KULTURMIX
Ghana im Finale!
Das 7. Afrika Festival findet ab morgen in der Schiffbauergasse statt / Die Open-Airs sind eintrittsfrei
Die Fußball-WM ist zwar vorbei, doch im Waschhaus gibt es ein Nachspiel. Mit Ghana im Finale! Auch hier soll der Multi-Kulti-Funke der Begeisterung und Toleranz nur so sprühen , aber keiner ausgekickt werden.
Zum morgigen Auftakt des 7. Afrika Festivals wird Owusu-Ankomah den Ball der Sympathie sicher im Netz platzieren. Vor etwa 20 Jahren kam der Ghanaer nach Deutschland. Er ist der erste bildende Künstler aus Afrika, der hier Karriere machte und es sogar in die FIFA-Edition zur Fußball-Weltmeisterschaft brachte – noch bevor sich Ghana qualifizierte. Seinen Bildern sieht man den Sportsmann ebenso an wie seine Herkunft. Owuso weiß zwar weniger den Ball zu dribbeln, dafür aber Gewichte zu stemmen. Auf den großformatigen Bildern lässt er seine Muskeln kräftig spielen – und der lichtdurchflutete, großzügige Kunstraum gibt ihm dafür gebührend Platz. Die durchtrainierte Figur – für die er offensichtlich selbst Modell stand – erscheint in einem immer neuen, überraschenden Kontext: Mal schwebt sie fast verloren auf einer großen Farbfläche, dann trumpft sie bildfüllend auf und schließlich verschwindet sie beinahe in einem Meer afrikanischer Symbole. Der Maler suggeriert eine Dreidimensionalität, die den Blick immer wieder gefangen nimmt. Sein in Berlin lebender Landsmann John Yamoah wird ihm bei der Ausstellungseröffnung um 20 Uhr lesend zur Seite stehen. Und auch Tanz und Musik wird es geben, bevor sich dann um 22 Uhr open air der Film „Drum“ um die Apartheid in den 50er Jahren dreht.
Mit ihrem weit gefassten Angebot, das die verschiedensten Kunstformen des schwarzen Kontinents aufgreift, glauben die Organisatoren – der Galerist Peter Herrmann und Volker Mett von FormArt – in Potsdam das anspruchsvollste und vielseitigste Afrika-Festival Deutschlands etablieren zu können. Und um noch mehr Leute anzuziehen, werden in diesem Jahr alle Außen–Veranstaltungen kostenlos sein: So kann sich also jeder nach Herzenslust auch in das bunte Markttreiben stürzen, an 40 Ständen nach einem reizvoll-exotischen Mitbringsel suchen und sich zwischendrin an Palmwein, Bananenbier oder Couscous laben. „Aber der Hauptakt spielt sich natürlich auf der Bühne ab, die diesmal in der Schinkelhalle aufgeschlagen wird, da aufgrund der Bauarbeiten kein großes Open Air möglich ist“, so Waschhaus-Chef Michael Wegener. Dort in der großen Halle wird die in Hamburg lebende Nigerianerin Nneka mit ihrem kraftvollen Gesang Souliges und HipHopiges für Herz und Seele bieten. Ihre Karriere begann sie in Programmen von Sean Paul, Seeed und Patrice. Als Support ist die aus Kenia stammende und in Wanne-Eickel aufgewachsene Sängerin Onejiru zu erleben. Sie tourte lange Zeit mit Helge Schneider und seinen Firefuckers durch die Lande.
„Wir konzentrieren uns in diesem Jahr ganz auf das afrikanische Leben in Deutschland, inwieweit uns diese Kultur schon beeinflusst und die Gesellschaft ein Stück weit verändert hat. Künstler und das Gros der Händler leben in Deutschland, und die meisten können von ihrer Arbeit existieren“, so Peter Herrmann, der selbst zehn Jahre in Afrika lebte. Wie integriert Afrika bereits ist, habe man auch bei der WM gesehen, nicht nur in der französischen Mannschaft, sondern auch in der deutschen. „Und bei uns wird man es am besten am Sonntag bei dem Konzert mit Longitude spüren, eine pure Vermischung von Tradition und Moderne“, kündigt Volker Mett an. Dieses Konzert vereine die interessantesten Protagonisten der afrikanisch-deutschen Szene. In das musikalische Hauptprogramm werden zudem Einlagen aus Tanz und Theater eingeflochten und ausgefallene kulinarische Kleinigkeiten dazu inszeniert.
Auch das T-Werk ist ins Festival integriert. Dort gibt es am Samstag Abend die szenische Lesung mit dem aus Nigeria stammenden Schauspieler Abok, der das von Beckett inspirierte Stück „Die Lobpreisung eines Grashüpfers“ vorstellt. An den Nachmittagen läuft wiederum Ghana auf. Mit Mark Asamoah werden die Kindern mit Sicherheit vom Afrika-Fieber angesteckt. „Auch die fabrik hätten wir gern mit zeitgenössischem Tanz dabei gehabt. Doch dazu reichte das schmale Budget nicht aus, bedauert Michael Wegener, der für das nächste Jahr auf eine andere Prioritätensetzung seitens des Kulturamts hofft.
Eine wortlose Verbeugung vor den Menschen und Kulturen Afrikas wird es mit dem Kurzfilm „Hommage á Noir“ von Ralf Schmerberg geben. „Dieser sehr atmosphärisch erzählte Film wurde bereits mit 20 Preisen geehrt“, so Volker Mett. Er rückt vielleicht das Klischee gepflasterte Bild Afrikas zurecht. So wie die Fußballer Ghanas und jetzt der Kultur-Mix an der Schiffbauergasse. Heidi Jäger
Das Programm unter www.afrika-festival-potsdam.de. Tel. 0331-27156-26.
Im HipHop verwurzelt und auch dem Soul zugetan: Nneka.
Seine Bilder springen an: Owusu-Ankomah.
Onejiru tourte schon mit Helge Schneider. |