Dieses Objekt ist das älteste der drei Reiterfiguren die sich auf Oranmiyan beziehen und das feingliedrigste. Die Papageienfedern schmücken die Haube hier in großer Anzahl und sind mit erheblicher Sorgfalt gearbeitet. Der Reiter sitzt erhaben auf seinem Pferd und auch das Tier strahlt Lebendigkeit und Eleganz aus. Dadurch wirkt das gesamte Objekt dynamischer und mehr in Bewegung begriffen.
Die Frage nach der Identität dieses oder ähnlicher Reiter aus Benin hat zu zahlreichen Interpretationsversuchen geführt. Luschan hat 1919 als erster den Deutungsvorschlag gemacht, es handele sich wegen ungewöhnlicher Kopfbedeckung und Kleidung um einen Fremden. Dark klassifiziert das genauer und interpretiert ihn als einen Yoruba-Krieger, auch wegen der Größe des Pferdes. Fagg geht aufgrund der Kopfbedeckung von einem Abgesandten eines Emirats im nördlichen Yoruba aus. Anderen Forschern (Tunis, Karpinski) zufolge soll die Bronze einen König aus Benin darstellen. Das konkretisiert die bekannte amerikanische Benin-Forscherin Paula Ben-Amos und bringt den Reiter mit Oranmiyan in Verbindung, dem Begründer der gegenwärtigen Dynastie (ca. 1200). Er soll aus dem Königreich Ife stammen und in Benin Pferde eingeführt haben. Nevadomsky hat zu einem ähnlichen Reiter gleich zwei Theorien aufgestellt. In einer frühen hält er ihn für den Herrscher der Igala, den Attah von Idah, und in einem späteren Aufsatz für den Oba Esigie (ca. 1504 - 1550). (Dorina Hecht, 2008)
Inzwischen habe ich so viel Unsinn von den oben genannten Ethnologinnen und Ethnologen gelesen, dass man beruhigt davon ausgehen kann, dass nichts davon stimmt. (Peter Herrmann, 2016)
Vgl.:
Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 1-3, Berlin 1919, S. 174 und 297.
Philip DARK, W./ B. FORMAN: Die Kunst von Benin, Prag 1960, S. 50.
Paula Girshick BEN-AMOS: The art of Benin, London 1995, S. 54.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 449/ 450.
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