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Galerie Peter Herrmann
Beitrag von Manuela Sambo anläßlich der Fachtagung Arbeitsforum Kunst aus Afrika „Von Ethnokunst zur Wissenschaft? – Die Verortung afrikanischer Kunst in der wissenschaftlichen Kunstgeschichte“

 

Wir müssen tatsächlich feststellen, dass der Großteil der Rezeption und Auseinandersetzung mit Kunst aus Afrika in den Händen der Ethnologie liegt. Abgesehen von wenigen Bemühungen, eine klare Unterscheidung zwischen der modernen u. der traditionellen afrikanischen. Kunst zu treffen, finden wir nach wie vor die Vorstellung einer Ethno-Kunst vor oder, noch schlimmer, Touristenkunst als synonym für aktuelle afrikanische Kunst. Und das, obwohl es eine extrem kreative und aktive Bewegung an zeitgenössischen afrikanischen Künstlern gibt, die jedoch nur in den seltensten Fällen in die deutsche Kunstöffentlichkeit gelangen und wahrgenommen werden.

Warum ist das so?
Dafür gibt es, denke ich, eine ganze Reihe von Gründen.

Afrika ist ein riesiger Kontinent und die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern sind groß.

Was ist überhaupt zeitgenössische afrikanische Kunst? In Afrika selbst ist dieses Thema   so gut wie nicht existent und eine nennenswerte Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst fand dort bisher kaum statt. Doch auch seitens der westlichen Kunstgeschichte   gab es in diese Richtung seit den 80er Jahren nur spärliche Bemühungen, die allerdings immer wieder Wellen des Interesses hervorbrachten, durch die wiederum einige wenige afrikanische Künstler sehr bekannt wurden.

Das heißt, was den weiten Bereich der modernen afrikanischen Kunst angeht, stehen wir vor einem riesigen unerschlossenen Terrain. Nicht nur eine sorgfältige, sozio-kulturelle wissenschaftliche Analyse der verschieden Bereiche der afrikanischen Moderne ist vonnöten sondern gleichzeitig eine gleichberechtigte Positionierung und Verankerung derselben im aktuellen Kunstkontext, sei es in Form von Ausstellungen, wissenschaftlichen Publikationen als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Fachleuten. Entscheidend finde ich auch die Integration afrikanischer Fachleute und Künstler im heutigen Kunstgeschehen.

 

Hier muss ich von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen und feststellen, dass es in Deutschland wirklich nicht einfach ist, als afrik. Künstler eine vorurteilsfreie Rezeption zu bekommen. Man wird für allerlei Ausstellungen eingeladen doch oft explizit als afrikanischer Künstler, hier spielt also der Faktor Exotismus eine Rolle. Für andere Ausstellungen ist man wiederum zu afrikanisch, wird sofort aussortiert und bekommt entweder keine Antwort auf seine Bemühungen oder Ablehnungen. Als afrik. Künstler ist praktisch unmöglich Stipendien in Dt. zu bekommen.. Ausstellungen finden nur an Orten statt, die sich vordergründig mit der Thematik auseinandersetzen. Damit aber erreicht man auch nur ein entsprechend kleines Publikum und keine Beachtung durch die Presse.

Dabei sollte man berücksichtigen, dass Afrika kein Land, wie immer verallgemeinert wird, sondern ein riesiger Kontinent und kulturell sowie gesellschaftlich mannigfaltig ist. D.h. ein Künstler aus Angola wird anders und mit einem anderen Background arbeiten als einer aus Südafrika oder aus Algerien. Abgesehen von der Kunst- und Kulturgeschichte und der Religion des jeweiligen Landes, spielen dabei Faktoren eine Rolle wie: war das Land eine Kolonie? Wie lange? Welches Land hat es kolonialisiert, denn   gerade dieser Aspekt ist entscheidend für das kulturelle leben und Weltanschauung der modernen Gesellschaft des jeweiligen Landes.

In diesem Kontext fände ich spannend, nicht nur die Unterschiede sondern eben auch die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, die es durch die Kolonisationsgeschichte zwischen Afrika und dem Westen gibt. Hierbei können Fachleute aus den versch. afrik Ländern aktiv mitarbeiten, sei es als Dozenten, fachl. Mitarbeiter oder Assistenten an Unis, genau so selbstverständlich wie ihre Kollegen aus Amerika, China oder Australien in ihren jeweiligen Bereichen es auch tun.

Es erübrigt sich somit die Frage, ob es in der Analyse der afrikanischen Kunst eine Trennung zwischen Ethnologie und moderne Kunstgeschichte geben soll. Man kann auch in Deutschland schlecht einem Cranachspezialisten für eine Untersuchung über, meinetwegen, Neo Rauch einsetzen.


 

Hier muss ich von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen und feststellen, dass es in Deutschland wirklich nicht einfach ist, als afrik. Künstler eine vorurteilsfreie Rezeption zu bekommen. Man wird für allerlei Ausstellungen eingeladen doch oft explizit als afrikanischer Künstler, hier spielt also der Faktor Exotismus eine Rolle. Für andere Ausstellungen ist man wiederum zu afrikanisch, wird sofort aussortiert und bekommt entweder keine Antwort auf seine Bemühungen oder Ablehnungen. Als afrik. Künstler ist praktisch unmöglich Stipendien in Dt. zu bekommen.. Ausstellungen finden nur an Orten statt, die sich vordergründig mit der Thematik auseinandersetzen. Damit aber erreicht man auch nur ein entsprechend kleines Publikum und keine Beachtung durch die Presse.

Was die afrik. zeitg. Kunst angeht, sollte man auch die entscheidende Rolle der Künstler der Diaspora berücksichtigen, denn, da es im Schwarzen Kontinent kaum Käufer für Kunst im Allgemeinen und noch viel weniger für Gegenwartskunst gibt, da ein Kunstmarkt im westlichen Sinne praktisch nicht existiert und die Museen ohnehin über kein Budget verfügen, um neue Kunst anzukaufen, sind afrikanische Künstler und Künstlerinnen auf ein sehr minimiertes Kaufpublikum angewiesen. Die Käuferschaft besteht zum großen Teil aus Touristen.

Was macht aber der moderne Künstler, der seine Kunstkarriere verfolgen möchte?

In oft   langwierigen und schmerzhaften Prozessen der Anpassung, sucht er den Weg der Diaspora. So ist dieser Künstler ein wahrer Wanderer beider Welten und Träger und Spiegel seiner und seines Landes Geschichte.

Darum denke ich, dass ein wahrer, gleichberechtigter Austausch auf kultureller Ebene zwischen Dt. und afrik. Ländern in diesem Kontext sehr bereichernd wäre.
Manuela Sambo wurde 1964 in Luanda, Angola, als Tochter einer Portugiesin und eines Angolaner geboren. 1984 erhielt sie ein Stipendium und zog in die DDR. Sie studierte von 1985 bis 1993 Germanistik und Literaturgeschichte in Leipzig und begann zu dieser Zeit, sich der Bildenden Kunst zuzuwenden. Seitdem widmet sie sich intensiv der Malerei.