Berliner Zeitung. 23.10.2003

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Presseseite der Galerie Peter Herrmann

Zwischen Schwarz und Weiß

Soweto und Sophiatown, Schönheitssalons und Jazz-Sessions: An all diesen Plätzen, zu all diesen Gelegenheiten hat Jürgen Schadeberg fotografiert, nachdem er mit 19 Jahren von Berlin nach Südafrika emigriert war. Bei seiner Ankunft 1950 fand er zwei voneinander komplett abgetrennte Gesellschaften vor, zwischen denen er virtuos und mit anfangs geradezu unschuldiger Neugier hin und her wechselte. So konnte es vorkommen, dass er am Abend auf einem Maskenball der weißen High Society zugegen war und am nächsten Morgen ein ANC-Treffen besuchte. Schadeberg, der die Fotoredaktion des Drum Magazine - der ersten schwarzen Lifestyle-Illustrierten Afrikas - leitete, konnte mit diesem Medium die Entwicklung einer modernen Lebenskultur in Johannesburg dokumentieren und vielleicht sogar befördern. Als er sich bei Drum für das erste schwarze Covergirl entschied, trug ihm das eine von zahlreichen Verhaftungen ein, weitere erlebte er, während er den Prozess gegen Nelson Mandela begleitete. Sie hätten alle nicht daran geglaubt, dass es mit der Apartheid so lange dauern könnte, in diesen Worten hat sich Jürgen Schadeberg später einmal an diese Zeit zwischen den Auftritten von Miriam Makeba und dem Einfluss der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erinnert: "Und das erklärt den naiven Enthusiasmus, der wohl in vielen meiner Bilder zu finden ist." Im Goethe-Institut und der Galerie Peter Herrmann ist nun die erste Schadeberg-Retrospektive in Deutschland zu sehen. Und sie zeigt auch: Heute fotografiert er auch in Farbe, und die Lust an der Lebensfreude ist geblieben.

Jürgen Schadeberg - Beyond Apartheid bis zum 15. Januar im Goethe-Institut (Neue Schönhauser Straße 20; Mo-Fr 8.30-18 Uhr) und parallel - bis zum 22. November - in der Galerie Peter Herrmann (Torstraße 218; Di-Fr 11-19, Sa 11-16 Uhr). Vom 24.-28.10. zeigt das Kino Arsenal Schadebergs Filme.

GOETHE-INSTITUT/JÜRGEN SCHADEBERG