Reiter

Benin, Nigeria
16. Jahrhundert
Bronze
54 cm

Auffällig an diesem Reiter ist vor allem sein ungewöhnlicher Kopfschmuck. Den oberen Teil der Krone bildet ein ausgehöhlter Maiskolben oder ein Palmwedelgeflecht. Gleich darunter sind rote Schwanzfedern eines Papageien in großer Anzahl aufgereiht. Sie werden von Korallenketten im unteren Bereich abgeschlossen. Interessant ist auch der große Kragen des Reiters - vermutlich eine europäische Halskrause, die als Gastgeschenk von Holländern oder Portugiesen an den heimischen Oba überreicht wurde. Seine mit Kaurischnecken geschmückte Tunika ist dagegen ein traditionelles einheimisches Gewand. Das Flachschild aus geflochtenem Schilf ist weniger ein physischer Schutz sondern vielemehr symbolisch gemeint - ein Glücksbringer, der die unversehrte Rückkehr aus dem Krieg gewährleisten soll. Wenn die Halskrause tatsächlich auf auf eine europäische Tradition zurückgeht, ist dieser Reiter ein wunderbares Beispiel für den schon im 16. Jahrhundert vorhandenen kulturellen Austausch zwischen Europa und Afrika/ Nigeria.

Vgl.:
Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 1-3, Berlin 1919, S. 174 und 297.
Philip DARK, W./ B. FORMAN: Die Kunst von Benin, Prag 1960, S. 50.
Paula Girshick BEN-AMOS: The art of Benin, London 1995, S. 54.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 449/ 450.