Galerie Peter Herrmann
-
Alte Kunst aus Afrika
 
zurück
 
Zur Hauptseite Bronzen
 
Weiter
 
Kopf einer bedeutenden Person


Linie
Gedenkkopf einer jungen Frau Thermolumineszenz- Expertise
Benin-Kultur, Nigeria
220 Jahre alt (ca. 1790)
Bronze
49,5 cm
young lady - expertise
 
Linie
Erläuterung

Der aufgetürmte Korallenkopfschmuck ist ein wichtiges Attribut ranghoher Persönlichkeiten des royalen Systems. Der hier gezeigte Kopf ist die Darstellung einer jungen Frau. Es tauchen allerdings Zweifel an der Echtheit auf, die nur über ein Thermolumineszenz-Analyse aus dem Weg geräumt werden können

Dieses vermutlich idealisierte Portrait kommte in wesentlich größerer Häufigkeit vor, als in der ethnologisch geprägten Literatur vermittelt wird. Es scheint ein ikonografisch verbreitete Darstellung zu sein, die in vermögenden Haushalten ein Prestigesymbol war. Gesicht, Haube und Tatauierungen auf der Stirn scheinen im Wesentlichen immer diesselbe zu sein. Die Haube gibt die Stirn frei und und baut sich großzügig nach oben auf. Vermutlich ist sie aus einem Netz von Korallen gefertigt, die seit dem 16. Jahrhundert einen gewissen Standart für wichtige Persönlichkeiten zu sein scheinen. An den Schläfen beginnend, hängen um den ganzen Hinterkopf Zöpfchen, bei denen nicht genau zu deuten ist, ob es ein Gehänge der Haube mit Korallenperlen ist oder, weniger wahrscheinlich, eventuell geflochtene Haare. Auffällig, dass die Ohren relativ groß und unrealistisch über den Zöpfchen zu sehen sind. In der Haube sind keine Rosetten eingearbeiten, wie sie bei anderen Darstellungen üblich sind.

Die Narbentatauierungen an der Stirn sind geografischer Verweis und ständischer Hinweis auf den gesellschaftlichen Rang, der hier mit zehn als der höchstmöglichste angenommen werden kann. Vier links und rechts, die jeweils im Guss erhaben berücksichtigt wurden, sowie zwei, bei denen normalerweise Eisenplättchen eingelegt wurden, die im Laufe der Jahrhunderte bis zu Fragmenten korrodiert sind. Hier beginnen an diesem Objekt allerdings erste Ungereimtheiten, da die linke Einlage nicht eingelegt, sondern mitgegossen scheint. Ebenfalls mit Eisenscheibchen intarsiert die Pupillen der Augen, bei denen bei einem unter 12facher Vergrößerung seltsame Spuren von Klebstoff ? zu sehen sind.

Die Form von Augen und Nase sind ein typisches Merkmal des Benin/Bini-Stils, wobei auffällig ist, dass Augen und Mund relativ nah am Realismus liegen, während die Nase eine kühne Abstrahierung erfährt und die Flügel über dem Mund eigentümlich abgeflacht sind.

Der Hals ist eingehüllt in ein Korsett aus Korallen und endet auf einer rechteckigen, nach unten konisch erweiterten Basis. Die Abbildungen auf diesem Sockel sind bei demselben Typus von Frau sehr variabel. In diesem Fall ist die gesamte Basis mit einem Flechtbandmuster ornamentiert.

Der Erhaltungszustand der Bronze ist nicht sehr gut und deutet auf einen Unfall. Mehrere Eindellungen über den ganzen Kopf verteilt lassen ein paar sehr starke Schläge vermuten. Die Patina scheint gewachsen, wurde aber über eine größeren Zeitraum nicht gepflegt, Das Netz der Haube, Ornamente an der Basis sowie einige Stellen im Gesicht sind nicht sehr sauber gearbeitet.

Im Internet abgebildet seit März 2016
In einem Rundbrief am 18.5.2016, auch nach Nigeria, zur Kenntnisnahme versandt



Linie
Vergleichsobjekte:   Abbildungen:
Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum Berlin - Digitale Ausstellung
Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 1-3, Berlin 1919, S. 356/ 357. Tafel 51 u. 52
Linie
 
Paula Girshick BEN-AMOS: The art of Benin, London 1995, S. 35/ 36
Linie
 
Ekpo EYO, Frank Willett: Kunstschätze aus Alt-Nigeria, Mainz 1983, S. 134.
Linie
Till Förster: Kunst in Afrika, Köln 1988, S. 110/ 111.
Linie
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 395 bis 398.

Linie Grau
Links
Iyoba Idia: The Hidden Oba of Benin

Queen Idia - The first Iyoba of Benin Kingdom

nach oben
english