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Groß und Quer

 

September - Oktober 2005
Konzipiert für den Galerierundgang Kunst Mitte Nord

Bebilderter Rundgang

 

Groß bezieht sich auf Namen. Da unsere letzte Ausstellung für den Galerierundgang als Förderprojekt mit unbekannten Künstlern besetzt war, soll nun ein Kontrast an "großen Namen" eine Zweigleisigkeit des Programms betonen. Quer bezieht sich sowohl auf die Unterschiedlichkeit der gezeigten Positionen als auch auf die dargestellten Themen selbst. Sie sehen auch große und quere Arbeiten. Kreuz und Quer.

Zum Galerierundgang in Frühjahr hatten wir mit einer französischen Gruppe ein Segment unseres Programms berührt, für das die Galerie wenig bekannt ist. Die jetzige Übersicht representiert das Typische, den dicken roten Faden.

9 von 10 Künstlerinen und Künstler umkreisen das Thema Afrika. Die eine Ausnahme steht für einen anthropologischen Ansatz innerhalb der Kunst, der sich als dünner roter Faden an vielen Punkten mit anderen berührt.

Die ausgesuchten Künstler verweisen auf einen aktuellen Umstand mit dem die Galerie verbunden ist. Die Zusammenstellung enthält eine kleine Werkauswahl die kürzlich in großem Umfang erfolgreich in Potsdam gezeigt wurde.

Diese Ausstellung hatte Musik zum Inhalt und ein absolutes Highlight: Das große und quere Balaphon von Aly Keïta. Nach unserem Wissenstand das Größte und Querste überhaupt. Während des Rundgangs wird der Musiker ein paar Einlagen auf dem diatonisch Blick- und Ohrfänger bringen.



  Weiterführende Links zu Künstler auf dieser Seite:

 

Sokari Douglas Camp 2 Drummer in Edelstahl
Jürgen Schadeberg
4 Fotografien. Jazz in Südafrika der 19fünfziger
Owusu-Ankomah Movement No 20
Susan Hefuna. Nil Delta
Chéri Samba Les fiances dans le vent et le feu
Nzante Spee David und Goliath. In Memoriam
Frédéric Bruly Bouabré 18 Papierarbeiten aus der Serie Sonne
Aboudramane 4 Tänzerinnen und Les trois moustiquaires
Laura Anderson Barbata Chilam Balam
Louzla Darabi Die neunundneunzig Namen Allahs



  Pressebild 10 x 7,5 cm, 300 dpi


 

Die derzeit gefragteste Künstlerin der Galerie ist Sokari Douglas Camp. Zu ihrem letztjährigen Höhepunkt in Deutschland mit einer Skulptur auf dem Gelände der deutschen Welle in Bonn, kam diesjährig im Rahmen von Africa 2005 in London einer neuen Arbeit besondere Beachtung zu. Vor dem Britisch Museum wurde die nun zum Verkauf freie Skulpturengruppe Asoebi, or Lace, Sweat and Tears im African Garden ausgestellt und zeitgleich ist sie von der englischen Königin für ihr Engagement in der Kunst und Bildhauerei geehrt worden. Sie erhielt den Titel Commander of the British Empire (CBE)

Aktuell ist sie in der Ausstellung Africa Screams zu sehen, die nach Bayreuth, Wien und Aalen nun in der vierten Station im Frankfurter Museum der Weltkulturen angelangt ist. Ihre Bin Laden Pieta sorgt für gewohnte Unruhe.

Ebenfalls in Frankfurt wird am 14. Dezember André Hellers Wanderzirkus Africa-Africa vorgestellt. Mit Unterstützung durch die UNESCO wurde über die Kunsthalle Wien eine Arbeit von Sokari für eine begleitende Wanderausstellung angekauft. Mit Nicole Guiraud, Barthélémy Toguo, Philip Kwame Apagya, Boubacar Touré Mandémory und Dominique Zinkpè ist sie dort gut vertreten. Mal was anderes.

Für die Ausstellung in Potsdam hatten wir aus ihrem Atelier in London als Highlight zwei elektromechanischen Drummer aus Edelstahl kommen lassen, die nun im unteren Ausstellungsraum durchs Schaufenster zu sehen sind.



 

Von Jürgen Schadeberg werden 4 Fotografien von Jazz im Südafrika der fünfziger Jahre gezeigt. Diese legendären Motive wurden im Jahre 2003 in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Berlin vorgestellt. Eröffnet wurde die Ausstellung von Frau Christina Rau und Frau Prof. Jutta Limbach.

Miriam Makeba und Hugh Masekela sind die bekanntesten Musiker dieser bewegten Epoche. Während in den Fünfzigern fast das ganze subsaharische Afrika in engem musikalischen Austausch mit Südamerika stand, orientierte sich die südafrikanische Szene vorrangig am Jazz der Vereinigten Staaten.

