiker rum, damit sich auch Kinder für Kunst interessieren. Oder kennt noch jemand meine 250er Adler?

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top Postscriptum 2

Ich wollts nicht wieder tun, wollte ganz bei mir und meinen Erfahrungen bleiben. Doch noch einmal muss zitiert werden, weil es so sehr mit Albert Schweitzer harmonisiert. (P. H., Der Erfinder der mobilen Hohlkehle)

„Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen.“ (Michael Klonovsky)

nix
Frauen 1.5.2019
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Frauen. Da sitzen und Frauen anschauen. Nicht gaffen. Nicht belästigen. Wenn eine den Blick spürt, nicht ruckhaft wegschauen, sondern langsam die Augen vorbeigleiten lassen. Nicht Begierde als primärer Moment. Als zweiter dann das Abwägen von vielleicht doch. Und manchmal, ganz manchmal, da würde man gerne.

Es ist der Blick des Zeichners. Der ein paar Wochen später sieht, dass der Hintern um 10 mm gewachsen ist. Der sieht, dass die Knie zu überproportional dick sind. Der eine wunderschöne Rückenpartie erkennt. Jeden Haltungsdeformation sofort in Historie ordnet. Von Haut auf Gesundheit schließt. Am Bauch im Profil sieht, ob die Dame schon ein Kind hat und von vorne dann wieviel. Wem soll ich die Binsenweisheit erklären, dass die Damen überall verschieden sind und nichts schlimmer ist, als der dilletantische Versuch, sie gleichzumachen.

Der Mensch, die Frau, hat ihre universelle Prägung von Geburt, hat die genetische Weitergabe von Familie, Stamm, Clan und heute noch ein klein wenig Nationalität. Sie hat noch ihre Sozialisation, aber für das Aussehen sind wohl meist die Gene wichtig. In Südafrika haben viel Frauen unglaublich "liebe" Gesichter. Eines, mit dem man jeden Morgen aufwachen möchte. Doch wird die Freude des Ästheten ein wenig getrübt durch sehr schmale Oberkörper und sehr dicke Hintern. Wieviel Algerieninnen habe ich mit Feuer in den Augen gesehen, doch haben sie so seltsame dicke Knöchel und einen Rücken ohne Kontur. Ein wenig haarig sind sie auch. Diese flaumigen Oberlippenbärtchen sind nicht Jedermans Sache. Genausowenig wie die haarige Brust einer Ibo-Frau, was dort früher mal als Schönheitsideal galt.

Der Gang. Der Gang einer Frau des sudanesichen Typs. Ich könnte schon beim schreiben wieder wegschmelzen. Mein zweite Frau aus dem Tchad lief, völlig befreit von dem Gefühl beobachtet zu werden, durch ein deutsches vollbesetztes Lokal und alles verstummte. Nicht mal Frauen traten ihre Männer unter dem Tisch, weil sie selbst hin und weg waren. Ach, wer einmal eine blauschwarze Senegalesin kennenlernen durfte oder die Schokolade aus Ghana ... Oder die Unterschiede einer Jacouba zu einer des Bamana-Typs aus dem Norden der Elfenbeinküste ausloten konnte. Oder Kamerun: Die intelligenten Bamileke-Frauen, die von der Natur mit einem gedrungenem Stiernacken benachteiligt sind, während die hübschen Basa-Frauen zwar mindestens genauso gute Köchinnen sind, aber bei der kleinsten Kleinigkeit die Fenster einschmeissen.

Mentalitäten und Temperament sind durchaus kollektiv pauschal zu beurteilen und haben dabei dann natürlich sehr viele Unterscheidungen, die hin und wieder genau das Gegenteil der Generalisierung sind. Meine beste Freundin ever war eine Dame aus Bendel-State in Nigeria und ich bin sicher, dass die meisten afrikakundigen Europäer nun völlig erstaunt sind, weil den Damen dort ein sehr schlechter Ruf vorauseilt. In Yaounde war ich eine Zeitlang mit einer Beti-Dame zusammen, die eigentlich gar nicht so hübsch im klassischen Sinn war, aber den Bikutsi tanzte, das mir die Sinne schwanden.

Doch zu Togo. Da sitz ich gerade im Biergarten. Es ist der erste Mai, anderswo machen bürgerliche Provinzeier Randale, wieder anderswo fordert man die Revolution und ich schau mir die Frauen an und überlege mir, wie ich sie möglichst charmant beschreiben kann. Das ist nicht ganz einfach. Sagen wir mal so: Sie sind in Avepozo im großen und ganzen nicht sonderlich hübsch. Nicht nur nicht hübsch im Sinn körperlicher Merkmale aus westeuropäischer Sicht, sondern auch nicht hübsch durch charakterliche Vorzüge. Manche Frauen werden schön, durch ihre einnehmliche Art sich zu geben. Die hiesigen Damen sind in großer Mehrzahl klein und tendieren ab dem 23sten Lebensjahr zum Wachstum in der Horizontalen. Die Männer finden das hier sexy und so gibt es keinen wirklichen Anreiz, sich nach Beendigung der Schule weiterhin sportlich zu betätigen. Viele Frauen der Ewe erinnern ein wenig an Hobbits. Liebenswerte Gesichtszüge doch mit einem Blick auf die dreimal so schwere Mama schwindet abrupt das Gefühl, eine längerfristige Beziehung einzugehen.

Meine liebe Freundin Kiki war so eine. Als ich mal zu ihr sagte, dass sie zu klein für mich wäre wenn ich wohin gehe, weil dann alle denken, ich hätte ein Kind im Schlepptau, ging sie nie wieder mit mir aus. Wenn ich nach Hause kam, hatte sie ihre eigene Freizeit bei den Nachbarn und über einige Monate, bis ich wieder mal umzog, hatten wir eine harmonische Beziehung. Auch sie, wie viele, hatte so eine kleine Stupsnase, die ihr etwas freches verliehen und tatsächlich war sie auch so. Bevor sie also in die Breite wachsen, sind die hiesigen Damen schön so ab der Hälfte der Oberschenkel. Dann verzweifelt der Zeichner. Dicke Knie und drunter wirds gewöhnungsbedürftig. Mein Herr Vater, mein Ausbilder, hätte sofort und ohne Zögern gesagt: Seebelfiaß! Zu deutsch: Säbelfüße. Wobei erläuternd gesagt werden muss, dass beim Schwaben die Fias, also die Füße, bis nuff gehn. Also bis zur Hüfte. Wenn ein Schwabe sagt, eine Dame hätte scheene Fias bis nuff, meint er wohlgeformte lange Beine vom Knöchel bis zur Hüfte.

Togoerinnen haben also selten scheene Fias bis nuff. Durch die auffällige Unterbrechung ungefähr auf der Hälfte der Länge muss man da unterscheiden. Lange frei von Orangenhaut und Behaarung ist der Oberschenkel in den Übergang der Hüfte unglaublich schön, ästhetisch und sowieso fühlt sich die afrikanische Haut grund ihrer festeren Struktur wunderbar haptisch positiv an. Ich muss bremsen, ich hab schon drei Bier. Dann ist da die schmale Hüfte mit dem Bauchnabel der proportional etwas anders gesetzt ist, als bei nordischen Schönheiten. Der wunderschöne Rücken mit seiner feinen Muskulatur und nochmal viel schöner die Linie vom Brustansatz über die wunderfein proportionierte Oberarmmuskulatur.

Stop. Das Bier.

