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Der Titel klingt zunächst so als wollte man alle beteiligten Künstler und Künstlerinnen aus der Universität in Addis Abeba in Äthiopien über einen Kamm scheren, als spräche man ihnen eine eigene Bildsprache ab und unterstelle ihnen einen kollektiven Stil. Dass wir unsere Ausstellung so genannt haben, bezieht sich jedoch nicht auf unsere eigene Denkweise, sondern auf die Klischees, mit denen diese Künstler und Künstlerinnen tatsächlich konfrontiert sind. Der Ruf einer wenig individuellen Bildsprache, der Dominanz des Mediums Malerei, eines bestimmten Farbauftrags und einer sich wiederholenden Bildaufteilung und damit der Ruf von künstlerischer Isolation eilt den Absolventen vorraus.
Zusammen mit der Projektkoordinatorin und Künstlerin Yenatfenta Abate will die Galerie mit dieser Ausstellung den bestehenden Ruf hinterfragen und wenn möglich zur Korrektur dieses Missverständnisses beitragen. Die bestehende provokante Unterstellung brachte die in Hamburg lebende Yenatfenta Abate auf die Idee, in Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg einen Workshop mit Absolventen und Studenten ihrer ehemaligen Universität in der äthiopischen Hauptstadt zu organisieren. Zehn derzeitige Studenten, zehn Künstler und Künstlerinnen aus ihrer eigenen Abschlussklasse sowie fünf weitere Künstler, die auf Empfehlung der Kuratorin Meskerem Assegued aufgenommen wurden, nahmen in Addis Abeba teil und stellten später ihre Arbeiten der Galerie zur Verfügung. Ergänzt wurde diese lokal geprägte Teilnehmergruppe durch drei Absolventen des Jahrgangs von Yenatfenta Abate, die sich zur Zeit des Workshops in den USA und Deutschland aufhielten.
Das auf Fortsetzung konzipierte Projekt entwickelt seine Dynamik an der Reibung zwischen in Addis Abeba vorrangig gelehrter angewandter und unserer vagen Begrifflichkeit von autonomer oder freier Kunst und schafft so eine Basis alte westliche Begrifflichkeiten, wie "freie Kunst" und "individuell" und deren Gültigkeit vor dem Hintergrund einer möglichen Weltkunstgeschichte neu zu diskutieren.
In der Galerie sind vom 16. Juli bis zum 20. August 2005 insgesamt 28 Arbeiten zu sehen.
In der Ausstellung wird zusätzlich ein zwanzigminütiger Bericht des Äthiopischen Fernsehens über den Workshop mit vielen Interviews gezeigt. |