 

Um die emporstrebenden Musiker zu fördern schenkte Louis Armstrong seine Trompete dem jungen Hugh Masekela. Immer bei solchen Anlässen war der in Berlin geborenene Jürgen Schadeberg zur Stelle. Als einer der wenigen europäisch stämmigen Afrikaner hatte er akzeptierten Zugang zum kulturellen und politischen Leben der schwarzen Südafrikaner. Als Ausbilder vieler jungen Fotografen und als Redakteuer der bekannten Fotozeitschrift Drum, die mehr als einmal wegen Abbildungen von Schwarzen in der entstehenden Apartheitszeit in Skandale verwickelt war, genießt er bis heute großen Respekt. Einem breiten Publikum wurde er durch seine alten und neuen Aufnahmen von Nelson Mandela ein Begriff. Der Filmemacher und Fotograf lebt heute in Johannesburg.

Seit 2 Jahren tourt diese Ausstellung mit großem Erfolg in Frankreich. Als Beispiel die Ausstellung im Musée Nicéphore-Niépce, Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire) mit einem Artikel in Le Monde

Eine Auswahl von 19 Arbeiten war vor Kurzem in Potsdam zu sehen.



 

Von dem aus Ghana stammenden Owusu-Ankomah zeigen wir Movement No 20.

Owusu-Ankomah ist einer der wenigen Künstler aus Afrika, dessen internationale Karriere mit Deutschland verbunden ist. Seit über zwanzig Jahren lebt er bei Bremen. Aktuell ist er mit einer Arbeit in der offiziellen Edition des FIFA World Cup vertreten. Die Liste der Kollegen liest sich trefflich:

Tim Ayres
Tobias Rehberger
Rosemarie Trockel
Norbert Bisky
Michael Craig-Martin
Lou Brothers
Hisashi Tenmyouya
Owusu-Ankomah
Toyin Loye
Beatriz Milhazes
Sarah Morris
Jess MacNeil
Markus Lüpertz
Andreas Gursky

Fast immer verwendet der Maler Adinkra-Symbole, die er doppeldeutig als Metaphern setzt. Im afrikanischen Sinne als Symbol, von dem jedes eine eigenständige Geschichte erzählt und im europäischen Kontext als Ornament. Daurch ergeben sich unterschiedliche Betrachtungs- und Entschlüsselungsebenen, je nachdem aus welcher Kultur der Betrachter stammt.

Owusu-Ankomah Go for it, Stars und Movement No. 20



 

Susan Hefuna

Wenn sie einmal eine gut gemachte Künstler-Homepage anschauen wollen, tun sie dies hier. Die Professorin an der deutschen Akademie in Kairo hat nach mehreren

 

großen Einzelausstellung mit dem Titel x-cultural codes im Jahr 04 in mehreren Kunstvereinen und vielen Gruppenbeteiligungen einen beachtenswerten Erfolg in der Öffentlichkeit bekommen. Ein Blick auf die Vita führt Sie weiter.

Zeitgleiche Ausstellungsbeteiligungen

Zelle 05: Kreuzungen
Kloster Altzella
6.8.2005 - 31.10.2005

Regards des Photographes arabes Contemporains

Institut Du Monde Arabe, Paris
22.11.2005 - 22.1.2006

The Art of Architecture in Africa
World Financial Center Court Yard Gallery, NYC
30.9.2005 - 6.1.2006. Curator: Laurie Ann Farell



 

Chéri Samba

Chéri Samba in Paris, in New York, in Dallas, in Braunschweig, in Göteborg. Der bekannteste Künstler Afrikas tourt von einer Ausstellung zur nächsten. Es wird zunehmend schwieriger, Arbeiten von ihm zu finden. Bei Drouot-Montaigne in Paris ging kürzlich das Motiv L'espoir fait vivre von 1989 für € 39.000,- durch die Auktion und markierte damit eine neue Höchstmarke.

 

Im Zusammenhang mit dem Verkauf der größten deutschen Sammlung zeitgenössischer Kunst aus Afrika, der Sammlung Bogatzke die komplett nach Angola ging, sind etwa 25 Arbeiten von Chéri Samba nicht mehr verfügbar. Eine Auswahl davon war noch einmal in Braunschweig sehen. Jetzt müssen Sie nach Luanda.

Ein paar wenige Originale können wir noch aus privaten Sammlungen vermitteln. In der Ausstellung hängt das Bild Les fiances dans le vent et le feu. Mehrfach in Katalogen abgebildet, war es eines der Bilder aus der Braunschweiger Einzelausstellung. Das Bild Santu Papa aus eigenen Beständen hängt noch immer im Göteborger Museum für Weltkulturen.