Ja und dann leider das dicke Knie und dann, echte Katastrophe, der Unterschenkel. Keine Muskeln, dürr, bestenfalls ganz oben hinten ein deplaziertes Müskelchen und eben Säbelfüße. Das heißt, die dünnen Dinger sind auch noch konkav nach aussen gebogen und münden dann in nochmal viel zu dünnen Knöchelchen. Dann kommen noch so Ballerinatechnisch nach außen gespreizte Füße, die ein wenig an Entengang erinnern. Aus dieser Gegend kommen auch nicht die gazellenhaften Leichtathletinnen mit ihren langen Beinen. Proportional sind die hiesig indigenen eher kurzbeinig. Das geht alles noch, solange sie noch nicht bei 23 sind. Doch wenn nun oben der Korpus schwillt sitzt da irgendwann ein Sack mit riesigen Titten auf dünnen gebogenen Stelzchen. Kommen noch die zwei planetarischen Kugeln des Hintern dazu, die oft so groß sind, dass man glaubt, das kann nicht mehr Natur sein. Man denkt, das da unten kann das da oben doch eigentlich nicht tragen. Dann beginnt langsam dass sich die Stelzchen aufgrund der Gewichts inklusive ihrer Gebogenheit insgesamt noch X-technisch nach außen spreizen. Wenn sie dann noch auf die hinausgestreckte Zunge die mit den Fingern gegrapschtne Spaghetti drauflegen und mit offenem Mund kauen, gehen die Gefühle baden. Für den Künstler ist das das Ende einer möglichen Liebe und Muse. Nun müssen Schnuckiputzis ran. Kann ja nicht jeder Künstler sein.

nix
Entschuldigung | Pardon 2.5.2019
 

Alle die mich kennen und von diesen Seiten einiges gelesen haben, denken sicher: Hä. Das ist Peter?

Aber ja. Das ist er. 17 Jahre fuhr ich kein eigenes Auto sondern immer ökologisch korrekt mein Motobecane Tourenfahrrad. Bioladenkunde der ersten Stunde. Hin und wieder mietete ich ein Fahrzeug und rauschte dann prompt in eine neu erfundene Falle in der es blitzte. Bleibt man diesbezüglich nicht am Ball, wird fahren teuer. Die meisten Blitze sind ja nicht zum erziehen, sondern zum abzocken. Als ich mich dafür interessierte, mal wieder privatmotorisiert einzusteigen, musste ich feststellen, wie man für freiwilligen Entzug bestraft wird. Man wird dauernd bestraft in Deutschland. Freunde strafen einen mit Missachtung für den kleinsten Gesinnungswechsel und die Versicherung, wenn man wieder am Verkehr teilnehmen möchte. Nach 40 Jahren Unfallfrei hätte ich mit denselben Prozenten einsteigen müssen wie ein Fahranfänger.

In Togo bezahle ich für eine 200 PS-Maschine, festhalten, 120 Euro Versicherung und 0 Euro Steuer. Im Jahr. In Kamerun wurde ich in den Achtzigern mal von der Seite brutalstens abgeschossen. Die Versicherung zahlte. Ich lebe noch, denn ich saß in einem 280er Daimler.

Liebe Freunde und Freundinnen. Ich bin weiterhin für eine Abschaffung des Verbrennungsmotors auf privater Basis (nicht den Diesel bei Nutzfahrzeugen) denn ich bin der Meinung, man muss den Saudis und den Iranern den Hahn abdrehen, sonst hören die nicht auf mit Moscheen bauen. Windräder und Batterien sind es leider auch nicht. Ich werbe also für Verständnis meiner gelebten Widersprüchlichkeit. Ich bin ja weder Grüner noch Ingenieur, aber stelle mir unter der Haube eher sowas vor wie ein kleines leichtes Reaktörchen. Gnade der späten Geburt. Das muss man so sehen: Etwas rechts oben von dem folgend abgebildeten Gebäude bin ich in der Anna-Klinik geboren. Etwas links unterhalb, am anderen Rand des Kurparks, hatte ich sieben Jahre meine erste Galerie. Jeder Afrikaner der mich besuchen kam und erfuhr, an welch historischer Stätte er gerade weilte, flippte aus und musste ein Foto dort machen.

  Daimler Gedenkmuseum
 

In diesem Gewächshaus in Bad Cannstatt richtete Gottlieb Daimler seine erste Werkstatt ein und da, wo der Fotograf in etwa stand, rollte das erste motorgetriebene Landfahrzeug den "Buckel na"

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Zu meinen Großvätern gehört nicht nur Schiller, Hegel und Hölderlin sondern auch Ingenieure wie der Daimler.

Ein Beispiel wie sich das in Togo auswirkt. Einem Freund in Lomé wollte man für seinen Daimler einen kleinen Elektromotor für Hydraulikfunktionen gebraucht für einen exorbitanten Preis andrehen. Der ließe sich nicht mehr öffnen und das gehe nur im Tausch. Bei einem Besuch bat ich drum, das Drum sehen zu dürfen und tatsächlich, das sah aus, als müsste man das Gehäuse zerschlagen um an das Innenleben zu gelangen. Doch was dachte und sprach Peter? Das ist unmöglich. Da muss es einen Trick geben. Dieses Teil ist vom Daimler und jedes Teil vom Daimler hat eine Logik. Hier, diese Bügel sind der Casus Knacksus. Nicht mit Gewalt bitte, aber wenn die umgelegt sind, dann ... Der Freund der lange in Stuttgart lebte, verstand sofort was ich mit "Logik" meinte und führte sich später das Motörlein in Ruhe zu Gemüte. Es waren die Bügel und innen war ein einziges Zahnrädchen aus Kunststoff hinüber.

Es ist etwas völlig anderes ob man mit Voudou oder Halleluja oder beidem aufwächst und Ziegen und Hühner ärgert oder ob man mit 15 das erst Mal versucht, Hegels katastrophale Kommasetzung zu verstehen, die sich im Wahrhaften erst dann vollständig erschließt, wenn man Hegel schwäbisch liest. Oder wenn man eben schon mit Dieselgebrumme geboren wird. Marx war zwar kein Schwabe, aber mit 19 habe ich das Kapital gelesen, um, im Leben nie, Marxist zu werden, aber um Ökonomie zu verstehen. Schule ist nur ein Teil einer Prägung. Das Umfeld spielt eine entscheidende Rolle in der persönlichen Entwicklung. Welcher Togoer darf mit den Kumpels in der Garagenwerkstatt von irgendeinem Vater, die fast alle neben dem Broterwerbsberuf noch eine Werkstatt hatten, mittags rumschrauben? In Togo geht doch alles sofort kaputt oder wird geklaut. Das darf der Leser nun als ernst oder als Witz aufnehmen. Mir wurscht. Wer es nicht glaubt, sei herzlich eingeladen nach Afrika. Deshalb ist es im Übrigen auch egal, ob die Klamotten neu oder gebraucht sind. Nimmt ohnehin irgendwann die kleine Schwester ungefragt mit. Oder Qualitätswerkzeug. Bekommt man genauso schnell kaputt oder verschwindet genauso schnell wie ein billiges. Ob man den Unfall mit einem neuen Auto oder mit einem gebrauchten macht, ist letztlich ein sehr großer finanzieller Unterschied. Ob man sich auf ein gebrauchtes Handy oder auf ein neues setzt ebenso.

Übrigens. Jeder der beim Daimler oder beim Bosch gearbeitet hat, schon vor hundert Jahren, ist ein natürlicher Feind der Diktatur des Proletariats, weil es den Arbeitern dort besser ging als irgendwo anders auf der Welt. Das wussten selbst Linke wie der Betriebsrat Willi Hoss oder der Stadtrat Fritz Lamm. Die Lobeshymnen eines togoischen Nachbarn der als Student in Stuttgart in den Ferien beim Daimler schaffte, natürlich auch in Togo nur Daimler fährt, sollten Sie mal hören ! Wenn ein Allemane also in die Welt geht, trägt er zwar die pietistische Bescheidenheit mit sich, aber trotzdem, gleiche Augenhöhe, das ist schwierig. Auch Albert Schweitzer kommt von meinem Stamm. Wir sind Humanisten und Realisten, sonst wäre nicht die Anthroposophie und Waldorfpädagogik bei uns entstanden, aber wir fordern auch den uns zustehenden Respekt. Sonst wird der Schwob grandich. Gä!


nix
Schnuckiputzi 8.5.2019
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Seit gestern steht mein Auto mal wieder in der Werkstatt. Wie einstmals bei Wurstmacher Rainer vertraute ich einer Person, die sich pries, im Automobilgewerbe tätig zu sein. Doch Wurstmacher Rainer war als ehemaliger Postler so wenig Experte, wie Schnuckiputzi nach einem Studium der Geologie. Das Wissen reicht bei beiden gerade mal soweit, sich aufspielen zu können.

