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Galerie Peter Herrmann
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2004



 
Loretta I
Marcia Kure
 

Links sehen Sie eine Arbeit von Wok Marcia Kure. Sie war eine von insgesamt zwölf die an dem Zyklus Künstlerinnen aus Afrika beteiligt waren. Eröffnet wurde im Januar 2005 mit einer Einzelausstellung von Sokari Douglas Camp, die bekannteste Künstlerin Afrikas. Danach waren drei Frauen aus Algerien zu sehen. Im Anschluß dann vier Afrikanerinnen die in Deutschland leben und ihnen folgend drei Karrieren aus Nigeria. Während die letzte Ausstellung bei mir in der Galerie zu sehen war, konnte ich in Kooperation mit der Galerie im Waschhaus Potsdam zeitgleich noch einmal die ersten drei Ausstellungen als Gruppe zeigen und die unseren Gästen wohlbekannte Liz Crossley noch dazu nehmen.

Eine Serie wie diese hat etwas kommerziell Suicidales. Nicht genug, ohnehin schon schwer verkaufbare Arbeiten von Afrikanern gendertechnisch allgemein mit einigermaßen bekannten Namen auszustellen, nein, es mußten auch noch Frauen sein um den Schwierigkeitsgrad noch zu doppeln. Vielleicht bekommen Galeristen einen Platz auf der heiligen Esche für besonder Leistungen. Da wäre ich immerhin schon mal Anwärter.

Ob Einzel- oder Gruppenausstellung, der Aufwand bezogen auf jeden Künstler ist derselbe. Was den Transport anbelangt ist es ähnlich. Sie können also leicht nachvollziehen, was für ein enormer Kraftakt notwendig war, diese Reihe zu realisieren. Allgemein gilt für afrikanische Kunst im internationalen Vergleicht: - die höchsten Transportkosten, die höchsten Kommunikationskosten, die schwierigste Grundsituation in der Recherche, die höchsten Flugkosten, wenig Künstler mit internationalem Niveau ergo die kleinste Auswahl, die geringste Professionalität bei der Umsetzung einer Ausstellung - und - dies kann auch nicht verschwiegen werden - die seltsamsten Vorstellungen wie eine Kooperation mit einer Galerie aussieht.

Nachdem wir knapp vierzig Adressen von Künstlerinnen kommunikationsreif vor uns im Bildschirm liegen hatten, fielen die ersten aus der Auswahl, weil sie nicht oder unsinnig antworteten. Die Nächsten wurden bei näherer Betrachtung substanzlos, Wieder bei Anderen hätte ich selbst für Fotos noch die Abzüge selbst bezahlen müssen. Bei Einigen wurde die Zeit zu knapp und ich verschob eine eventuelle Zusammenarbeit auf später. Bis dann diejenigen Künstlerinnen übrig blieben, die Sie in der Galerie sehen konnten.

Bei den neu ins Programm gekommenen Künstlerinnen konnten denn auch nicht alle für die Galerie gewonnen werden. Eine wollte, durchaus verständlich, schon für die Ausstellung in Potsdam Geld haben. Sie hätte genug vom dauernd umsonst vorgezeigt werden. Eine Andere wollte eigentlich in absehbarer Zeit als Künstlerin aufhören, was sie aber erst nach der Ausstellung sagte. Eine andere will nicht von einer Galerie vertreten werden, hat sich aber gefreut teilgenommen zu haben. Mich weniger, eine erneute Investition "blowin' in the wind". So sieht, in Andeutungen, der Alltag aus.

Es ist vermutlich nicht sehr Geschäftsfördernd, solche erzählerischen Details zu veröffentlichen. Wenn ich allerdings schon einmal dabei bin Hintergründe zu offenbaren, gebe ich dem geneigten Leser vor der nächsten Seite noch eine kleine Katastrophe preis: Nach mehreren Monaten Recherche bei der meine Mitarbeiterin Kim Bradley alle Register zog, nach allen entstandenen Kosten für Einladungen, Sockel, Rahmungen, Aufbau, Verpackungen, Transporte, Reisekosten, Hotelkosten, Miete und weiß der Kuckuck noch alles, verkaufte ich in den fünf Ausstellungen die kleinste Arbeit aus der Ausstellung mit Sokari Douglas Camp (einiges unter dem ursprünglich veranschlagten Preis) sowie eine Zeichnung von Marcia Kure. Die Geschichte eines halben Jahres.

