Afrika, die Körper und die Kunst
Owusu-Ankomah zeigt im Kunstraum seine Bilder
Von Lore Bardens
Draußen staubt der trockene Sandweg, als befinde man sich in der afrikanischen Wüste. An diesem Wochenende passte das Wetter zum Thema der Schiffbauergasse, und die Stände mit Kunsthandwerk, Bananen-Drink und Fladenbrot gaben einen Eindruck von der geschmacklichen Vielfalt des Kontinents, der meist nur wegen Stammeskonflikten, Flüchtlingsbooten und einer erschreckenden Anzahl AIDS-Kranker in die Schlagzeilen gerät. Wer schon einmal in Afrika war, weiß, dass der Kontinent weit mehr zu bieten hat als Folklore und Tristesse.
Dass sich das Waschhaus-Team nun im Rahmen des Afrika-Festivals des Künstlers Owusu-Ankomah, der 1956 in Ghana geboren wurde und seit 1986 in Bremen lebt, angenommen hat, ist in diesem Zusammenhang nur natürlich und sinnvoll. Groß sind die meisten der Arbeiten des Malers, der zur WM in die FIFA-Edition aufgenommen wurde. Immer wieder wird der menschliche, nein, der männliche Körper thematisiert. Einigen seiner Werke ist das auf den ersten Blick nicht anzusehen, da sind in Schwarz-Weiß-Muster horizontal und vertikal in eine Reihung gebracht, eine Inszenierung ethnischer Zeichen. Adinkra-Symbole sind es, die Owusu-Ankomah benutzt: ästhetisch interessante Ikonographien aus seiner Heimat, die die gesamte Vorstellungs- und Glaubenswelt seiner Ahnen repräsentieren.
Da gibt es den „Baum Gottes“ oder das „Zahn- und Zunge“-Zeichen, das Freundschaft versinnbildlicht. Die Symbolkraft gerät aufgrund unserer Unkenntnis im europäischen kulturellen Kontext allerdings in den Hintergrund, und die Zeichen wirken hauptsächlich ornamental.
Während man noch in der Betrachtung der Ornamente versunken ist, entstehen auf diesem Untergrund männliche Körper, deren Umriss durch raffinierte Linienführung herausgehoben wird. In der Serie „Movement“ wird der Mensch Teil des ihn umgebenden und durchdringenden Ornamentteppichs, der auf einen spirituellen Hintergrund verweist, und doch sticht er daraus hervor. Die Körper, mal ein Mann allein, mal zwei Männer in einem sportlich anmutenden Kampf, sind immer nackt und athletisch. Sie erinnern an Krieger, die mit ihrer Kraft protzen, um eventuelle Angreifer allein schon durch ihren Anblick in die Flucht zu schlagen.
Auch in der Serie aus dem Jahr 1997, die im Durchgang hängt, steht der Mann im Mittelpunkt der Welt. Es gibt keine Ablenkung mehr, das Ornament ist monochrom in den Hintergrund eingebettet. Dieser ist dunkelblau oder dunkelrot, der Held entspringt seltsam beziehungslos, aber meist aggressiv wirkend, dieser Einbettung. In einigen Bildern scheint er auf den Betrachter zuzurennen, der sich ducken möchte angesichts all der auf ihn zielenden Spannung. Nie vergisst Owusu-Ankomah, die Muskeln deutlich herauszuarbeiten, und den Protagonisten durch Energie und geballte Sprungkraft mit den Attributen der Körperbeherrschung in kriegerisch wirkenden Posen zu überhöhen. Seine Helden sind keine individuellen Wesen, sondern isolierte Typen, die wie Superman wirken und dabei statisch in ihrer Bewegung verharren. Owusu-Ankomah geht nicht in die Tiefe, er schafft eine Oberfläche, die man als spannend empfinden kann. Durch die Akkumulation der drei Grundvarianten seiner Bilder wirkt das Ganze bald wie eine längst veraltete Heroisierung des kriegerisch verharrenden Mannes, der zumindest zarter empfindende weibliche Wesen nicht dauerhaft berühren kann.