Wie Wurstmacher Rainer versprach Schnuckiputzi Luber wie Huber mit L dem vertrauensvoll dämlichen Künstler ein Fahrzeug zu übergeben, das bei Erwerb "technisch einwandfrei" sein wird, was es bei Vorschau mitnichten war. Dass während der Überlegungen ob eine solche Erwerbung Sinn macht, einer seiner Kumpels der Bananendiebbande meinen Oldtimer-Daimler abfackelte sollte sich später als eine Art Entscheidungshilfe herausstellen. Wer in Togo das Geld hat, einen Tank für einen Sechszylinder zu füllen, fährt keinen Kombi, weil er transportieren lässt. Kombi ist ein Nutzfahrzeug und dafür hat man chinesische und japanische Pick-Up's. Das elegante Daimler-Teil war also unverkäuflich.

Diesmal ist die Radaufhängung ausgeschlagen und die Feder vorne rechts gebrochen. Das eine ist Verschleiss von rüdem Fahren. Die Feder ist kaputt machen durch rüdes fahren. Schnuckiputzi kam mit der Gurke über Mauretanien und Mali durch die Wüste. Dafür ist das tiefliegende Teil nicht gebaut und so wurde so ziemlich alles in Mitleidenschaft gezogen, was vorher schon angeschlagen war. Der gesamte Unterboden schützte die Technik nur noch in angepfriemeltem Zustand und ist mittlerweile vollständig abgenommen. Der Kunststoff hat so viel Schläge abbekommen, dass er nur noch aus einem Labyrinth von Rissen bestand. Die Klimaanlage ging nach einer Komplettrevision bei mir mal so etwa zwei Monate, bis sie ganz langsam zum Gebläse mutierte. War nicht so wichtig, weil einer der von Schnuckiputzi beschäftigten Mechaniker ein wenig Getriebeöl nachfüllte, was man bei diesem Modell auf überhaupt gar keinen Fall machen darf, weil das Getriebe nun ständig Falschinfos an die Elektronik sendet, es hinten mal weiss, mal schwarz qualmte und dann in den zweiten Notgang schaltete. Da niemand in Togo dieses Symptom eines unbekannten Fahrzeugs mit erst recht unbekanntem Getriebe kennt, schaltet ein Computermann den Fehler für 50 Euro wieder ab. Doch so etwa 10 Mal, unterschiedlich, mal nach einem Tag mal nach zwei Wochen, qualmte es schwarz und qualmte mal weiß und schaltete wieder in den Notgang mit Höchstgeschwindigkeit 50 km/h.

Meine Reputation tat dies keinen Schaden, denn ich winkte meinen Nachbarn freundlich zu und niemand von denen ahnte, dass da nichts mehr schaltete. Dass ich auf diese Weise mit dem tollen Daimler seit zwei Jahren bis bis heute nie aus Lomé herauskam, hatte wahrscheinlich Schnuckiputzi Luber wie Huber mit L selbst nicht geahnt. Obwohl ich nur im Ort spazieren fuhr, und das Fahrzeug in zwei Jahren vielleicht 2.000 Kilometer in sehr gemäßigtem Tempo rollte, mussten alle Bremsbeläge gewechselt werden, alle Stoßdämpfer, diverse Lager, sämtliche Hydraulikleitungen, Keilriemen, Ventilatorgetriebe und, vor allen Dingen, einige der von Schnuckiputzi vorher in Autfrag gegebenen Reparaturen wieder rückgängig gemacht werden.

Ach ja. Dass das gute Fahrzeug hinten ein wenig hochstand und sehr hart federte, erklärte mir Schnuckiputzi während den Verkaufsgesprächen damit, dass das Fahrzeug auf Ladung konzipiert wäre. Wenn dann hinten so 50 Kilo drin wären, sei alles wieder normal. Er erklärte es mit der Selbstsicherheit eines routinierten Wüstendurchquerers. Nun darf der Herr Experte durchaus korrigiert werden. Nachdem die hinteren Stoßdämpfer ausgetauscht waren, streckte der Daimler ganz unästhetisch den Hintern hoch. Wie wir also in der Werkstatt bei abgenommer Bremsanlage und Stoßdämpfer rätselten, wie das nun sein könnte, geschah folgendes. Da auch an der Elektronik dauernd etwas nicht stimmte, arbeitete zeitgleich der Elektriker am Auto. Weil der was testen wollte, schaltete er den Motor ein, was man wegen den gerade frei liegenden Hydraulikleitungen da hinten auf gar keinen Fall machen sollte. Ein paar Tröpfchen Öl statt gepumptem Strahl kam da aus der Leitung und gaben meinem Mechaniker einen Aha-Effekt. Eine Recherche im weltweiten Netz bestätigte seine Theorie. Die Stoßdämpfer haben, ich hoffe der Künstler und Laie erklärt richtig, eine Art Membrane innen drin. Bekommt der Stoßdämpfer keinen Druck von der Pumpe, schalten die Stoßdämpfer ab und federn somit quasi Null.

War also ein wenig teuer, weil das unnötigerweise schon das zweite Paar Stoßdämpfer war. Wieder einmal wunderte ich mich, wie man eine gebrauchte Pumpe finden und das ganze mit Einbau dann nur 70 Euro kosten konnte. Allerdings ist da, wie ständig, meine Zeit nicht mit drin. Ähnlich wenig überzeugend waren die Hinweise von Schnuckiputzi Luber wie Huber mit L, dass das tolle Fahrzeug bei richtiger Fahrweise nur gaanz tolle sechs Liter verkonsumieren würde. Das könnte gehen, wenn man den Tempomat auf sechzig stellen würde und auf einer 100 Kilometer langen Landstaße ohne bremsen und starten gemütlich vor sich hinrollt. Ansonsten frisst das Teil in der Stadt dann doch eher 12 Liter und entspricht somit nicht wirklich den Empfehlungen. Ach ja. Die Elektronik. War schon in Deutschland ein Grund kein Auto mehr zu haben, weil man in extrem starker Abhängigkeit zu einer Werkstatt stand, ist das ganze dann in Afrika doppelt schwierig. bei dem technisch einwandfreien Auto ging von Beginn die digitalen Anzeigen im Armaturenbrett nur teilweise, was sich im Laufe der Zeit als großes Manko herausstellen sollte, weil man nämlich viele Einstellungen nicht einstellen konnte, weil man nicht lesen kann, was da eingestellt werden soll.

Also, die zuerst aus- und dann eingepressten Lager der Radaufhängung und eine neu Feder plus fast zwei Tage Arbeit, weil wieder mal keine Schraube aufging vor lauter Rost und Kodjo ewig in der Stadt unterwegs war um die Dinger zu finden, kosteten nun 95 Euronen. Das ist zwar alles günstig, aber unterm Strich kam mich die Gurke nun doch ganz schön teuer.

Warum schreibe ich dies? Legen Sie sich nie mit Künstler an. Künstler sind verwandt mit Narren. Wie denen ist ihnen Wahrheit ein hohes Gut und wie die haben sie die Freiheiten des Narren. Mag Lüge und Betrug bei Politikern, Anwälten und Autohändlern vielleicht normal sein, bei Künstler ist das anders.

Es ist die Rache des Künstlers um Schnuckiputzi eine reinzuwürgen und es ist, immer noch in der Hauptsache, die Beschreibung, wie ein Alltag in Togo so vonstatten geht. Immer wieder beeindruckt mich die Kunst des reparierens und improvisierens, Mit dem Mechaniker Kodjo habe ich ein gutes Los gezogen und es muss einfach mal wieder bemerkt werden, dass es neben einer großen Horde von Knalltüten auch Perlen gibt. Man muss ein wenig Geduld mit Kodjo haben, denn organisatorisch befindet er sich auf togoischem Durchschnitt. Also Katastrophe. Ein Denken, das nicht geprägt vom Morgen ist, hat eine eigene Zeiteinteilung. Der Europäer muss in Kategorien der Vorratshaltung und an das Morgen denken, das bestimmt ist von vielen Monaten der Kälte und Unfruchtbarkeit und ihm die Gabe der Innovation bescherte. Kodjo hat 12 Monate Früchte und lernte im System Learning by doing. Kein duales System, keine Foren im Internet, ganz wenig gedruckte Reparaturanleitungen.

