Welt am Sonntag. 1.08.2004 |
Presseseite der Galerie Peter Herrmann |
Der Kunstmarkt zwischen Johannesburg und LondonGegenwartskunst aus Afrika liegt im Trend. Noch sind die Preise moderatWas haben Marlene Dumas, William Kentridge und Yinka Shonibare gemeinsam? Wenig, wenn man die Werke der drei Künstler vergleicht. Gemeinsam ist ihnen nur die Herkunft aus Afrika. Für die Kunstszene war Gegenwartskunst aus Afrika bislang nur eine Randnotiz wert. Doch angesichts solch prominenter Künstler wie Dumas, Kentridge und Shonibare ist zu fragen, ob zeitgenössische Kunst aus Afrika nicht ein neues Marktsegment werden könnte. Fragt man Linda Givon, Direktorin der Goodman Gallery in Johannesburg, welche Bedeutung die Nationalität ihres südafrikanischen Künstlers Kentridge für seinen Erfolg am internationalen Markt habe, so protestiert sie: "Seine Nationalität spielt keine Rolle." Kentridges Arbeiten werden seit seiner Teilnahme an der Kasseler documenta X 1997 weltweit gezeigt. Seine Werke erzielen stattliche Preise. So werden die Kohlezeichnungen ab 45 000 Euro gehandelt, und das Auktionshaus Christie's versteigerte eines seiner Videos für 149 000 US-Dollar. Liebling der Kunstszene ist Yinka Shonibare. Seine Arbeiten entzücken die Sammler. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Shonibares Installationen im obersten Preissegment gehandelt werden. Sie kosten zwischen 85 000 und 500 000 Euro. Seit Ende der 90er-Jahre entwickeln sich auch die Preise für Dumas' Bilder rasant. Phillips, de Pury & Company versteigerte im Mai eines ihrer Gemälde für 880 000 US-Dollar. Doch der Erfolg dieser drei ist die Ausnahme für Künstler aus Afrika, denn generell ist das Interesse für zeitgenössische Kunst aus Afrika in Deutschland noch gering. Immerhin gibt es aber jetzt zwei bemerkenswerte Ausstellungen, die sich mit diesem Thema auseinander setzen und damit Interesse wecken könnten. Das Düsseldorfer Museum Kunst Palast zeigt mit "Afrika remix" eine Schau, die 90 Positionen vorstellt, und das Museum Bochum zeigt in "New Identities" Kunst aus Südafrika. "Nach diesen Ausstellungen wird sich der Markt bewegen", prophezeit Peter Herrmann, der seit rund 15 Jahren in Berlin eine Galerie für zeitgenössische afrikanische Kunst betreibt. "Noch ist diese Kunst völlig unterbewertet", sagt er, "denn nach wie vor haben die meisten Menschen, wenn sie an afrikanische Kunst denken, exotische Vorstellungen." Dabei studieren doch viele der Künstler im Ausland - weil es in den meisten afrikanischen Ländern kaum Akademien, Galerien und Museen gibt. Iris Buchholz, Direktorin der Brüsseler Camouflage-Initiative, die der angolanische Künstler Fernando Alvim ins Leben gerufen hat, verweist auf die notgedrungen engen Verflechtungen der afrikanischen Kunst mit der Europas. Afrikanische Künstler, die am internationalen Kunstmarkt teilhaben wollen, müssen ihre Heimat verlassen. Daher haben auch die meisten Künstler zwei Wohnsitze, wie Owusu-Ankomah aus Ghana, der in der Nähe von Bremen sein Atelier hat. Owusu-Ankomahs Arbeiten kosten 18.000 Euro (Galerie Peter Herrmann). Eine Ausnahme, was die Kunst-Infrastruktur betrifft, ist Südafrika. Dort gibt es - vor allem in Johannesburg und Kapstadt - einige Galerien, die zeitgenössische Kunst zeigen, etwa die Goodman-Gallery, "Momo" und Michael Stevenson Fine Art. Die Goodman-Gallery nimmt an der "Art Basel" teil, und die Momo-Gallery hat sich jetzt für die Londoner Frieze-Art-Fair beworben. |