Bevor sie nun Depressionen oder Mitleid mit dem Herrmann bekommen, eilen wir schnell noch ein wenig weiter um in immerwährendem Optimismus die Erfolge zu betonen. Für die drei noch weitgehend unbekannten Künstlerinnen Yenatfenta Abate, Louzla Darabi und Manuela Sambo darf die Ausstellung als Steigbügel gesehen werden. Im Anschluß an die Ausstellung bei mir wurde Manuela Sambo von Ute Meta Bauer zu einer Diskussion aufs Podium der Berlin Biennale eingeladen. Louzla Darabi konnte ich gemeinsam mit Chéri Samba in eine Ausstellung nach Göteborg vermitteln. Für Ingrid Mwangi und Susan Hefuna war die Ausstellung bei mir ohnehin nur ein Nebenschauplatz. Beide haben momentan eine sehr hohe Beachtung und weltweit wichtige Gruppen- und Einzelausstellungen. Um so mehr freut es, daß ich für beide einige Ausstellungen in den USA vermittlen konnte, von denen die Galerie wenigstens von der Wahrnehmung profitieren kann. Frau Hefuna hat übrigens mittlerweile ihre Professur an der Deutschen Akademie in Kairo angetreten.

Ein klein wenig hat Sokari Douglas Camp die Verluste aufgefangen. Durch den Kunst-am-Bau-Auftrag bei der Deutschen Welle in Bonn flossen wieder ein paar Euro ins Kässlein die ich, in gewohnt selbstbetrügerischer Routine, als Erfolg mit der Brechstange in den Zyklus hebelte. Wenn ich nach demselben Muster einen Verkauf an die Sammlung Weltbank in Washington buche, wird es noch ein wenig besser.

Für Frau Douglas Camp, die parallel für den 4th Plinth Wettbewerb auf dem Trafalgar Square in London nominiert war und den Zyklus eröffnete, reichte es für drei Artikel in der Welt, in der Morgenpost und einen putzig kleinen, nach fünfzehn Jahren Galerie übrigens den ersten und einzigen, in der kunstabstinenten Multi-Kulti-Postille TAZ. Danach war zuerst mal traurigerweise Schluß mit Presse. Erst gegen Ende gab es noch einen schönen Artikel in den Potsdamer Neueste Nachrichten und einen in dem kleinen, sehr engagierten Heft Kondensat. So wenig Beachtung war gemessen am Aufwand sehr schade. Um so mehr freuen wir uns über die wenigen.

Nur einige Monate nach unserer Ausstellung war es im Rahmen der Düsseldorfer Ausstellung Africa Remix erfreulicherweise Ingrid Mwangi, die in den Tagesthemen ein brilliantes Interview gab. Es war über drei Ausstellungen hinweg nur der New Yorker artnet.com der einen ausführlichen Artikel über die vier in Deutschland lebenden Künstlerinnen brachte. Harter Alltag, wie gesagt, in der Berliner Provinz.

Bevor es weiter zur nächsten Seite geht, die fünf Ausstellungen noch einmal in Übersicht:


Sokari Douglas Camp
Samta Benyahia - Nicole Guiraud
Louzla Darabi
Ingrid Mwangi - Susan Hefuna
Manuela Sambo - Yenatfenta Abate
Wok Marcia Kure - Senam Okudzeto
Otobong Nkanga

Sokari Douglas Camp - Nicole Guiraud
Louzla Darabi - Liz Crossley
Yenatfenta Abate - Ingrid Mwangi
Susan Hefuna - Manuela Sambo


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