Da ich ohnehin nicht allzuviel zu tun habe, ist es möglich, mich auf den Zeitbegriff und die Unpünktlichkeiten meines Mechanikers einzustellen. Dafür, dass die Vorraussetzungen für Bildung so schlicht sind, hat Kodjo erstaunlich viel drauf. Nachts um Elf kam er schon bis ans andere Ende von Lomé um mir bei einer Panne zu helfen.

nix
Wadenschau 9.5.2019
 

Seit mehreren Tagen werden togoische Waden beobachtet. Nach der Beschreibung von Säbelfüßen schaute ich etwas genauer hin und sah schöne Waden. Viele schöne stramme Waden. Etwas weniger als beschrieben von diesen dünnen Dingern, deren absolute Steigerung der Unästhetik ich übrigens weiter oben unerwähnt ließ. Wenn die Beine zu dem O zwischen Knie und Knöchel zusätzlich nach hinten durchgebogen sind, die Knie also nicht auf einer einigermaßen geraden Linie vom Becken zum Knöchel liegen, sondern konvex nach hinten wie Banane. Vorher dachte ich irrigerweise, diese traurige Haxenform mit den seitlich gebogenen dünnen Wädelchen sei das Normale. Doch nun, nach wissenschaftlicher Empirie, kann aufgeatmet werden. Die wirklich allermeisten Togoerinnen haben schöne Beine. Die Häufigkeit meiner Beobachtung kann also als wissenschaftlich belegt betrachtet werden und das Vorhandensein von Säbelfüßen ist nur eine auffällige Erscheinungsform von 15% extrem und 30% im Spielraum der Tendenz. Sehr viel häufiger als zum Beispiel bei Brandenburgerinnen. Etwa 25% haben die Veranlagung, sich bei zunehmendem Alter weiter als X zu spreizen.

Bei den Untersuchungen legte ich noch eine zusätzliche Hürde ein, um sicherzugehen und zu verifizieren, dass ich nicht einseitigen Stereotypen auf den Leim gehe und befragte Männer, ob sie meine Kategorisierungen so teilen könnten. Durchweg erhielt ich die fast gleiche Antwort: "Hihihi, Genau".

  Wadenschau
 

Ein Foto dieser Art zu machen ist nicht einfach. Wer möchte schon eine Dame fragen, dass man gerne ihre nicht so schönen Waden ablichten wolle und ob man das auch dürfe

 

Ab heute werde ich mich bemühen, keine Beine mehr wissenschaftlich zu ergründen und einzuordnen. Aber es muss noch angemerkt werden, dass es neben dem visuellen beurteilen auch noch ein haptisches Kriterium zu berücksichtigen gilt, das ganz eindeutig, krumm oder kurz oder hin oder her, für Afrikanerinnen spricht. Die meisten sind von Knöchel bis knapp vor Schritt haarlos und müssen ergo sehr viel weniger Plastikrasierer kaufen. Wenn man sich da also am Schenkel entlang hochknutscht, wird die Zunge am Großteil der Organoberfläche Haut nicht wie mit Sandpapier aufgerauht bis Mann dann im Zentrum der Glückseligkeit herumschlabbert.

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Ich bin ein zunächst geborener und irgendwann bekennend gewordener Herrmannmensch. Ausser denen die neben mir sind, bin ich allen überlegen. Seit ich meine Erleuchtung bekam, werde ich oft gefragt, wie ich diese Aufnahme in den Pantheon der Gottähnlichen denn geschafft hätte. "Ich hörte auf, mit dummen Menschen zu reden." Seit dem sitz ich viel alleine in Togo.

Wegen ernsthafter Bedenken bezüglich einer erneuten Erleuchtung führe ich vorsichtshalber keine Selbstgespräche.

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Danke - CD - Africa 50 Years 12.5.2019
  Africa 50 Years
 

Mein persönlicher Hit 2019

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Von wem habe ich diese CD geschenkt bekommen?

Aufgrund ihrer unscheinbaren Beschriftung liegt diese CD nun schon viele Jahre bei mir im CD-Stapel rum. Vor zwei Wochen, auf der Suche nach einer wichtigen Disk, schob ich dieses Ding in meinen Computer und dachte, ich seh nicht richtig. Über 200 Musikstücke!!!

Verteilt auf Nord-, West-, Zentral-, Ost -und Südafrika, eine zusätzliche Compilation nochmal quer durch und zwei Einzelinterpreten. Der Hammer. Richtig gut ausgesucht ein Querschnitt durch 5 Jahrzehnte.

Ich habe keinen blauen Schimmer, von wem diese CD sein könnte und würde mich gerne bedanken. Hier in Togo läuft ständig eine unfassbar primitive Musik. Selbst wenn einem mal ein Stück gefällt, kann die Person, die das gerade abspielte, den Interpreten oder die Interpretin nicht nennen, weil alles unbeschriftet von Kopie zu Kopie zu Kopie auf USB-Stecker kopiert wird. Überall, in jeder Kneipe, in jedem Auto, auf jedem Fest - immer diesselbe Scheisse. Man ist richtiggehend am verblöden. Diese CD-Mischung hat mich gerettet bevor ich zum endgültigen Rassisten geworden wäre.

Melde dich - Mein Retter


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Horkheimer und Adorno über die Bananendiebe 14.5.2019
 

Herr Horkheimer und Herr Adorno machten sich schon früh Gedanken über die Bananendiebe. Einige von denen waren zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht einmal ein Reflex im Nervensystem ihres zukünftigen Vaters, aber da sich solch eine Brut zyklisch wiederholt, wurden die beiden Herren gemeinsam prophetisch. Eine psychoanalytische Note:

„Die Glaubenssysteme und der Alkohol halten etwas von jener Kollektivität fest, welche die Individuen vor der Erkrankung der vollkommenen Umnachtung bewahrt. Diese wird sozialisiert: im Rausch vereinter Ekstase, ja als Gemeinde überhaupt, wird Blindheit zur Beziehung und der paranoische Mechanismus beherrschbar gemacht, ohne die Möglichkeit des Schreckens zu verlieren […] Die paranoiden Bewußtseinsformen streben zur Bildung von Bünden […] Die Mitglieder haben Angst davor, ihren Wahnsinn alleine zu glauben. Projizierend sehen sie überall Verschwörung und Proselytenmacherei […] Der horror vacui, mit dem sie sich ihren Bünden verschreiben, schweißt sie zusammen und verleiht ihnen die fast unwiderstehliche Gewalt.“

„Zwischen dem wahrhaften Gegenstand und dem unbezweifelbaren Sinnesdatum, zwischen innen und außen, klafft ein Abgrund, den der Bananendieb, auf eigene Gefahr, überbrücken muß […] und es konstituiert damit rückwirkend das Ich, indem es nicht bloß den äußeren sondern auch den von diesen allmählich sich sondernden inneren Eindrücken synthetische Einheit zu verleihen lernt.“

  Versunkene Kirche in Baguida
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Hier stand einmal ein Gebäude eines Glaubensystems dessen Kern eine ausgeprägte Kollektivität war, welche die Individuen vor der Erkrankung der vollkommenen Umnachtung bewahrte. Man nennt es Kirche. Kurz bevor sie komplett vom Meer geholt wurde, trug man die noch zu nutzenden Baumaterialien ab. Übrig blieben die Sickergruben vom Scheisshaus. So kann es gehen mit Bewußtseinsformen und Bünden.

