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Pierre Granoux
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NOUS SOMMES BIEN ENSEMBLE

Der von dem französischen Künstler in seiner Muttersprache formuliert und sich farblich perfekt in die deutsche Fahne einpassende Satz ist eigentlich eher eine Frage als eine Aussage: Wer ist hier mit wem glücklich? Er, der Franzose, als Ausländer in seiner Wahlheimat Deutschland? Oder die Franzosen mit uns, den Deutschen, und all den Anderen in der kommenden Währungsunion? Oder wir, die Ossis und die Wessis in unserem neuen, großen Deutschland?

Wie sieht jemand die schwierige Wiedervereinigung in einem föderalistischen Staat, der aus einem Land kommt, dessen Geschichte Jahrhunderte lang von Einheit und Pariser Zentralismus geprägt worden ist?

Die französische Version von "Wir sind ein Volk", die eher nach einer Liebeserklärung in einem Chanson klingt, läßt die deutsche Fahne in neuem Licht erscheinen und macht nachdenklich darüber, was "politische Einheit" und "sich zusammen wohl fühlen" unterscheidet.

Ein fremder Blick, ironisch augenzwinkernd, stellt Fragen, die der deutsche Betrachter schon lange vergessen hatte. Aus diesem Blickwinkel gesehen wahrt der Entwurf die Betonung der wieder vereinten Republik und entledigt sich gleichzeitig eines unangebrachten Nationalismus, der dem Prinzip Nationalflagge als Tendenz innewohnt.

Die genannten Doppeldeutigkeiten erschließen sich in der fremden Sprache auch vielen nichtdeutschen Betrachtern. Ein eleganter Humor ergänzt die Strenge des Entwurfs kontrapunktisch.


Fahnen von 26 jurierten Künstlern waren vom 30.9. - 4.10.2001 an der Straße des 17. Juni zu sehen.

 


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