Von der Edition Medecine de Brousse, Holzkiste mit 3 Serigraphien, Auflage 15 Exemplare und 5 Künstlerexemplare können wir noch Numeriert und signiert für € 1.950,- anbieten


 

Aus Kamerun kam der kürzlich verstorbene

Nzante Spee

 

Seine Motive dürften nach westlicher Klassifizierung als Volkskunst bezeichnet werden. Weit verbreitet in Afrika nach 1950 sind Malstile, die vom westlichen Kubismus und Surrealismus beeinflußt sind. Beides vorherrschende Elemente des Malers und Musikers aus Bamenda, der in seinen Arbeiten diese Stilrichtungen in einem ganz eigenen, sehr prägnanten Stil ausbaute. In Kamerun war und ist der Künstler sehr bekannt, weil seine Arbeiten oft einen allegorisch bissigen Humor transportieren, der aber lokale Kenntnisse voraussetzt.

1995 war der überaus beliebte Künstler das erste Mal bei der Ausstellung Around and Around in Douala dabei.

Das Motiv in der Ausstellung: David and Goliath



 

Frédéric Bruly Bouabré

Seit der letzten documenta ist es ein wenig ruhig geworden um den betagten Philosophen aus Abidjan in der Elfenbeinküste dem man in der Kulturbrauerei in Kassel einen ganzen Saal widmete.

Zur Erinnerung hängen 18 Papierarbeiten aus der Serie Sonne

Ausflug: Portikus 1993



 

Aboudramane

Tänzerinnen und Les trois moustiquaires

 

Der Künstler aus der Elfenbeinküste fehlt in kaum einer Gruppenausstellungen der Galerie. Aus der Serie sculptures mémoires die sich stark an Menschen und der Architektur Afrikas orientiert, konnten wir eine Skulptur von vier tanzenden Frauen aus dem Oevre des in Paris lebenden Plastikers in die Potsdamer Ausstellung Visualisierte Rhythmen einpassen.

Ein subtiler Humor entsteht über individuelle Doppeldeutigkeit im skulpturalen Aufbau, der sich als personifiziertes Bauwerk oder als eine konstruktivistische Wesenserläuterung umschreiben läßt.

In dem Objekt Les trois moustiquaires spielt wieder doppeldeutiges eine Rolle, jedoch in anderer Setzung. Für nicht französischsprechende ist das Wortspiel von Mouscetaires und Moustiquaires, also Musketiere und Moskitonetz in deutsch nicht leicht nachvollziehbar. Die vier Stelen als Querverweis auf Dumas’ vierten Musketier d’Artagnan sind gleichzeitig ein Verweis auf die legendären vier Musketiere, die in den 19zwanziger und dreißiger Jahren unzählige Tennisturniere gewannen. Durch Hinzufügung afrikanischer Elemente mit Symbolcharakter erhöhen sich erzählerische Bezugspunkte mindestens zur Dreiecksgeschichte.



 

Laura Anderson Barbata

 

Als im Jahre 2000 die Kuratorin Ute Meta Bauer eine Künstlerin zu der Ausstellung Growing Cities/Basic Needs in der International Women's University in Hannover vorschlagen konnte, war es Laura Anderson Barbata. In Zusammenarbeit mit der Landesbank Baden-Württemberg gab es 2001 eine Einzelausstellung. Ebenfalls mit Beteiligung von Peter Herrmann eine Einzelausstellung im Museo Kiscelli in Budapest im Jahre 2003. Danach noch Ausstellungen in New York und Mexico City.

Die jetzt gezeigte Arbeit konnte in der Einzelausstellung Fausto - El Espíritu de la Tierra - Ixbalanqué in der Galerie Peter Herrmann, obwohl vorgesehehen, nicht gezeigt werden. Was wir nun nachholen. Die aus Mexico City stammende enorm vielseitig arbeitende Künstlerin ist die eingangs erwähnte Ausnahme ohne Bezug auf Afrika. Teil ihrer Arbeit läßt sich als künstlerisch bearbeitete Sozialanthropologie definieren. Ihre Projekte mit indigenen Völkern in Mexico, Venezuela, Trinidad und Equador wurden oft besprochen und veröffentlicht.

Tlacaxipehualiztli

Atado quedará a un árbol la burla del sol. Chilam Balam
Gebunden an den Baum bleibt Co Kin, Der-Die-Sonne-Verspottet. Chilam Balam
(Doch wessen Herz sich über ihn lustig macht, den wird die Prophezeiung treffen.)

1998 Anonyme Portraits, Öl auf Leinwand auf genähten Orchideenblätter.
Collage Politychon aus 19 Bildern, jedes 45 x 35 cm



 

Louzla Darabi

 

Eine Arbeit aus der Einzelausstellung im Frühjahr mußte noch einmal gehängt werden. Die neunundneunzig Namen Allahs. Das provokanteste Bild der provokanten Ausstellung. Am 5. November ist der geplante Termin, bei dem in Mainz eine Diskussionsreihe mit Nasrin Amirsedghi beginnt, bei der das Skandalbild Scene d'amour als Auslöser der Äffäre in Göteborg hängen wird.