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Filmfestspiele in Cannes sind Frauenfeindlich 18.5.2019
 

Der Gesinnungsterror in Europa nimmt bizarre Züge an und nähert sich dem, was uns aus der Zeit der Inquisition überliefert ist. Hoffentlich stoppt es noch vor Hinrichtungen und Todestrafe. Denn wenn Alain Delon bereits ruiniert werden soll, wäre ich fällig für lebenslangen Knast. Mich schaudert vor den KZ-Wächterinnen, die wahrscheinlich so aussehen werden wie früher die Stewardessen von Aeroflott. Das waren ziemlich dicke Damen mit Kittelschürzen, bei denen öfters mal hinten wegen quellender Verwurstung ein oder auch zwei Knöpfe fehlten. Die hatten noch so dunkelbraune Sozialismusnylonstrümpfe, die man über dem Knie rollte. Wer die anhatte, brauchte niemals mehr zu fürchten, von einem liebestollen Mann angemacht zu werden. Kopftuch und altrussische Nylonstrümpfe und kein Herr Weinstein läßt sich mehr gehen. Den Teller haben diese Weiber auf dem Moskauer Flughafen übrigens mit der größtmöglichen Resolutheit so virtuos vor einen hingeklatscht, dass trotz der theatralischen Verachtung nichts runterfiel.

Der neue Beruf MeinungsmacherInn hat also kollektivhordisch ein neues Opfer gefunden. Alain Delon. Die Neosufragetten suchen sich mit Vorliebe Menschen aus der Kunstszene, denn wie wir alle wissen, tummeln sich dort die meisten Lotterbuben und die Mädels und Schwulis lernen sowieso nur deshalb tanzen, damit sie sich ihrem Zukünftigen schon mal schön auf der Bühne präsentieren können.

Weil ja auch bei Trockenmösen nichts ohne Verein geht, schließlich bekommt eine Körperschaft leichter Geld von den Betschwestern im Parlament, gründeten ein paar US-Truchtels einen Filmverband der nicht Filme verbindet sondern zerreist. Weshalb sie eigentlich Filmzerreis heißen sollten. „Women and Hollywood“ für „Gender diversity and inclusion in Hollywood“. Sie machen in Hollywood aber keine Oben-Ohne-Demonstration vor den Filmstudios, sondern fordern Quote und dies für die Welt, obwohl im Namen nur lokal steht. Drunter geht ja neuerdings ohnehin nichts mehr.

Die Überwachungsplattform kontrolliert, wie viele weiblichen Regisseusen fehlen, damit es 50:50 fifty:fifty wird und fordern für sich die Differenzsumme, die den Frauen in den letzten 100 Jahren durch Ungleichgewicht nicht freiwillig ausgehändigt wurde. Als Warnung, dass sie das ernst meinen, schießen sie Männer vom Podest. Alain Delon ist gegen zu große Zuwanderung in Frankreich. Das muss man sich mal vorstellen !!! Pfui. Der Beweis, dass er das nicht nur gesagt hat, sondern meint, weil er mit der „Rassemblement National“ aktuell sympathisiert und er ein Freund von Jean-Marie Le Pen gewesen sei. Weil er es nicht gut findet, dass Schwulis Kinder adoptieren dürfen, ist er bereits zweimal böse. Die demnächst regierende Partei und er, der sein ganzes Leben lang mit Schwulen und Lesben im Berufs- und Freundesalltag lebte ist nun Ausländerfeind und homophob.

Doch es reicht den Weibern noch nicht. Auch bei Vorwürfen gilt das ästhetische Prinzip der Trinität. Der jetzt 83jährige habe früher mal seine Frau geschlagen. Ach Herrjeherrjeminé. Ein Franzose schlägt seine Frau. Wenn ich es richtig verstehe, hat er ihr ein gelangt. Es ist nichts bekannt, dass er sie verstümmelt oder balkanisch verblaut hat. Je leidenschaftlicher eine Beziehung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass mal nach drei Glas Wein nicht die Lende sondern der Arm flutscht. Ein Gentlemen wird immer versuchen, eine solche Situation zu vermeiden, doch es sollte angemerkt werden, dass Frauen hin und wieder einen Sau-Igel mögen und nicht immer einen Mann mit Anstand. Wegen Langeweile und so. Als ganz persönliche Erfahrung soll hier angemerkt werden, dass in meinem bescheidenen Leben das Verhältnis von mal zuhauen eindeutig überproportional zu Ungunsten der Weiblichkeit steht. Als Stichwort, ohne näher darauf einzugehen, möchte ich das Wort „Eifersucht“ nennen. Die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Wow. Alain Delon: „Rassistisch, homophob und frauenfeindlich“. Ob Romy Schneider das auch so gesagt hätte? 24.000 Unterschriften für eine Online-Petition, um die Jury der 72. Filmfestspiele in Cannes zur Zurücknahme des Preises für den Schauspieler zu zwingen, der am 19. Mai 2019 die goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk erhalten soll.

Wenn man in Togo sitzt und am Geschehen der Welt ein wenig teilhaben möchte, scheint vieles doch schon sehr skurril. Wenn man weiter überlegt, dass diese Haltung mittlerweile die westeuropäische Politik bestimmt, in der nur noch Langweiler_Innen Quotenkarriere machen dürfen und der Rest sind Nazis, beginnt einem die patriarchalische Bantudiktatur geradezu heimelig zu werden. Zurecht äußert sich der Leiter der Festspiele : „Wir überreichen ihm hier nicht den Friedensnobelpreis, sondern wollen Alain Delon für seine Leistungen in der Filmgeschichte ehren.“

  Peter und seine Enduro
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Ein Frauen- und Motorradverstehversuchender. Flüchtling von Haltungen und Glaubensätzen, die in gleichem Maße zuviel wurden wie Bürokratie und Steuern
Dies ist der kleine Garten und Asyl des Autors.

nix
Klöster und Seelsorge 19.5.2019
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Wer die Pfaffen in Togo reich macht, sind zuerst mal Frauen.

Als ich die Kinderkirche in Allemanien schwänzte, musste ich immer zur Strafe danach in den regulären Kirchenbetrieb für Erwachsene. Das war ein Riesengreuel. Alte Weiber. In unserem Viertel hatten wir damals viele "Flichtleng". Meist irgendwo aus dem heutigen Polen und Rumänien. Diese alten Weiber hatten die kulinarische Eigenart, den Knoblauch aus gesundheitlichen Gründen roh und Zehenweise einzupfeifen. Wenn man da zwischen zwei von denen eingeklemmt wurde und sich der Geruch in den 12 Lagen von dunklem Stoff wohl isoliert ausbreitete, blieb einem fast die Luft weg. Das war so schlimm, dass man zumindest das nächste mal nicht mehr Vaters Fahrrad klaute und im Wald spazieren fuhr während andere Hossiana und Halleluja inbrunstierten. Männer schienen nur in die Kirche zu gehen, wenn ihre Ehefrauen sie dazu zwangen, sich auch mal wieder sehen zu lassen. Danach durften sie zur Belohnung "in die Wirtschaft".

Die Kirchen hier in Avepozo, meist so komische Pfingstkirchen und Kirchen zum weißen Engel, werden ebenso von meist dicken Weibern bevölkert. Im Unterschied zu den früheren Flichtlengen im Norden sitzen die aber nicht andächtig und riechen. Oder allerhöchstens eine Halbzeit. Ansonsten wird da geklatscht und geschunkelt und geschwoft und geschwitzt bis es auch, aber anders riecht. Wenn der Pfaffe, von denen scheinbar alle überzeugt sind, singen zu können, ins Mikro gröhlt, sind die betagten Mödels ganz aus dem Häuschen. Wenn da Männer dazwischen sind, also nicht leitendes Personal, dann sind das meistens so Hänflinge. Halbe Portionen. Die hoffen da wohl, auch mal was abstauben zu können. Vernachlässigte Hausfrau im Namen Jesu vernaschen.

Bis auf ein paar bigottisierte männliche Fanatiker verbindet sich Glauben also stark mit Weiblichkeit. Durch die ganze Geschichte des Christentums hindurch gabe es Frauen, die mit Männer, ausser eben mit dem bereits verstorbenen Herrn Jesu, nichts am Hut hatten. Die Tunnel zum Männerkloster waren dann für die, die es sich wieder anders überlegten. Im Männerkloster waren die Brüder ab Nummer drei, die man nicht richtig verheiraten konnte, die dann für die Betschwestern zur Verfügung standen, denen die Enthaltsamkeit nach drei Liter Wein doch gar zu streng wurden. Zeitweise ging es da ohne den Bund der Ehe recht lustig zu. Doch manche Kloster waren eben Zufluchtsort für Frauen, die nicht darauf standen, dass sie ein Versoffener auf ihre Hinterbacken klatschte.

