Märkische Allgemeine Zeitung. 17. Juli 2006

Presseseite der Galerie Peter Herrmann

17.07.2006 / Potsdam
Festival ohne Flohmarkt-Charakter

Zum 7. Mal stand die Schiffbauergasse im Zeichen des Schwarzen Kontinents / Rund 8000 Besucher

RICARDA NOWAK
MICHAEL MÜLLER

Mit einem deutlichen Niveauanstieg endete gestern Abend das 7. Afrika-Festival am Kulturstandort Schiffbauergasse. An die 8000 Besucher nutzten in den vergangenen drei Tagen die verschiedenen kulturellen und kommerziellen Angebote. "Ein Rekordergebnis", wie die Veranstalter sagten. Zu erleben waren Ausstellungen, Open-Air-Kino, Konzerte, Partys, Vorträge und ein Markt mit afrikanischer Handwerkskunst. An zahlreichen Ständen offerierten Deutsch-Afrikaner Accessoires, Schmuck, Kleidung und Gebrauchsgegenstände aus jeweils landestypischen Materialien wie etwa Kokosnuss, Bernstein oder Mahagoni. Die aus Tansania stammende und in Berlin lebende Künstlerin Margaret Wairimu Schwarz verkaufte bereits das sechste Mal in Folge ihre farbenprächtigen Sachen beim Potsdamer Festival. Ihr Mann Frank wünscht sich indes für die nächste Auflage mehr Werbung: "Von der Glienicker Brücke aus fehlen die Hinweise."

Auf dem Markt kamen auch Informationen nicht zu kurz: Die Organisation Transparency International stellte Ergebnisse ihrer jüngsten Studie zur Korruption im afrikanischen Schulwesen vor. Die Bundeszentrale für Politische Bildung präsentierte mit "Africome" einen aktuellen Arbeitsschwerpunkt.

Als "selbstbewusstes Gütesiegel" will der deutsch-ghanaische Designer Mark Kwami das Label "Made in Africa" (MiA) verstanden wissen, unter dem seit 2003 in Berlin, mittlerweile auch in Hamburg, Erlangen sowie im niederländischen Maastricht afrikanische Möbel und Wohnaccessoires vertrieben werden. Es sei der Versuch, von der Produktion allzu traditioneller Mitbringsel für Touristen und damit auch vom "Klischee der Tierfelle und Trommeln" wegzukommen, sagte Kwami. So unterstützt der Designer Kunsthandwerker in Ghana, mit Formen und Materialien, mit Überliefertem und Moderne zu experimentieren. MiA ist das Ergebnis: Hochwertige Möbelstücke mit sichtbaren afrikanischen Wurzeln, die nicht nur in ethnophile Haushalte passen. Kwami stellte das "gehobene Niveau" des Festivals heraus: "Gut, dass Afrika hier nicht, wie sonst so oft, mit Flohmarkt-Charakter präsentiert wird."

Die mit Schinkelhalle, Kunstraum und T-Werk dazugewonnenen Räume lobte Barbara Schirpke vom Internetportal Afroport.de, das Kunst, Kultur und Geschäfte mit Bezug zum südlichen Kontinent bündelt. Anders als in ihrer Heimatstadt München gebe es hier einen festen, vorzeigbaren Platz für das Afrika-Festival. Das hiesige hält sie für einen "tollen Newcomer mit Anspruch".

Am Freitagabend war das Festival im Neuen Kunstraum mit einer Ausstellung mit Werken des ghanaischen Künstlers Owusu-Ankomah eröffnet worden. Der seit mehr als zwei Jahrzehnten bei Bremen lebende Maler verwendet in seinen eindrucksvollen Bildern Adinkra-Symbole, die je nach Betrachtungsweise Geschichten verbergen oder als bloße Ornamente verstanden werden können. In diese grafischen, meist schwarz-weißen Muster des Zyklus "Movement" setzt der 50-Jährige seine männlich-muskulösen Akte, die sich erst bei intensiverem Hinsehen konturieren. Die großformatigen Bilder kamen auf Initiative der Galerie Peter Herrmann, der ein ausgewiesener Afrika-Experte ist, nach Potsdam.

"Afrika zu Gast bei Freunden, Afrika zu Gast in Potsdam", das hatte sich Waschhaus-Chef Michael Wegner in seinen Begrüßungsworten bei der Eröffnungsveranstaltung des 7. Afrikafestivals am Freitagabend gewünscht. Das Grußwort des Bundespräsidenten hatte die Bundestagsabgeordnete Uschi Eid verlesen. Da klang dann die Zuversicht an, die der Schwarze Kontinent trotz aller Schreckensmeldungen in sich birgt: Reich an kultureller Vielfalt, gesegnet mit unerschöpflichen Ressourcen sind ein Umbruch, die dynamische Entwicklung und die erfolgreiche Annäherung an die moderne Welt nicht zu übersehen. Diese optimistische Sicht teilte auch Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht, der - stellvertretend für den Ministerpräsidenten und Schirmherren des Festivals - auf die vielen positiven Impulse hinwies, die von Afrika ausgehen und die die Reduzierung eines ganzen Kontinentes auf die "Negativschlagzeilen" der Weltpresse als einseitige Sicht erscheinen lassen.

Eine Tanzchoreographie "Zeró, Zeró, Zeró" von Oxana Chi, die von ihr gemeinsam mit Haouki Zun Porro in ästhetische Bewegungsabläufe umgesetzt wurde, thematisierte dann die Befreiung von einengenden Verhaltensweisen und Normen. Begleitet wurde sie durch den in Potsdam inzwischen gut bekannten Souleymane Touré auf der Djembe, einer afrikanischen Trommel in verschieden Größen.