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Konsequent
organisiert er ein Gesamtkunstwerk, bei dem sich alles um den Genuß
dreht, um Sinnlichkeiten im weitesten Sinn. Trinken und Essen, manche
mögen noch einen Rauch dazu, korrespondiert mit Philosophie und
Kunst. Tangiert Möbeldesign, nennt sich Event, hat auch mit trivialer
Unterhaltung zu tun, ist ausloten von Gesprächskultur.
Geladen
werden für Essen, die während, vor und nach der eigentlichen
Ausstellung von Ohno stattfinden, meist Gäste, die in irgendeiner
Form, beruflich oder privat, mit der Kunst zu tun haben. Gegessen wird
auf speziell vom Künstler entworfenen Gedecken. Jeder Teller enthält
einen Hinweis auf die Philosophie des Essen oder Trinkens. Während
der eigentlichen Ausstellung ißt man auf dafür entworfenen
Stühlen und Tischen. Nützlichkeiten werden zur Show. Das spezielle
Regal für die Weinflaschen mit ebenso speziellen Etiketten, eine
Skulptur im Tisch, die Espressomaschine wird optisch zum Kultobjekt,
der Kondomspender erinnert an später noch Folgendes. Der Essende
ist integrierter Bestandteil des Gesamtambientes. Kunst meets Gastrosophie.
Mario Ohno
kocht ein Mehrgängemenü, gereicht werden Weine vom Feinsten.
Das Ganze wird je nach Wunsch der Besucher zwischen 60 und 120 Mark
kosten. Dieser Betrag deckt nur die Aufwendungen ohne Gewinn. Kaufen
kann der Interessierte die entworfenen Gegenstände der Ausstellung.
Grundsätzlich
gibt es zwei verschiedene Varianten für die Gäste teilzunehmen.
Die erste, man erkundigt sich ob zu einer bestimmten Zeit ein Essen
geplant ist und ob es noch Platz für eine oder mehrere Personen
gibt, die Zweite, man bucht sich als komplette Gruppe einen Abend.
Die verhängnisvolle
Entwicklung der Bauhausbewegung nach den ersten Jahren ihres Entstehens
von Reduktion in Form und Linie hin zu deren Opferung auf dem Altar
der Industrievermassung wickelt Ohno wieder gewissermaßen Rückwärts
auf. Seine Form und Farbensprache läßt auch Art Deco wieder
aufleben. Glas, Plexiglas, Gips, Stahl, Tischlerplatten, Acryl sind
nur einige der verwendeten Materialien, die Ohno so gefühlvoll
kombiniert, daß, man weiß gar nicht so recht warum, trotz
der Hommage an die Vergangenheit eine definitive Aktualität spürbar
wird. Wenn man dann von der verallgemeinerten Ebene weg die individuellen
Zeichen und Marken Ohno's sucht wird es noch eigenartiger. Der anatomisch
wunderschöne, in Gips gegossene Ausschnitt einer weiblichen Hüfte,
Oberschenkel und Vagina zeigend, umgekehrt eingelassen in Glas, ein
Ei nach oben gebärend steht für die höchste Stufe der
Ästhetik.
Offensichtliche
Hinweise und versteckte Andeutungen zu den Bereichen der Sinnlichkeit
die nach einem Sauerkirschsorbé oder einem Cabernet Sauvignon
noch kommen könnten oder sollten ist ein Anliegen des Künstlers.
Unmißverständlich der Hinweis des Kondomspenders.
Ist das
Konzept noch die Handschrift Ohno's, tauchen, wie im Titel schon gesagt,
noch weitere Personen auf. Im Atelier stand von Beginn der Ausstellungsidee
an Markus Stark, der so großen Einfluß in Gestaltung und
Organisation hatte, daß er quasi den Status des CoKünstlers
hat. Weitere Freunde wie der Beikoch Harald Rettstatt arbeiteten mit
und unterstützten die aufwendigen Vorbereitungen. Ob das Konzept
selbst oder die einzelnen Objekte, alles ist zielgerichtet nur für
die Ausstellung in der Galerie Peter Herrmann entstanden. Der Genußfreudige
Galerist hat denn auch nach Kräften positivkonditioniert, probegegessen,
flott den Wein verkostet.
Mit den
bisherigen Werkessen, die allgemein ein schöner Erfolg waren und
reichlich Buchungen verursachten, wurde sozusagen der ohnoische Eventprototyp
gestaltet. Ein bewegter Herbst in der Galerie Peter Herrmann. |