Das war eine tolle Idee von den Christen, solchen Frauen einen geschützten Raum zur Verfügung zu stellen. Viele jungen Damen der heutigen Zeit, denen niemand mehr rät ins Kloster zu gehen sondern an eine Universität, suchen eben solche Schutzräume. In einer Gesellschaft, die sich zunehmend entchristianisiert, sollte darauf geachtet werden, dass man Ersatz für Klöster schafft, damit diese jungen Damen nicht auf die Idee kommen, dauernd Männer wegen Unsittlichkeiten vor Gericht zu zerren nur weil ihnen ihre Schutzräume fehlen. Seelsorge geht ebenfalls zunehmend verloren. Auch Nichtchristen haben eine Seele um die man sich hin und wieder sorgen sollte. Statt Unterschriften gegen Herr Delon zu sammeln, könnten sich die Vaginalien um Bibliothek und Garten kümmern und temporäre kleine Ausflüge unternehmen, wenn ihnen nach was ist.

In vielen traditionellen Kulturen in Westafrika gab und gibt es ähnliches. Heilige Haine, kleine Dörfer in denen nur Frauen leben. Schnappt mal eine Dame im Alltag über und dreht geistig durch, weil ihr Gatte eine andere auserkoren hat und rastet nicht mehr ein, bringt man sie irgendwann zu den heiligen Frauen im Wald. Die bekochen sie mal wieder ordentlich, stopfen sie mit ein wenig Kräutermaterial voll und renken sie langsam langsam wieder ein.

nix
Bananendiebesbandeanwärter 20.5.2019
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Wie kann man sich eigentlich dem Freundeskreis der Bananendiebe annähern oder gar selber einer werden?

Es ist gar nicht schwer, wenn man das Naturtalent den Unbildung hat.

Aber nicht einfach für Jemand, der konstruktive Bildung genossen hat und nun eine Form der geistigen Dekonstruktion durchlaufen muss. Auch dass Moral eher so etwas wie eine Knetmasse ist, erfordert ein Umdenken mit gleichzeitigem weniger denken.

Zunächst muss man irgendeine Schlechtigkeit als Mutprobe machen. Etwas sehr fieses. Einbrechen, terrorisieren, Auto anzünden, als Pädophilen denunzieren, eine Person hinter seinem Rücken überall als Dieb titulieren, gefakte Filmaufnahmen herumzeigen um eine Person als Gewalttäter anzuschwärzen, Jemandem unterstellen dass er zur Mutter eines Bananendiebes Nutte gesagt hätte oder Hunde auf Besuchskinder hetzen. Irgend etwas vollkommen dämliches, das Schaden macht aber an dem niemand etwas verdient. Dann muss man mit denen, die schon Bananendiebe sind, solange saufen und stänkern, bis man der Meinung ist, dass das Opfer die Tat zuerst herausgefordert und dann verdient hat. Als nächster Schritt muss man selbst glauben lernen, dass der Mist den man verzapft hat, wahr ist und dies rückhaltlos so fest dogmatisiert, wie ein Musulmane seinen Allah.

Hat man erreicht eine Schlechtigkeit zu verpassen und die Person beginnt sich zu wehren, also zum Beispiel durch juristische Schritte oder über diese Taten schreiben, so muss man als angehender Bananendieb lernen, dass diese Reaktion in keinem Verhältnis zum eigenen kleinen Streich steht. Diesen vermeintlich kleinen Streich, also terorrisieren, Auto anzünden, denunzieren et cetera, muss man nun umdenken lernen. Man hat ihn bei genauer Betrachtung gar nicht gemacht, sondern jemand anders und dass nun das Opfer zum Täter wird und den Ruf des Bananendiebs kaputt macht und dadurch geschäftsschädigend agiert, ist der nächste Umlernprozess. Auch wenn keine Geschäfte vorhanden sind oder man sich die Geschäfte zusammen mit seinen Saufkumpanen ohnehin schon selbst weggebeamt hat, ist nun das Opfer schuld und er ist deshalb Täter.

Mit dieser tollen Umdenke hat man nun alle legitimen Gründe dieser Erde am Tresen bei 3 Promille, nach ein wenig drüberkotzen, viele neue Geschichten zu erfinden. Denn nichts ist innovativer für den Bananendieb, als seiner Phantasie freien Lauf zu lassen und alle anderen Menschen für sein verkorkstes Drecksleben verantwortlich zu machen. Er war es nicht. Es waren die anderen.

Dann kommt der nächste mutige Schritt. Man stellt den Verantwortlichen zur Rede und verlangt von ihm, dass sein sich wehren, also die zurechtgedachte Geschäftsschädigung des Bananendiebs, unverzüglich eingestellt werden soll. Da die Einbildungskraft alles Gute den Bananendieben gutschreibt und das Böse die Methode des Opfers sei, der durch eben jene Einbildungskraft zum Täter mutierte, ist die kuriose Dialektik der geistig Minderbemittelten. Das muss gelernt werden. Ohne diesen kleinen Trick wird man am Tresen von Frau Martine und Herr Clemens nicht akzeptiert werden. Ganz wichtig bei diesen Zur-Rede-Stellungen ist, nur zu fordern. Also nicht wie bei einem normalen Deal eine so genannte Win-Win-Situation anzustreben und gar zu erzielen, sondern dem Gegenüber unmissverständlich die eigene Überlegenheit klarmachen und: nur fordern. Auf gar keinen Fall etwas anbieten, denn das wäre ja ein Schuldeingeständnis für terrorisieren, Auto anzünden, Hunde hetzen, Tresen kotzen, Hose vollpissen, einbrechen, denunzieren. Dass dies stattgefunden hat, wir erinnern uns, ist ja durch die Herausforderung des Opfers entstanden.

Was auch noch wichtig ist als werdender Bananendieb, ist drohen lernen. Unter vernünftigen Menschen ist eine Drohung etwas, das man nur auspricht, wenn man es umsetzen will und vor allen Dingen: auch kann. Als Bananendieb muss man lernen, zu jeder nur erdenklichen Situation mit bösem Blick zu gröhlen: "Ich schlag dir den Schädel ein, ich mach dich zu Fischfutter, ich schick dir nachts ein paar Schläger vorbei, mein Onkel ist beim Militär, mein Kumpel ist Gendarm, ich fackel dir dein neues Auto auch noch ab. Du Dieb" und ähnlich phantasievolle Freundschaftsbekundungen. Man sagts ja nur in Gutem.

Neben drohen ist lügen noch eine weitere Grundvoraussetzung um ein erfolgreicher Bananendieb zu sein. Damit Geschichten bei nun 3,5 Promille schlüssig werden, muss man zum Beipiel ein Datum neu erfinden, damit eine neu erdachte Geschichte einen Beweis erhält. Oder das abhanden kommen eines Gegenstands schlüssig einem Freund des Denunzierten zuzuschreiben. Man muss bei Auto verkaufen lügen, Preisabsprachen später abstreiten und mehr fordern, bei getanen Arbeiten den Lohn verweigern, Handwerkern Betrug unterstellen, Baumaterial stehlen, entstandenen Streit der Vergangenheit dem Opfer andichten, seine Arbeitsleistung herabwürdigen und Versprechungen oder gar Zusagen wie selbstverständlich leugnen. Auch muss der Bananendieblehrling lernen, bei jeder passenden Gelegenheit vor Gästen im Lokal Sprüche aufzusagen wie. "Der Ratte schlag ich den Schädel ein". Das ist sehr wichtig, weil man damit beeinflussen kann, wer am Tresen bleiben wird oder wer angewidert nicht mehr kommt. Auf so jemand der wegen solch einer Kleinigkeit nicht mehr kommt, kann man sowieso als Bananendieb verzichten, denn das ist auch kein guter Kumpel.

Dann braucht man noch ein Rohr im Ohr um bei einer dieser seltsam einseitigen "Aussprachen", die man nur macht, weil die Geschäfte nicht laufen, sagen zu können "Ich kann mir ja meine Gäste nicht aussuchen". So dumpfdämlich muss man werden, damit um Gottes Willen ja keinen Widerspruch zu begreifen sein muss. Schnuckiputzi holt alle Bananendiebe und sagt, die seien ja von alleine da. Huch! Ganz zufällig. Weil die saufen bis kurz vor umfallen, machen die prima Umsätze so lange sie im Lande sind. Und Schnuckiputzis Schnuckiputzi Wirtin, sagt dann, wenn die Bananendiebe weg sind, aber fast alle anderen früheren Gäste auch, dass die vergraulten Opfer die geschäftsschädigenden Verursacher seien.

So einfach kann man also Bananendieb werden.

Sollten Sie noch ein wenig zu intelligent für solch einen Abstieg sein, hilft kräftiges Saufen. Möglichst Bier, Pastis und Rotwein durcheinander in rigorosen Quantitäten. Und ein wenig vor dem Spiegel üben. Ganz böse glotzen und dann mit verzerrtem Gesicht sagen: "Dem Drecksack schlag ich den Schädel ein. Ich fackel ihm die Karre ab."

nix
Verheiratung 21.5.2019
 

Eines der schönen Dinge in Togo und auch in weiten Teilen des restlichen Afrikas, dass die Menschen ein Mitgefühl mit gesundem Pragmatismus verbinden.

Als Mann alleine zu leben, geht eigentlich gar nicht. Da muss man schon ein Voll-Honk sein, der neben Schnarchung noch ausgeprägten Analhusten und Rachensumpf hat. Aber einer mit Dieseldaimler alleine? No Go. Gar nicht. Gestern habe ich wieder eine ältere Schwester einer jungen Dame angeboten bekommen. Die wäre gerade frei, hätte sogar noch gar keine Kinder und ein eigenes Moped. Auch die lokalen Soßen konnte die kleine Schwester aufzählen, die die große besonders gut kann.

Dies ist zwar die seltenere Variante, aber in Togo kann es vorkommen, dass einem ein Musulmane seine Schwester oder Kusine schmackhaft macht. Au weh. Das dürfte in Deutschland aber auch niemand vom Zentralrat der Musulmanen mitbekommen, sonst wär Heu hunten. Auch wenn ich das schon fast Reflexartig ablehne, denn wie an anderen Stellen reichlich beschrieben, ist die Schönheitsvorstellung unter Bantuidinnen eine andere und dass ich zwischen zwei Nümmerchen auch ganz gern Gespräche führe, stößt als Argument auf Unverständnis. Was denn reden? Sie kann doch Soßen!

Nun ja. Aber die von gestern? Mit der hätte ich mich doch angeregt unterhalten | Ja, die sei hübsch | Hat sie dir schon gesagt, dass sie ein Kind hat? | Ja | Sie hat sogar zwei | Oh | Ganz liebe Kinder | Das ist nett | Sie pflegt eine kranke Mutter, aber sie wär auch noch frei | Das schon, aber sie liebt ihre Familie über alles, hat sie mir gestern erzählt | Wie bitte ? | Sie liebt ihre Familie über alles | ...

Meine Erklärung, warum ich mir das nicht antun muss, eine Cheri Coco als Freundin zu haben, deren Familie unmittelbar in meiner Nachbarschaft wohnt, weil mir das zu stressig wird, stieß auf weiteres Unverständnis. Da ich aber bis auf eine Variante nun schon so ziemlich alle Formen des zweigeschlechtlichen Zusammenlebens hinter mir habe und davon etwa 95% als nicht zu wiederholende Fehler betrachte, lasse ich erneute Versuche schon lieber im Vorfeld fallen. Die einzige Erfahrung die mir mit Frauen noch fehlt ist die einer lang währenden Heirat. Die noch nachzuholen fehlt a.) der Wille und b.) die zur Verfügung stehende Zeit.

  Cher Samba  - Le Toument
 

Cheri Samba - Le Tourment
C'est le prix que la famille Africaine paie a celui qui a un peu d'argent. Cesi est une des raisons pour les quelles l'afrique reste toujours pauvre

 

Anders als in Deutschland, wo der Versuch eines Blickkontakts mittlerweile zu Sexismusvorwürfen führt und auch nicht mehr als lesbar funktioniert, geht das in Togo noch sehr wunderbar prima. Ich für meinen Teil brauche keine Kopftücher oder Eheringe als Ablehnungszeichen und Schutz vor Anmache. Man sieht es den Augen einer Frau an, ob sie in einer glücklichen Beziehung, in einer unglücklichen oder in gar keiner Beziehung ist. Die erste Variante läuft selbstsicher vorbei. Selbst wenn ein Blick kommt, dann nur der ob man einen kennt und vielleicht grüßt, wenn nicht, schnurstracks nach vorne geblickt weiter. Die unglückliche Beziehung hat einen unmerklich leicht gesenkten Blick, der einen streift. In Millisekunde wird geprüft, ob man ein Ausweg sein könnte.

Vollkommen klar. Als Gentleman läßt man den Unsinn, eine Frau anzumachen oder hoffnungsvoll anzublicken, wenn sie selbstsicher nach vorne schaut. Dass sie nicht will läßt sie sehen und für die geringe Wahrscheinlichkeit, dass sie durch exorbitante Angebote gewonnen werden könnte, hat man zu wenig zu bieten. Bin ja nicht Scheich Saudi. Es gibt so Typen, die da etwas sportliches drin sehen, anderen die Gute auszuspannen. Das habe ich ganz viel früher versehentlich in jugendlichem Übermut gemacht, aber diese Schwierigkeiten die daraus entstehen muss man im schönen Leben nicht wirklich haben. Genauso wenig wie die in der unglücklichen Beziehung stehende.

Spielt man den Retter, gibts zum Dank die Klette. Dass die Damen aus einer Beziehung fliehen wollen hat meist damit zu tun, dass ihre Typen etwas kaputte Gestalten sind. Wenn diese Kaputtniks rausbekommen, wer ihre Unglückliche gerade glücklich macht, stehn die plötzlich mal unvermittelt vor der Türe und wollen töten. Wie man an diesen Zeilen erkennt, hat es nie funktioniert. Muss man in einem guten Leben aber auch nicht haben. Hätte ja mal klappen können. Dann wär das mit dem guten Leben Vergangenheit.

Eine Frau auf Beziehungssuche hat, sie mag es noch so heimlich tun, zuerst einen ganz kurzen flüchtigen Blick, der im Bruchteil einer Sekunde abwägt ob man ein Hinkebein hat oder ein ungewaschenes Hemd. Eine klarsichtige Frau, so meine waghalsige Vermutung, sieht bereits in diesem ersten Moment, dass sie später dem Typen den Bart ausreden und ihm eine andere Hose verpassen wird. Denn sie hat ihrerseits eine scharfe Analytik. Die Erfahrene, die in diesem Moment sogar schon die Besitzverhältnisse grob taxierte, schenkt zwei Sekunden später ein erstes Lächeln. Die Schüchterne wird sich nach zwanzig Metern mit vorgeschobenem Grund noch einmal umdrehen. Der erfahrene Gentleman kennt diesen Moment und schenkt ein höfliches, unaufdringliches Lächeln, das sie nun nach Hause oder zur Arbeit mitnehmen wird.

Dies sind meine Bevorzugten. Um sie zu gewinnen, gibt es eine sehr einfache Methode, die etwas Zeit erfordert. Eile ist auch nicht angesagt, weil das Risiko, dass die sich plötzlich genau in diesen Tagen einem anderen an den Hals schmeissen, ist sehr gering.

Männer! Nie vergessen! Es ist nicht euer toller Auftritt. Ihr könnt noch so brunften, am Schluss entscheidet die Frau. Ihr seid bestenfalls eine Entscheidungshilfe. Und genau das ist die entscheidende Erkenntnis. Man muss der schüchtern schönen Togoerin die Möglichkeit geben, die Blicke wieder kreuzen zu lassen. In Afrika geht, was in Europa gerade geopfert wird. Der Poet nennt dies Sinnlichkeit. Die langsame Annäherung als schönes Spiel. Gang, Lächeln, beim dritten Mal vorbeigehen eine angedeutetes Winken aus dem Handgelenk, beim vierten Mal weis der Kenner, jetzt auf den Moment der Einladung lauern.

Hier hör ich auf. Der Rest geht euch nichts mehr an. Jedenfalls ist dieses schöne Spiel des Flirten in Togo und Afrika noch vorhanden und erwünscht. Manchmal verliert sich so ein Persönchen wieder bevor man sie kennenlernte. Bleibt eben ein Lächeln.

  Hahn mit Dame
 

Hahn mit zwei Damen in Avepozo

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Für die Pragmatiker zum Schluss noch etwas zum abkühlen. Geschlechtskrankheiten waren vor ein paar Jahrzehnten in Afrika weit mehr verbreitet als heute. Wenn ich schreibe, dass ich in fünf Jahren nicht mit heimischem Aids konfrontiert war, soll das nicht heißen, dass ich damit ein Problem negiere. Es soll einfach heißen, dass es durch Aufklärung so weit eingeschränkt ist, dass es mir nicht auffällt. Die erste Zeit meines Aufenthalts haben es viel junge Damen gut verstanden, mir einen Jungbrunnen angedeihen zu lassen. Nach trockenem Deutschland war ich sehr durstig. Wegen etwas zu heftigen Rangeleien wurde ich nun etwas ruhiger und ließ untersuchen. Doch die ganz wilden Mädels hatten alle ihre Lümmeltüten in der Handtasche und wenn sie nach einem One-Night-Stand des morgens wieder gingen, fragten sie, ob sie von den teuren da auf dem Nachttisch noch zwei mitnehmen dürften.

nix
Welsch-Flirt 11.6.2019
 

Eigentlich wollte ich ja die Seite wechseln. Aber nun kommt doch noch ein Gag, bei dem sich Frau und Bananendiebe als Themen überschneiden. Also, noch ein kleiner Anhang.

Es war schon mal zwischendrin die Rede von einem abgestürzten Franzosen. Hört man ihn reden, so hat er ein großes Haus, Aufträge dass die Bücher platzen und Millionen, die übermorgen aus Frankreich kommen. Tatsächlich ist er mit der Miete im Rückstand, im "Salon" liegt eine Matraze auf dem Boden und einen geschäftig scheinenden Ordner schleppt er zwar mit sich herum, aber die an ihm herumschlabbernden Klamotten sehen nicht nach positiver Auftragslage aus. Auch die abgeknabberten Fingernägel nicht. Das Passalter ist irgendwo Mitte Fünfzig doch bewirkt eine angeschlagene Pankratius, dass sein häutiges Outfit zerknautscht gegen Siebzig tendiert.

Offensichtlich mussten die Herren die man in der Geschichte weitläufig als Bananendiebe kennt, ein wenig Erbarmen mit ihm gehabt haben und erhöhten per Kleinspende sein Guinesslevel. Jedenfalls tourte er, bevor der Schweizer gen Heimat flog, noch ein wenig mit ihm als Anhängsel durch die Kneipen.

Doch nun, da der Tresen der schön gewesenen Martine verweist und langweilig und Avepozo ein Dorf ist, suchte der welsche Dünne meinen Tisch an einer kleinen Wirtschaft am Rande der durch Avepozo eilenden Bundesstraße. Eigentlich mag ich ihn wegen völlig missratenen Verhaltensweisen ebenso wenig wie die anderen, doch genehmigt man auf Anfrage freundlich einen Stuhl. Man ist ja auch neugierig auf aktuelle Informationen. Zwar nützt es nicht viel zu erfahren, dass man im September wieder einmal angeklagt werden soll, aber ... na ja.

Diesem zerknautschten Herrn erzählte ich also zur Aufheiterung der Tischatmosphäre, dass Togo sehr viel besser sei als Deutschland und Frankreich zusammen, - was Flirten anbelangt. Da hatte ich bei ihm einen Knopf gedrückt und ab ging es. Seine Rede war nicht mehr zu stoppen. Ja Ja. Genau. Erst bei seinem letzten Aufenthalt in Frankreich wäre er aus einem Nachtclub hinausgeflogen. Das kann man alles vergessen dort und Togo sei schon exorbitant.

Nun hat auch diese kleine Wirtschaft eine Wirtin, die geübt ist im Umgang mit in Lomé lebenden hellen Nordisten und offensichtlich musste er nach beiderseitigem Abgang später wiedergekommen sein. So erzählte die junge Wirtin mir einen Tag später. Allerdings war sie auch noch einen Tag später hell entrüstet. Also das möge sie ja gar nicht. Der nannte sie vor anderen Gästen und ihrem Freund mein Liebling, mein Schätzchen, oh Cheri Coco, hätte an ihr herumgrapscht und klopfte sie auf den Hintern. Nein, also das kann sie überhaupt nicht ab. Was bildet der sich ein? Und danach hätte er sie noch um ein Bier angeschnorrt.

Wie wir also da so saßen und ich erstaunt eine andere, eine frankophone Strategie des Flirts duch Schilderung kennenlernte, tauchte er wieder auf. Die Klamotten baumelten und eine große Plastiktüte verlieh ihm die Aura eines unter einer Brücke nächtigenden. Er setzte sich zwei Tischchen weiter und drehte uns grußlos den Rücken zu. Nein, meinte die junge Dame. Gestern hätte sie den doch erst als Gast kennengelernt, wieso fängt der heute schon an, eifersüchtige Szenen aufzuführen und hier rumzuschmollen? Also den müsse sie hier aber nicht haben. Sie möge keine Schwierigkeiten.

Meine Herren, die Sie hier lasen, dass man in Togo vortrefflich flirten kann. Bitte. Sollten Sie ähnliche Angewohnheiten haben wie unser anonymes Mitglied der Bananendiebe, gehen Sie woanders hin. Dass man ihnen mit abgekauten Fingernägeln auf den Hintern klopft, mögen auch die jungen Damen in Togo nicht.

13.6.2019 graue kleine Linie
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Aus aktuellem Anlass kommt doch noch was auf dieser Seite, bevor es auf eine neue geht.

Der verschrumpelte welsche Flirter sei wieder erschienen, so erfuhr ich bei meinem abendlichen Besuch bei der neuen Wirtin. Sein Bier vom Tag vorher hätte er aber nicht bezahlt. Statt dessen hätte er ihr ein T-Shirt dagelassen, das sie für einen wohltätigen Zweck verkaufen soll. Eine tolle Sache. Für jedes verkaufte Hemdchen würde in Togo ein Baum gepflanzt. Neugierig von Geburt, wollte ich das textile Teil doch mal sehen, denn gehört hatte ich schon von dem guten Tun unseres notorisch Klammen. Ich warf mich weg.

Noch im Originalzelophan des Herstellers befand sich ein weißes Leibchen der günstigen Sorte. Darauf war, in rundem Emblem, mit einer Presse aufgedrückt, ein Baum. Man musste etwas genauer schauen um ihn auch als solchen zu erkennen. Auch sah der Kennerblick sofort, dass der Aufdruck kaum mehr als drei Mal waschen überstehen würde. Kein Text, kein Hinweis, kein werben. Nichts. Baum. Schluss.

Es sei ein wenig teuer, meinte Frau Wirtin und ich bestätigte, dass der Preis etwa das vierfache von am Markt vergleichbaren Qualitäten sei. Es würde noch ein begleitendes Papier für einen Käufer dazu geben. Wieder brannte die Neugier. Als sie es vorzeigte, brach ich in schallendes Gelächter aus. Auf dem DIN-A 4 Papier stand, in großen Lettern, Helvetica, Schriftgröße 64 in welscher Sprache als Baumpatenschaft: "Für dieses T-Shirt wird in Togo ein Baum gepflanzt."

Es stand nicht wo in Togo, es stand da nicht wer den Baum pflanzt, es stand auf dem Zertifikat kein Internet und kein Telefon, es stand da nichts als: "Für dieses T-Shirt wird in Togo ein Baum gepflanzt."

Also ich finde, dass dieser Versuch an Bier zu gelangen mindestens so gut ist wie die Geschichte vom Staubsauger ohne Motor bei John Steinbecks Tortilla Flat. Wenn die Bananendiebe so weiter machen, werden sie bald ebenbürtig.

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